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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte. 
selbst 40 bis 44 Tage in Anspruch, Auf der Strecke bis 30° N-Br waren die 
Verhältnisse bis gegen Mitte September nicht gerade ungünstig; dann traten 
jedoch, hervorgerufen durch das Erscheinen einer tiefen Depression im Westen 
von Irland, südliche und südwestliche Winde ein, die ununterbrochen bis zum 
25. September anhielten, und deren Bereich sich meistens bis 30° N-Br er- 
streckte. Die Schiffe „George“, „Else“ und „Juno“, die anfänglich noch einiger- 
malsen rasch vorwärts gekommen waren, wurden auf diese Weise noch im 
Süden von 40° N-Br längere Zeit aufgehalten. Die später den Kanal verlassen- 
den Schiffe erlitten dagegen die Verzögerung der Fahrt auf dem ersten Theile 
des Weges. Nach dem 25. September stellte sich mit der Ausbildung eines 
Maximums bei den Azoren für sie eine günstigere Wetterlage ein, so dafs die 
Fortsetzung der Fahrt jetzt rasch von Statten ging. Die Hauptursache der 
langen Reisen bestand jedoch in den sehr widrigen Verhältnissen, welche von 
den Schiffen der zweiten Gruppe in der Aequatorialzone angetroffen wurden. 
Mit Ausnahme von „George“ legte kein Schiff die 10° Breite in weniger als 
12 Tagen zurück. Auf den Reisen von „Juno“, „Rossini“ und „Canopus“ er- 
forderte das Zurücklegen dieser kurzen Strecke sogar die sehr lange Zeit von 
15 bis 17 Tagen. ; 
Zur dritten Gruppe sind die Schiffe zu rechnen,. welche die Fahrt vom 
20. September bis zum 21. Oktober antraten. Diese hatten mit Ausnahme von 
„Border Chief“, welches Schiff eine abweichend rasche, und „Ceder“, welches 
eine abweichend recht lange Reise machte, wieder eine Reise von mittlerer 
Dauer, 30 bis 34 Tage. Die Reisen verliefen verschieden. Die Schiffe, welche 
den Kanal zu Anfang Oktober verliefsen, fanden in dem Nordwinde, den das 
westlich von Europa lagernde Maximum hervorrief, eine sehr günstige Gelegen- 
heit für den ersten Abschnitt ihrer Fahrt, wurden aber ziemlich lange zwischen 
10° N-Br und dem Aequator aufgehalten. Dagegen trafen die später abfahren- 
den Schiffe auf dem Wege zum Passatgebiete vom 12. Oktober an wieder auf 
hinderlichen südlichen und südwestlichen Wind, während sie in der Aequatorial- 
zone wie auch im Passat etwas günstigere Verhältnisse als ihre Vorsegler an- 
trafen. „Border Chief“ gewann gegen seine Mitsegler vornehmlich im Süden 
von 10° N-Br. Er legte die Strecke von dort bis zur Linie in 10 Tagen 
zurück, während „Melusine“ 15 und „Ceder“ 20 Tage dazu gebrauchte. 
Eine rasche Reise, von 25 und weniger Tagen Dauer, machten die Schiffe 
der letzten Gruppe, deren Reiseantritt in den letzten Tagen des Oktober und 
zu Anfang November erfolgte. Die Fahrten verliefen recht günstig, sowohl 
aufserhalb als in der Passatregion, vornehmlich aber auf der Strecke zwischen 
10° N-Br und der Linie, welche in der kurzen Zeit von durchschnittlich 5 Tagen 
zurückgelegt wurde. Die beste Reise — 22 Tage vom Kanal nach der Linie — 
wurde von dem Schiffe „Deike Rickmers“ gemacht, Die Gunst der Wetterlage, 
welche diese Fahrten ermöglichte, bestand zunächst darin, dafs Ende Oktober 
and Anfang November ein Gebiet hohen Luftdruckes über den Britischen Inseln 
und Mitteleuropa lagerte, wodurch vor dem Kanal östliche Winde hervor- 
gerufen wurden, In den folgenden Tagen bildete sich ein hohes Maximum in 
der Gegend nordöstlich von den Azoren, das sich später noch etwas südwärts 
verschob und sich hier fast ununterbrochen bis zum 24, November erhielt. Die 
Schiffe fanden infolge dessen, nachdem sie mit östlichem Winde ihre Reise an- 
getreten hatten, zunächst nördlichen Wind, der sie rasch ins Passatgebiet führte, 
und dann später einen frischen bis in niedrige Breiten durchstehenden Passat, 
Hinsichtlich der eingeschlagenen Routen giebt der Verlauf der Reisen 
vom Kanal nach der Linie zur Erörterung keine Veranlassung. Im Ganzen 
und Grofsen wurde die Route stets so gewählt, wie es den angetroffenen Ver- 
hältnissen am meisten angemessen war. 
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4. Reisen von Süd nach Nord. 
Die Reisen vom Aequator nordwärts nach dem Kanal waren im Herbste 
1883 zum gröfsten Theile von recht langer Dauer. In mehreren Fällen nahm 
die Fahrt über 50, in einem Falle selbst 56.Tage in Anspruch. Dagegen 
wurden auch mehrere ziemlich gute Reisen von 30 bis 34 Tagen Dauer gemacht. 
Sie verliefen im Allgemeinen in der zweiten Hälfte der Jahreszeit günstiger, 
als in der ersten, denn während sich für die Reisen der Schiffe, welche 10° N-Br
	        
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