Notizen aus Java.
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Stärke und Dauer der Strömungen haben jedoch die Monsune grofsen Einflufs.
Im Westmonsun, wenn in ‚der Bali-Strafse und an der Südküste Java’s süd-
liche und südwestliche Winde vorherrschen, ist der Fluthstrom stärker und dauert
länger, umgekehrt ist im Ostmonsun der Ebbestrom der stärkere. Seine größte
Stärke hat der Strom in und vor der engen Passage bei Kap Passier. Von
Norden kommend, kann man hier mit Ebbestrom hindurch kommen und mufs
frische Briese haben, um das Schiff im Steuer halten zu können. Ist es flau,
so wird das Schiff hülflos von der Strömung bald hier, bald dorthin getrieben,
und da. kein Ankergrund vorhanden ist, so ist dies eine mifsliche Sache. Bei
Kap Passier liegen einige, durch eine Boje bezeichnete Untiefen; die Java-Küste
ist rein und steil, und sollte man sich unter allen Umständen derselben nahe
halten. Sobald man die Enge passirt hat, erhält man an der Java-Seite schon
Ankerplätze. Der erste ist bei dem sogenannten grofsen Baum, in 36 m
(20 Fad.) Wasser. Bei Banjoewangi kann man zwischen den Bojen, welche
die Untiefen bezeichnen, in 18—27 m (10—15 Fad.) ankern; aufserhalb der
Bojen sind 36 m und mehr.
Banjoewangi ist ein kleines Städtchen, nahe am Strande gelegen. Man
sieht von See aus einige Häuser, Festungsanlagen mit einer Flaggenstange und
den Leuchtthurm, Der Handel ist nicht von. Bedeutung; es wird etwas Kaffee
und Tabak ausgeführt. Gutes Wasser, Fleisch, Geflügel, Kartoffeln und
Früchte sind stets zu haben; auch ist eine Telegraphen- und Signalstation
vorhanden. Ist man nicht wegen Wassermangels oder aus sonstigen Gründen
gezwungen zu ankern, so thut man am besten, so lange weiter zu segeln, oder
zu. treiben, als man noch voraus kommt; man findet an der Java-Seite zwischen
Banjoewangi und Sembulang überall guten Ankergrund in 11—18 m (6—10 Fad.)
Wasser, und je weiter man kommt, desto schwächer wird der Fluthstrom. Hat
man Briese, so kann man das Ankern manchmal ganz vermeiden. Nachdem der
Berg Ikan passirt ist, hört das Ankern auf. Man hat dann aber schon hinreichend
Platz zum Kreuzen, und :es ist besser unter Segel zu bleiben, selbst wenn man
etwas zurücktreiben sollte, denn der Wind ist sehr veränderlich und es fallen
oft günstige Böen ein.
Ich erhielt Nachmittags 4 Uhr einen Lootsen zwischen Dwiven und
Hartebeest-Insel, gerade mit Hochwasser. Die Ebbe brachte uns ohne Hinder-
nisse bis Banjoewangi. Hier wurde es windstill, und da der Strom uns immer
mehr nach Bali hinübersetzte und die Fluth nahte, so ankerten wir um 9 Uhr
Abends in 36 m (20 Fad.), Ost vom Leuchtthurm. Mit einer Böe aus Nordwest
gingen wir schon vor dem nächsten Hochwasser wieder unter Segel, und brachte
uns die Ebbe bis Kap Slioko. Der kommende Fluthstrom war so schwach, dafs
wir trotz der flauen Südwestbriese nicht zurücktrieben, vielmehr die raume See
erreichen konnten.
Im Indischen Ocean hatten wir in den nächsten 10 Tagen stets leichte
Südwestbriese oder Windstille und ruhige See, bis nach ungefähr 16° S-Br. und
113° O-Lg. Dann frischte der Südwestwind auf und wuchs für mehrere Tage,
bei hohem Seegang, zur Stärke 7 an, so dafs wir gereffte Segel führen mufsten.
Darauf nahm der Wind wieder ab, hielt sich aber, bald stärker, bald flauer
wehend, unveränderlich auf Südwest, bis nach ungefähr 21° S-Br und 100° O-Lg,
wo nach Windstille endlich der Südostpassat einsetzte. Von Banjoewangti bis
hier hatten wir nicht weniger als 25 Tage gebraucht. Während dieser Zeit
hatten wir klare Luft, niemals Regen und stets hohe See und lange Dünung
aus Südwest, die auch noch lange Zeit im Passat fühlbar war. Die Strömung
war unerheblich.