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Die Taifune der Chinesischen Meere.
Nach 8 Uhr nahm der Sturm rasch ab, der Wind war um Mittag SzE 6.
Der Taifun blieb 200 Sm von der Nordspitze Formosas ab, und fand wahr-
zscheinlich eine Ablenkung des Windes durch diese Insel statt, denn der Wind
wurde in der vorderen Hälfte nach dem Mittelfelde eingebogen, wie die grofsen
Peilungen darthun. . .
Knipping führt aus dem Prinz Adalbert-Taifun einen Fall für das
Zurückdrehen des Windes im rechten vorderen Viertel an.
Der Wind änderte sich an Bord des „Prinz Adalbert“ wie folgt: E, NE,
ESE, EzN, SEzS; ebenso kann der Wind dicht am Stillengebiet bis zu 16 Str.
zpringen.
P Es geht aus diesen beiden Beispielen wohl mit ziemlicher Sicherheit
hervor, dafs eine Aenderung des Windes um mehrere Striche in der vorderen
Hälfte kein entscheidendes Merkmal bietet, auf welcher Seite des Beobachters
der Mittelpunkt vorübergehen wird, und sollte man in einem solchen Falle
anter allen Umständen den Gang des Barometers beobachten, bevor
man vom Beidrehen zum Lenzen übergeht.
Was endlich die Windstärke in der vorderen und hinteren Hälfte der
Taifune angeht, so wehte es unter 20 Taifunen bei 12 derselben stärker in der
hinteren, bei 8 von ihnen stärker in der vorderen Hälfte. Von letzteren wehten
6 Taifune im Südchinesischen Meere mit Kursrichtung WNW, die beiden anderen
kamen auch von dort, aber mit Kursrichtung NNE.
Unter diesen 20 Taifunen fiel bei 12 derselben in der vorderen Hälfte
am meisten Regen, bei 1 in der hinteren Hälfte, und bei 7 von ihnen währte
der Regen im ganzen Taifungebiet. Böen fanden vorwiegend in der vorderen
Halfte statt.
Genaue Beobachtungen haben ergeben, dafs es drei Arten von Tai-
funen giebt, deren Verlauf im Grofsen und Ganzen indessen derselbe ist,
nämlich:
a) einfache Taifune,
b) Doppel-Taifune, welche jedoch auf See als einfache zu behandeln sind,
c) Zwillings- Taifune, wie Knipping sie nennt, nach seinen Wahr-
nehmungen in den Japanischen Meeren. Letztere folgen rasch auf einander,
halten nahezu dieselbe Bahn ein, und pflegt der erste Taifun regelmäßig der
schwerste zu sein, Es sind bis jetzt vier solcher Zwillings-Taifune beobachtet.
[m Jahre 1883 beobachtete er zwei im Juli mit einem Zeitunterschied von
2 bezw. 6 Tagen und einen im Oktober mit einem Zeitunterschied von 2 Tagen;
die Fahrt des ersten war 55 Sm, des zweiten 38 Sm, der Kurs beider nordöst-
lich. Der vierte fand statt im September 1884 mit einem Zeitunterschied von
kaum 24 Stunden; die Fahrt beider betrug durchschnittlich 30 Sm die Stunde,
der Kurs war ebenfalls nordöstlich. Dieses rasche Aufeinanderfolgen von Tai-
funen nahezu in derselben Bahn findet aber auch zuweilen in der Südchinesischen
See statt, denn die Bahn eines neu sich bildenden Taifuns ist nach der Gegend
gerichtet, wo zur Zeit ein anderer Wirbel den Druck erniedrigt.
Am 23. September 1880 überstand ich einen Taifun an der Südspitze
von Formosa, und am 27. September traf mich ebenfalls in der Nähe der Süd-
spitze zwischen den Inseln Botel Tobago und Samasama der zweite Taifun,
gerade als wir mit 11 Schiffen auf einer Entfernung von 6 Sm zusammen waren,
Um 6" Vm. führte ich noch das grofse Bramsegel, um 7* waren alle
Segel fest, um 9% kein Segel mehr unter den Raaen, da alles Tuch unter den
Beschlagzeisingen weggeflogen war, um 10* wurde der grofse Mast gekappt,
und lag das Schiff so weit über, dafs das Wasser an der Leekante der grofsen
Luke stand. Zwanzig Minuten später befand sich das Schiff im Stillengebiet,
die Sonne schien im Mittelfelde. Seegang entstand erst im Stillengebiet, wo
das Schiff eine schwere See übernahm, aufserhalb des Mittelfeldes war das
Wasser schlicht wie im Hafen. Der Wind war in der vorderen Hälfte NNW,
hier bewährte sich also die Regel: ändert der Wind sich nicht bei fallen -
dem Barometer, so befindet man sich auf der Bahn des Taifuns und