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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Notizen aus Java. 
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wenn nicht in der Charterpartie ausdrücklich ein Anderes bedungen ist; nur 
Petroleumschiffe bleiben auf der Rhede. Das Löschen, insbesondere das Kohlen- 
löschen, geht allerdings rascher in Priok; aber es ist dort recht ungesund, es 
ist wohl noch kein Schiff ohne Krankheits- oder Sterbefälle von dort fort- 
gekommen, und sollte man deshalb mit Segelschiffen den Hafen vermeiden. 
Tandjong Priok ist durch Eisenbahn mit Batavia verbunden, und scheint es, als 
wenn der von der Rhede nach der Hauptstadt. führende Kanal jetzt vernach- 
jässigt würde und aller Verkehr dem neuen Hafen zugeführt werden solle. So 
ist auch das Haupthafenmeisteramt nach Zandjong Priok verlegt worden, und 
fungirt in Batavia nur noch ein Unterbeamter. Das Zeitsignal befindet sich 
jedoch noch an der früheren Stelle. Wasserboote sind wie früher vorhanden, 
ebenso Schleppdampfer. Die Boote der Schiffshändler kommen oft bis nach 
der Grofsen Kombüse, und fungiren die Wasserklerks derselben gern als Lootsen, 
Alle Untiefen in der Bai sind durch Bojen gekennzeichnet. - 
2. Rembang. 
Flaggenstange in 6° 36,5° S-Br und 111° 28‘ O-Lg. 
Vom 5. bis 15. Dezember 1886. ; 
Nach Rembang bestimmt und von Westen kommend, sollte man die hohe 
Japara-Küste bis auf mäfsige Entfernung anlaufen‘ und die kleine niedrige Insel 
Mandelike in geringem Abstande passiren. Nachdem man dann mit östlichem 
Kurse Kap Boegel passirt ist, darf man nicht früher in die Bai von Rembang 
aufsteuern, als bis man von der 5 bis 6 Sm von Kap Boegel sich erstreckenden 
Bank frei ist, was man durch häufiges Lothen ausmacht. Steuert man dann 
mit ungefähr SO-Kurs auf die Spitze Lierang zu, welche hoch ist, und hält sich 
dabei in 12,5 bis 18m (7 bis 10 Faden) Wasser, so erblickt man bald den 
niedrigen bebuschten Strand der Bai und später einige weifse Häuser, sowie 
eine lange Reihe von Hütten. Man bringe die weilßsen Häuser oder das rothe 
Dach der Residentenwohnung, welches aus dem Busch hervorragt, in Süd p. Komp. 
and steuere so lange direkt darauf zu, bis man 7m (4 Fad.) Wasser erhält; 
man ist dann ganz in der Nähe der kleinen Sand- und Koralleninseln, mit denen 
die Küste umsäumt ist, und 2 bis 21% Sn vom Strande, Die Inseln sind ganz 
niedrig, meist unbewachsen und nur aus nächster Nähe sichtbar. Innerhalb 
derselben flacht das Wasser ganz allmählich ab, so dafs man selbst mit einem 
Aachen Boote oft schon in weitem Abstande vom Strande den Grund berührt. 
Die Flaggenstange habe ich erst nach dem Vorankergehen bemerkt. Sie steht 
links vom Klubhause, ist aber niedrig und vom Busch verdeckt, wahrend das 
Klubhaus nahe am Strande mit seinen weifßsen Säulen und ebenso das rothe 
pyramidenförmige Dach der Wohnung des Residenten weit sichtbar sind. 
Rembang ist eine ziemlich bedeutende Stadt und Sitz eines Residenten, 
hat aber nur wenig Handel; es wird nur etwas Holz exportirt, und jährlich 
werden einige Ladungen Petroleum importirt; die übrigen Bedarfsartikel werden 
auf dem Landwege von Samarang oder durch Küstenfahrer herbeigeschafft. Die 
Stadt ist längs dem Seestrande zu beiden Seiten der schönen Poststrafse, die 
sich durch ganz Java zieht, erbaut. Aufser einer Anzahl Europäer und Ab- 
kömmlingen von Europäern, die meistens Beamte, Aerzte, Lehrer und Offiziere 
sind, bilden Chinesen die Mehrzahl der Bewohner und haben den ganzen Handel 
and das Gewerbe in Händen. Die eingeborenen Javanen sind nur Arbeiter, 
Dienstboten und Fischer, Von letzteren giebt es eine grofse Anzahl; die ganze 
Bai war oft mit grofsen und kleinen Fischerfahrzeugen bedeckt. Die gröfseren 
werden auch zum Landen der Ladung benutzt; sie fassen 100 bis 150 Petroleum- 
kisten. Da genügend Fahrzeuge vorhanden waren, ging das Löschen ziemlich 
rasch — 2000 Kisten den Tag; nur das Landen hatte oft seine Schwierigkeit, 
da die Landungsstelle an einem kleinen Flusse liegt, dessen Mündung so ver- 
sandet ist, dafs sie mit der Ebbe ganz trocken läuft und die flachen Fahrzeuge 
nur bei Hochwasser mit grofser Mühe hinüber geschleppt werden konnten. 
Dazu lief infolge des starken Regens im Inlande fortwährend ein rasender 
Ebbestrom. Das Zollhaus steht an diesem kleinen Filusse. Der Zollbeamte ist 
zugleich Hafenmeister und besorgt als solcher die Lukenbesichtigung und Ver- 
klarung. Letztere sollte man zu vermeiden suchen, da sie 56 Gulden kostet 
und die vorläufige Notirung des Seeprotestes nicht gestattet wird. Europäische
	        
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