Graph. Darstell. d. Vertheil. d. f. d. Seew. beob. Schiffe üb, d. Ind. Ocean. 327
Graphische Darstellung der Vertheilung der für die Seewarte
beobachtenden Deutschen Schiffe über den Indischen Ocean
nach geographischer Breite und Jahreszeit,
(Mittheilung von der Deutschen Secwarte.)
Da auf keinem anderen Ocean die Vertheilung der Schiffahrt, insbesondere
der Deutschen, so schr den Jahreszeiten folgt, wie auf dem Indischen, so dürfte
eine anschauliche Darstellung derselben für den Meridianstreifen zwischen 80°
und 100° O-Lg (nördlich von der Linie 80°—95°) nach demselben System, wie
es Seite 324 für die Regenverhältnisse geschehen ist, von Interesse sein. Die
dort erwähnte neue Arbeit des Herrn Dr. von Danckelman giebt eine gute
Grundlage auch für diese Darstellung, indem sie die Vertheilung der Mittags-
orte aus 427 Journalen der Seewarte von den Jahren 1868—83 aufführt,
Zuvörderst springt in die Augen die starke Zusammendrängung der
Schiffe im März in den Breiten 8° Süd bis 12° Nord; dieselbe würde noch
intensiver, wenn der Streifen 95°—100° O-Lg auch nördlich der Linie mit
hinzugezogen würde; ihre Ursache liegt, was die Jahreszeit betrifft, in dem
Vorwiegen der Reisfahrer unter den Deutschen Schiffen und in der Zeit der
Reisernte. Die Zufuhr von Reis vom Hinterlande zu den Hinterindischen Reis-
häfen beginnt Ende Januar und ist im März am stärksten. Durch die von Europa
kommenden Schiffe wird im Dezember und Januar ein zweites, schwächeres
Maximum bedingt, - welches auffallenderweise durch eine Abnahme im Februar
vom grofsen Märzmaximum getrennt ist. Dasselbe kann nicht an der geringeren
Länge dieses Monats liegen, weil dieser Einflufs bei der Ziehung der Kurven
unschädlich gemacht ist und alle Monate auf 30 Tage reducirt sind; ein Theil
der Reisschiffe kommt erst im März an; die Hauptursache davon, dafs in dieser
Gegend die Zahl der Beobachtungstage im März so viel gröfser ist, als im
Februar, dürfte in den ungünstigeren Windverhältnissen des ersteren Monats
liegen, welche die Schiffe zu längerem Aufenthalte zwingen. In vertikaler
Richtung, d. h. in Bezug auf die geographische Breite, ist die Begrenzung des
Maximalfeldes auf unserem Diagramm nach Norden hin einfach durch die Lage
der Reishäfen, nach‘ Süden aber dadurch gegeben, dafs die heimkehrenden
Schiffe in der Nähe von 15°—20° S-Br aus dem betrachteten Streifen westwärts
heraustreten, die hingehenden aber, die freilich innerhalb dieses Streifens schon
von etwa 40° S-Br an sich bewegen, im Gebiete der frischeren Winde bis
gegen 10° hinunter rascheren Fortgaug haben und darum weniger sich auf-
halten, als in dem malligen Wetter in der Nähe des Aequators, Hinzu kommt
freilich auch das Schmälerwerden des Streifens in höheren Breiten durch die
Konvergenz der Meridiane.
Zwischen 10° und 20° S-Br kommt ein Element hinzu, welches sich
ziemlich gleichförmig über das runde Jahr vertheilt, nämlich die von Ostasien
und den Sunda-Inseln heimkehrenden Schiffe, welche in diesen Breiten unseren
Streifen schneiden, Daher in diesen Breiten die Brücke über den nördlich und
südlich davon so leeren Zeitraum August bis Oktober, ;
Zwischen 20° und 40° S-Br sind es fast nur die von Europa kommenden
Schiffe der Reisfahrt, welche wir in diesem Streifen antreffen, da die nach der
Sunda-Strafßse und den östlichen Passagen bestimmten Schiffe nur den südöst-
lichsten. Theil dieses Gebietes streifen. Dementsprechend sind hier die Schiffe
im Dezember weit häufiger, als in den anderen Monaten, und wir sehen den
betrachteten Meerestheil zwischen 80° und 100° O-Lg bis 33° S-Br hinauf in
den Monaten April bis September gänzlich veröden, während weiter südlich bis
40° zwar in allen Monaten Schiffe sich finden, jedoch im Dezember dreimal so
viel, als im Durchschnitt der Monate März bis Juli. S
In diesen höheren Breiten mischen sich auch nach Australien bestimmte
Schiffe zu den übrigen, doch gehen dieselben weit häufiger noch südlich von
40° S-Br, und ist ihre Zahl unter den Deutschen Schiffen überhaupt relativ
unbedeutend. :