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Einheitliche Betonnungssysteme.
des Winters an Stelle der spitzen oder stumpfen Tonnen, welche dem Treiben ausgesetzt sind,
Spierentonnen ausgelegt. Die Spiere legt sich bei Annäherung einer Eisscholle platt unter dieselbe
and richtet sich demnächst unversehrt wieder empor.
Das Auslegen der Seezeichen darf nur durch Personen geschehen, welche mit den Lokal-
verhältnissen vertraut sind und welche, wie z. B. die Lootsen, überhaupt im Stande sind, zu beur-
theilen, welche Ansprüche an Tonnen, Baken und sonstige Seezeichen zu machen sind und wo und
wie sie ausgelegt werden müssen.!) Die Tonnen, welche den Lootsen zur Orientirung genügen,
reichen für die weitere Schiffahrt im Allgemeinen nicht aus. Die Tonnen sollen aber den Lootsen
nicht entbehrlich machen, sondern den Schiffer in die Lage setzen, im Falle der Noth auch ohne
Lootsenhülfe einzusegeln. Die Position der Seezeichen mufs’genau durch Winkelmessung von passend
gelegenen und nach ihrer Lage genau bekannten Punkten an Land bestimmt werden. Eine Ver-
änderung in der Position oder eine Neuauslegung darf nur auf Anordnung der betreffenden Behörde
geschehen und mufs rechtzeitig durch öffentliche Bekanntmachung den Seefahrern mitzetheilt werden.
Neu entdeckte Gefahren können indessen sofort durch Tonnen, welche die Aufschrift „Gefahr“ führen,
oder sonst in geeigneter Weise bezeichnet werden, bis über die Art der Bezeichnung solcher Gefahren
von der zustehenden Behörde Bestimmung getroffen ist.
Sämmtliche Seezeichen müssen stets gut in Farbe gehalten werden, und ihre Unterscheidungs-
merkmale müssen immer 8so klar und deutlich sein, dafs Verwechselungen ausgeschlossen sind.
Ueber sämmtliche Seezeichen ist ein Journal zu führen, in welchem aufser der nach Winkel-
messung bestimmten Lage derselben das Datum ihrer Fertigstellung, ihres Auslegens oder Aufrichtens,
ihrer Einziehung oder Wiederauslegung und alle Reparaturen, welche die Seezeichen erfahren haben,
aufzuzeichnen. sind. In einer Rubrik „Bemerkungen“ sind die Zeiten und Resultate der Revisionen
und Untersuchungen, sowie sonstige wissenswerthe Angaben über die Seezeichen anzugeben.
€) Eine Definition des Begriffes „Toppzeichen“ ist nicht für erforderlich erachtet worden.
f) So sind auf der Jade im vergangenen Winter von 24 Seezeichen allein 42 Toppzeichen
eingebüfst worden.
Die vielfach gebräuchlichen Besen in verschiedenen Zusammenstellungen als Toppzeichen
kommen in Wegfall, weil dieselben leicht von der See heruntergespült werden. An ihre Stelle sind
für die Aufßsengrundbezeichnung gleichseitige Dreiecke aus festerem Material getreten. Die Auswahl
des Materials bleibt den ausführenden Behörden überlassen.
g) Eine bestimmte Farbe für die Toppzeichen vorzuschreiben, ist schon deshalb bedenklich,
weil die Toppzeichen selbst nur in gewissen Fällen, namentlich bei Bezeichnung der aufserhalb der
Fahrwasser liegenden Untiefen, obligatorisch sind. Andererseits ist nicht zu verkennen, dafs durch
die mögliche Verschiedenheit in dem Farbenanstrich des Seezeichens und seines Toppzeichens, da
das letztere an dessen Spitze angebracht, daher zuerst und vorzugsweise sichtbar ist, das Erkennen,
ob das Seezeichen ein Steuerbord- oder Backbord-, oder ein Fahrwasser- oder ein Untiefen-Seezeichen
ist, erschwert wird. Die Freigebung der Wahl des Farbenanstriches eines Toppzeichens ist aber
‚nsofern sehr wesentlich, als hierdurch die Möglichkeit gegeben wird, Uebelstände, welche im Interesse
des einheitlichen Systems an einigen Orten durch die Festsetzung von rothem und schwarzem Farben-
anstrich für die Seezeichen selbst in Bezug auf ihre scharfe Markirung vom Hintergrunde des Ufer-
‚andes nicht zu vermeiden sind, einigermafsen auszugleichen, So ist z. B. auf der E/be nach dieser
Richtung hin der weilse Anstrich der Steuerbord-Seezeichen in Berücksichtigung der Beleuchtung
infolge der Lage des Fahrwassers von NW nach SO als der praktischste befunden worden. Diese
Tonnen empfangen den gröfsten "Theil des Jahres über bei Tage das Sonnenlicht von westlicher
Richtung an ihrer dem Fahrwasser zugekehrten, Seite, es wird dadurch aber die Wirkung des hellen
Anstriches erhöht. Bekanntlich können schwarze Gegenstände bei blendendem Sonnenlichte weils
oder doch hell erscheinen. Werden nun diese Seezeichen nach den Vorschriften der Verordnung in
Zukunft roth angestrichen, so würde dadurch ihre Sichtbarkeit, mithin also ein Haupterfordernifs
jedes Seezeichens, ohn« die Licenz, die Toppzeichen weifs anstreichen zu dürfen, beeinträchtigt werden.
Nur für diejenigen Seezeichen, welche eine internationale Bedeutung haben, also für die zur
Bezeichnung der Lage von Wracks, unterseeischen Telegraphenkabeln und Quarantänegründen, ist
die Gleichheit der Farbe des Seezeichens mit dem dazu gehörigen Toppzeichen nützlich und er-
forderlich.
h) Es ist zweckmäfsig, aufser den in dem Wort „Aufschriften“ einbegriffenen Buchstaben,
Worten und Zahlen auch Figuren als ein auf das Seezeichen gemaltes Unterscheidungszeichen zuzu-
lassen, wie z. B. die Abbildung des Toppzeichens des betreffenden Seezeichens auf der Tonne selbst,
wodurch die Gefahr der Verwechselung bei etwaigem Verlust des Toppzeichens verringert wird,
i) Wo es als zweckmäfsig erachtet wird, bleibt es hiernach den ausführenden Behörden
überlassen, die Tonnen einer Seite eines Fahrwassers mit Buchstaben, die der anderen mit Zahlen
der die Fahrwasserseezeichen der einen Seite mit geraden, die der anderen mit ungeraden Zahlen
zu bezeichnen, Aufserdem können an denselben noch alle möglichen, für die Verwaltung und
Kontrole erforderlichen Abzeichen, aber nur an solchen Stellen und derartig angebracht werden,
dafs dadurch eine Verwechselung mit anderen Seezeichen nicht möglich wird.
Arabische Ziffern sind vorgeschrieben worden, um das Ablesen, namentlich bei gröfseren
Zahlen, zu erleichtern, obschon römische Ziffern sich besser markiren.
k) Es würde z. B. nicht durchaus erforderlich sein, das Rostocker Fahrwasser vom so-
genannten Durchstich, d. i. vom Beginn des Breitlings bis zur Stadt, welches etwa 11/4 Meile lang
ist, nach den Grundsätzen dieses Systems mit Tonnen zu bezeichnen, da eine Verwechselung der
Fahrwasserseite so gut wie ausgeschlossen ist, Dieses Fahrwasser ist mit langen Pfählen bezeichnet,
welche gleichzeitig auch zum Verholen und Festmachen von Schiffen dienen, die z. B. wegen un-
günstigen Windes auf der Strecke zwischen Warnemünde und Rostock liegen bleiben müssen,
Würden nun an Stelle der Pfähle Tonnen treten, so würde deren Konstruktion und Verankerung
1) Das Betonnunzswesen in den meisten Bezirken der Nordsee und in fast allen der Ostsee ist mit dem Lootse.n-
wesen verknüpft, in Bremen besteht ein besonderes Baken- und Tonuenamt, dessen Vorstand. der Barsenmeister, das Aus-
jegen der Seezeichen besorgt.