Einheitliche Betonnungssysteme,
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nung der Kieler Föhrde übernahm, stellte der derzeitige Handelsminister Exc, Maybach
die Bedingung, bis zur gesetzlichen Regelung dieser Angelegenheit im Interesse der
Handelsmarine die von der Schleswig-Holsteinischen Küste von jeher zur Anwendung
gekommene Färbung der Tonnen beizubehalten. Die gesetzliche Regelung war aber
bisher nicht erfolgt, und es lagen daher im Eingange zum Kriegshafen Kiel einsegelnd
schwarze Seezeichen an Steuerbord und weiße an Backbord, während in Wilhelmshaven
rothe an Steuerbord und schwarze an Backbord lagen.
Für Mecklenburg war von der Regierung die Sorge für das Seezeichenwesen den
beiden Hafenstädten Wismar und Rostock übertragen. Diese sorgten natürlich in erster
Linie für die Einfahrt in diese beiden Häfen. Das Litorale Mecklenburgs hat aber eine
Ausdehnung von 70 Sm und darunter sehr bedenkliche Stellen. In dieser Gegend waren
in einem Zeitraum von vier Jahren 13 Seeunfälle vorgekommen, welche sich auf die
mangelhafte Bezeichnung der Küste zurückführen liefsen. Als Folge davon wurde 1878
das Leuchtfeuer auf Buck eingerichtet, (Rede des Reichstagsabgeordneten Westphal.!)
No. 11. Mit Beginn des Hansabundes und dem Aufblühen von Bremen, Hamburg
und Lübeck, als Deutsche Schiffe ihre Fahrten bereits bis ins Mittelmeer ausdehnten,
dienten in der Weser 16 Tonnen und 7 Baken als Wegweiser, und Mitte des sech-
zehnten Jahrhunderts, als Kaiser Karl V. im Jahre 1541 dem Collegio seniorum
(Aeltesten der Kaufmannschaft) das Privilegium des Tonnenlegens bestätigte, war die
Zahl der Tonnen auf der Weser bereits auf zwanzig angewachsen, In einer im Hause
Schüttiog zu Bremen aufbewahrten alten Urkunde heifst es: Anno 1634 haben die
Schiffer vielmal um Vermehrung anderer Tonnen gegen Anbietung mehreren Lastgeldes
Ansuchen gethan, und im Jahre 1690 war die Weser bereits durch 39 Tonnen und
50 Baken bezeichnet. Damals hatten die Schiffe schon derartige Tiefe und Größe, dafs
es nothwendig wurde, ein Seezeichen weiter nach außen auszulegen, welches den
Schiffern den Weg über die gefährlichen Aufsengründe weisen sollte. Am 20. April 1664
wurde zu diesem Zwecke eine Tonne ausgelegt, welche mit einem vergoldeten Schlüssel,
dem Wappen der alten Hansestadt Bremen, gekrönt wurde und daher den Namen
Schlüsseltonne erhielt, den sie noch heute führt, Die Schlüsseltonne (s. Abbildung) ist
anscheinend das erste schwimmende Seezeichen an der Deutschen Küste aufserhalb der
Flufßmündungen, während nach einem vom trinity house zu London veröffentlichten
Verzeichnifs an der Englischen Küste ein derartiges Seezeichen erst 1684, also 20 Jahre
später als in Deutschland, ausgelegt worden ist.
Die Einführung der Dampfer hat eine erhebliche Zunahme an Fahrwassersee-
zeichen verursacht, Während 1862 93 Tonnen zur - Bezeichnung des Fahrwassers
genügten, waren im Jahre 1856 193 erforderlich. Es hat also in 24 Jahren eine Ver-
mehrung um 100 Fahrwasserseezeichen stattfinden müssen.
Auf der Elbe bewirkte die Einführung der Dampfer zwar keine erhebliche Ver-
mehrung der Tonnen, jedoch blieb sie auf die Art der Bezeichnung des Fahrwassers
nicht ohne Einwirkung. 1862 wurde das Hauptfahrwasser der Elbe von See aus bis
nach Hamburg durch 49 Tonnen an der Südseite und 35 Tonnen an der Nordseite
bezeichnet. Aufserdem lagen fünf Feuerschiffe im Fahrwasser, und an den Ufern
standen drei Leuchtthürme, eine Feuerbake und sieben Baken ohne Licht, 1886 dagegen
wurde die Südseite des Fahrwassers durch 55, die Nordseite durch 48 Tonnen bezeichnet,
Sechs Feuerschiffe, zwei Leuchtthürme, neun Feuerbaken und sieben grofse Baken ohne
Licht ergänzten die Bezeichnung des Fahrwassers durch Tonnen. Es hat also in dem-
selben Zeitraum eine Zunahme von neunzehn Tonnen, einem Feuerschiff und acht Feuer-
baken stattgefunden.
, Daß die Vermehrung der Tonnen -hier nicht in so hohem Mafse erforderlich
wurde, wie auf der Weser, mag seine Erklärung darin finden, dafs die Elbe überhaupt
schon früher in gröfserem Umfunge ausgetonnt war als letzterer Strom. So schreibt
Jakob Schuback in dem ersten Theil vom „Strandrecht“ S. 361: Gleichwie aber
die Handlung auf der Weser der Handlung auf der Elbe lange nicht beikommt, so werden
auch zur Beschützung der letzteren weit mehr Anstalten und Kosten als in Ansehung
der ersteren erfordert,
No, 12. Es ist klar, dafs ein plötzlich und unerwartet auftauchendes Seezeichen,
wie es in Gegenden, wo starker Strom und dickes Wetter vorherrschen, häufig geschehen
kann, das Gefühl der Unsicherheit erwecken muß, wenn nicht sofort aus der Art
desselben auf die Gefahr geschlossen werden kann, die es anzeigen soll.
No. 13. Die Zeichen auf der offenen See haben eine internationale Bedeutung,
werden aber zer Zeit nicht auf internationalem Wege hergestellt, sondern jede einzelne
1) In. dem vom Reichskanzler-Amt 1878 herausgegebenen Verzeichnifs der Schiffahrtszeichen
an der Deutschen Küste sind 24 Fahrwasser angeführt; von diesen haben 17 an St-B. schwarze, an
B-B. weiße Seezeichen, in 15 verschiedenen Fahrstrafsen ist die Form der Seezeichen an beiden
Seiten gleich, in 7 Fällen liegen stumpfe an St-B., spitze an B-B. Das Lister Tief war bereits, wie
die jetzige Verordnung vorschreibt, durch Stangenseezeichen an St-B. und spitze Tonnen an B-B.
gekennzeichnet.