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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

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Notizen aus Java. 
Passoerocan ist Sitz eines Residenten, hat europäische Aerzte, Apotheke, 
Hospital, auch ein gutes Hötel, welches jedoch etwas theuer ist. Es ist einer 
der Haupt-Exporthäfen Java’s, hat aber in letzterer Zeit durch den Rückgang 
des Zucker- und Kaffeebaues, durch den Bau der Eisenbahn und die Eröffnung 
anderer Häfen sehr verloren; es werden jedoch immer noch grofse Quantitäten 
Zucker, Kaffee, Baumwolle, Tabak und anderer Artikel verladen, auch wird 
viel Reis gebaut, der aber nicht ausgeführt wird. Passoeroean hat gute Post- 
and Telegraphenverbindung, die Holländischen Europadampfer laufen an, eine 
Eisenbahn führt nach Soerabaya, welches in einigen Stunden zu erreichen ist. 
Die Bahn geht jetzt bis Probolingo; sie wird aber ohne Zweifel noch weiter 
geführt werden bis Bezoeki, Panaroekan u. 8. w. Die Stadt ist freundlich und 
3auber, nach Holländischem Muster erbaut, hat breite Strafsen, prachtvolle, 
schattige Alleen und hübsche Gärten. Es soll früher ein sehr reges Leben 
geherrscht haben, sowohl in kommerzieller als in gesellschaftlicher Beziehung; 
jetzt war es recht still und einsam dort, Folgen der schlechten Zeiten, 
Während meines Dortseins, vom 9. bis 22. Januar, also im Westmonsun, 
hatten wir stets gutes Wetter, leichte, veränderliche Winde und ruhige See, 
aufser einigen Gewitterschauern niemals Regen, und stand an der Flulsmündung 
niemals Brandung, was jedoch im Ostmonsun wohl vorkommen mag. Wir 
lagen vor einem Anker und 30 Fad. Kette stets ruhig und sicher, und wurde 
das Laden durch Wetter und Seegang niemals gestört. Die Strömung war un- 
bedeutend und unregelmäfsig, meistens längs der Küste nach Osten setzend. 
Das Wasser im Flußfs stieg mit der Fluth 0,9 bis 1,2 m, der Ebbestrom war 
jedoch bedeutend stärker und dauerte länger als die Fluth, was wohl durch 
das aus dem Inneren kommende Regenwasser verursacht wurde. 
Hat man das Tonnengeld schon früher bezahlt, so hat man weiter keine 
Hafenkosten zu entrichten, Sonstige Unkosten sind: 
Für Klarirung und Stempelgebühren Fl. 11,50, Tabangamiethe pro Tag 
Fl. 2,50, Wasser pro Leaguer Fl. 1,50, Fleisch pro '/ kg Fi. 0,30, Kartoffeln 
pro Pikul Fl. 3—4, Arbeitslohn pro Tag Fl. 1, Ballast pro Koyang Fl. 3, 
Hötelkosten pro Tag Fl. 5. . 
5. Banjoewangi und Bali-Strafse. !) 
Januar 26. 1887. 
Von Passoeroean bis Meinderts Droogte steuert man in geringer Entfernung 
längs der Küste, die überall rein ist; man hat an den hohen Vulkankegeln, 
sowie an den Leuchtfeuern von Probolingo, Bezoeki und Panaroekan gute Merk- 
zeichen. Meinderts Droogte ist ein ausgedehntes Riff, gröfstentheils unter 
Wasser, nur einzelne Sandstreifen und Felsen sind sichtbar; auf der gröfsten 
Sandinsel ist ein Leuchtthurm erbaut, welcher mit seinen drei Galerien wie 
ein großes Haus aussieht und bei Tage ebenso weit sichtbar ist wie Nachts 
das Feuer, 12 Sm. Man kann an beiden Seiten der Droogte passiren, sollte 
aber besonders Nachts nicht zu nahe gehen, da nach Ost und West das Riff 
weit ausstreckt und das Loth keinen Anhalt giebt. Von Meinderts Droogte 
steuere man auf Hartebeest-Insel und gehe nicht zu nahe der Java-Küste oder 
Duiven-Insel (Gilboa), des Stromes und der Untiefen wegen. Auf Gilboa ist ein 
gutes Feuer, das von einem weifsen eisernen Thurm gezeigt wird. 
Die Lootsen für die Bali-Straße halten sich in Kutterfahrzeugen zwischen 
Gilboa und Hartebeest-Insel auf; man ist jedoch nicht lootspflichtig und kann, 
wenn man einmal dort gewesen ist, den Lootsen ganz gut entbehren, Das 
Lootsgeld ist recht hoch; es wird nach Gröfse und Tiefgang des Schiffes be- 
rechnet und muß sofort, wenn der Lootse, der einen Tarif bei sich führt und 
Quittung ausstellt, das Schiff betritt, bezahlt werden, Es betrug für „Werner“ 
{892 Registertonnen und 19!% Fufßs Tiefgang) 140 Gulden bis Banjoewangi und 
von dort nach Süden ebenso viel. 
Die Strömung. vor und in der Bali-Strafßse ist sehr unregelmäfsig und 
stark, Im Allgemeinen gilt: Hochwasser bei Neu- und Vollmond bei Duiven- 
Insel um 3 Uhr. Die Fluth setzt nach Norden, die Ebbe nach Süden; auf 
‘) Siehe diese Annalen Jahrg. 1881 S. 441, 1882 S. 585, 1885 S. 139 und 510, 1886 
S. 275 und 438.
	        
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