Bemerkungen über Montevideo und Charleston, S. U.
16, welche von tüchtigen, examinirten Kapitänen geführt werden, und von denen
drei mit Bergungs- und Feuerlösch-Apparaten versehen sind. ;
Quarantäne. Alle Schiffe, welche vom Auslande kommen, müssen bei
der Quarantänestation erst die Visite der Gesundheitsbehörde abwarten und
haben den Anordnungen derselben, bei Vermeidung einer schweren Strafe, aufs
atrengste Folge zu leisten. Schiffe, die von einem solchen Hafen kommen, in
dem eine ansteckende Krankheit (Gelbes Fieber, Cholera etc.) herrschte, werden
zur Abhaltung ihrer Quarantäne nach dem Sapelo Sownd bei Doboy beordert.
Auch Schiffe, die zwar mit einem Gesundheitsattest versehen sind, aber aus
einem tropischen Hafen kommen, sind quarantänepflichtig. Der strengen Hand-
habung der Quarantäneverordnungen ist es zu danken, dafs der Gesundheits-
zustand Charlestons und dessen Umgebung im Allgemeinen ein so vortrefflicher ist.
Die Temperatur der Luft ist in dem Winterhalbjahr nach unseren
Begriffen milde und angenehm; nur selten sinkt sie unter den Gefrierpunkt,
Dahingegen wird es in den Sommermonaten — Mai bis September — manchmal
unerträglich heifs; und eine Hitze von 38—40° C. ist dann durchaus keine
Seltenheit. Nach den Berichten der meteorologischen Station in Charleston
betrug die durchschnittliche Temperatur der Luft daselbst: im Juli 1884 27,9°,
im Juli 1885 27,8°, im Januar 1884 8,1° und im Januar 1885 104° C, )
Export und Import. Der Export nach dem Auslande repräsentirte
im Jahre 1885 einen Werth von 18 783 047 Doll., der Import einen solchen von
494 690 Doll. Die Hauptausfuhrartikel sind: Baumwolle, Holz, Harz, Terpentin,
Phosphate und Reis; der Import besteht, außer aus Stückgütern, namentlich
aus Düngsalz, welches von Hamburg eingeführt wird. Die meisten fremden
Schiffe kommen in Ballast ein. Die nachstehenden Zahlen lassen erkennen,
welche Bedeutung Charleston als Ausfuhrhafen von Baumwolle erlangt, und wie
dieser Handel, im Vergleiche mit demjenigen anderer Häfen, speziell im Ge-
schäftsjahre 1884/85 gegen das Vorjahr zugenommen hat.
Es wurden mehr verschifft:
923
von
”
Y
Charleston...
Savannah . . 0.
den Virginischen Häfen .
New Orleans . .
dagegen weniger:
Galveston und Indianola 130004 „ „ 215
Mobile und Pensacola . 42179 „ 144
Häfen nördlich von Kap
Hatterag . . . . 39882 „556 „
83 577 Ballen od. 19,5pCt. des vorjährigen Exports,
70019 „ 10,7 x
28731. „ 50 .
12716 „ 08
vr
;
Ze
Im Jahre 1883/84 betrug die Zahl der in Charleston angekommenen
Schiffe 1006, mit einem Raumgehalt von 630877 Reg.-Tonnen, im Jahre 1884/85
985 Schiffe mit 675 409 Reg.-Tonnen. Von den letztgenannten waren 239 Aus-
länder (48 Dampfer und 191 Segler) und 746 Amerikaner (306 Dampfer und
440 Segler). Die Amerikanischen Schiffe waren meistens Küstenfahrer,
Unkosten. Die Schiffsunkosten sind, wie schon erwähnt, im Allgemeinen
mäfsig; nur Schiffe, welche Baumwolle laden, haben, wie in allen Baumwollen-
häfen, die bedeutenden Auslagen von 50 Cts. für Stauen und 70 Cts. für Pressen
pro Ballen und eine Versicherungsprämie für die Baumwolle, während diese
sich in der Presse hefindet, zu tragen. Laut Chartepartie ist der Kapitän ver-
pflichtet, den Stauer des Abladers zu beschäftigen, und da es nur einen solchen
giebt, hat dieser alle Schiffe in Händen. Aufserdem hat derselbe .sämmtliche
Werften für Baumwolleverschiffungen gemiethet. Wäre das Stauen der Baum-
wolle der freien Konkurrenz überlassen, so würde der Stauerlohn anstatt 50 Cts,
vielleicht nur 25 oder gar 20 Cts. pro Ballen betragen, wobei sich der Stauer
immerhin noch ganz gut stehen würde. Die Ablader halten aber mit grofser
Zähigkeit an den bisherigen Zuständen fest, die jedenfalls in ihrem Interesso
sind. Ich darf wohl sagen, dafs in wenigen Chartepartien die Bedingungen in
so überwiegender Weise zum Vortheile des Kaufmannes und zum Nachtheile
des Schiffes gestellt sind als bei den Baumwollechartern. Auch der Gebrauch,
dafs der Kapitän schon für einen Theil seiner Ladung Konnossemente zeichnen