Tiefseelothungen im Indischen Ocean.
diese Vorsichtsmafsregel aufser Acht gelassen hatte, mufsten wir das von der
Lansche empfangene Wasser wieder weglaufen lassen und benöthigten dann
drei Tage, um mit dem Grofsboote unsern ganzen Bedarf an Bord zu schaffen.
Fässer zum Transportiren von Wasser sind in La Union nicht zu haben. Die
Behörde gestattet das Wasserholen nicht, wenn das Schiff in einem weiteren
Abstande von der Stadt vor Anker liegt. Auch wir wurden, als wir zuerst
21 Sm von der Stadt entfernt geankert hatten und ich mit dem Grofsboote
und leeren Tanks hinaufging, um letztere mit Wasser aufzufüllen, daran ver-
hindert und mufsten unverrichteter Sache an Bord zurückfahren. Erst als wir
nahe an die Stadt gelegt und der Hafenmeister mit einem Zollbeamten dem
Schiffe einen Besuch gemacht und die üblichen Geschenke in Empfang genommen
hatten, wurde uns die Erlaubnifs zum Wasserholen ertheilt,
Die Kosten in La Union waren: 5 Doll. für den Hafenmeister und
3 Doll. an Stempelgebühr. Das Wasser kostet nichts, wenn man es mit dem
eigenen Boote und den eigenen Leuten an Bord holt.
Ueber die Windverhältnisse im Golf von /Fonseca möchte ich noch
Folgendes bemerken: Von Ende Februar bis Anfang Mai wechseln Land- und
Seebriese regelmäfsig; erstere ist nur leicht und weht von 10* p. m. bis 9* a. m.
aus der Richtung NE bis NNW, letztere, welche um 11* a. m. einsetzt und bis
8 p. m. dauert, weht frisch aus S bis SW. In dieser Jahreszeit ist die Luft
sehr dunstig über dem Lande, so dafs dasselbe häufig nur einige Seemeilen
weit sichtbar ist. Mai bis Oktober ist die Regenzeit; das Wetter ist dann
unbeständig, und harte Böen von E mit Regen treten auf. Bei ruhigem Zu-
stande des Wetters wehen dann leichte veränderliche Winde aus NE und NNE.
Von Oktober bis Februar sind harte Norder zu erwarten, die mitunter über
eine Woche anhalten und den Verkehr auf der Rhede von La Union und mit
dem Lande total unterbrechen, da die Boote nicht abkommen können. In den
Zwischenpausen, wenn keine Norder wehen, sind flaue veränderliche Winde aus
allen Richtungen vorwiegend.
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Tiefseelothungen im Indischen Ocean.
Die folgenden Lothungen!) wurden von dem Britischen Vermessungs-
schiffe „Flying Fish“ auf der Reise von Port Darwin, in einem Abstande von
etwa 100 Sm an der Südküste Java’s entlang bis zur Sunda-Strafse, über
Christmas-Insel, nach Ceylon und von hier nach Aden, ausgeführt und dienten
hauptsächlich dazu, um über einige in den Karten verzeichnete Bänke und Un-
tiefen Gewiflsheit zu erlangen und deren Existenz zu widerlegen.
Im Jahre 1884 wurde von südlich der Insel Savw in‘ 11° 6‘ S-Br und
121° 51‘ O-Lg gesehenem entfärbtem Wasser berichtet, was auf das Vorhanden-
sein einer Untiefe an dieser Stelle deutete; die nachstehende dritte und vierte
Ua ergaben an dieser Stelle tiefes Wasser und keine Spur von einer
ntiefe.
Lothung 9 bis 12 sind in der Umgebung von Christmas-Insel genommen
and zeigen die steile Erhebung dieser vom Meeresboden aus.
Ungefähr 400 Sm westlich von Christmas-Insel und nördlich der Kokos-
Inseln, auf 9° 53‘ S-Br und 97° 48‘ O-Lg, war in den Karten eine Untiefe
mit 7 Fad. (13 m), „Glendinning“ benannt, angegeben. Der „Flying Fish“ fand
an dieser Stelle Tiefen von 4023—5633 m (2200—3080 Fad.), Lothung 14—20.
Die nächsten Lothungen fallen an die Südwestküste von Ceylon. Hier
sollte in 6° 4‘ N-Br und 79° 13‘ O-Lg eine Bank, die Behar-Bank, mit 30 Fad.
(55 m) liegen; dieselbe konnte jedoch nicht aufgefunden werden, vielmehr war
das Wasser in der Umgebung überall gleichmäfsig tief.
Auch die ziemlich in der Mitte zwischen Kap Comorin und Kap Guar-
dafui, in 9° 31‘ N-Br und 59° 55‘ O-Lg, auf der Karte eingetragene 36 Fad.-
(66m-) Bank „City of Boston“ erwies sich als nicht vorhanden, indem 9 Lothungen
\ „Notice to Mariners“, London 1887, No. 114.