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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Der Gebrauch von Oel zur Beruhigung der See. 
rath, so lange es nöthig ist und der Vorrath nicht ergänzt werden kann, zu 
reichen. Thatsächlich kommt es auch nicht auf die Menge des gleichzeitig ver- 
brauchten Oels an, sondern es läfst sich mit einer äußerst geringen Quantität 
derselbe Effekt erzielen, wie mit einer grofsen; die Hauptsache ist ein kon- 
tinuirlicher Gebrauch, so dafs die das Schiff umgebende Oelschicht, deren Be- 
reich das Schiff gar bald entweder durch seine Fahrt oder Abtrift entrückt 
wird, fortwährend durch eine neue ersetzt wird. Ein tropfenweiser Ausflufs des 
Oels genügt, und ist dies ein wesentliches Moment für die Anwendbarkeit dieses 
Mittels. 
Nur wenige Berichte sprechen sich über die Menge des Oelverbrauchs 
aus; Kapt. Bailey (Beispiel 24) bezeichnet zwei mit Je 4'/ Liter (4 Quart) 
Oel gefüllte Säcke als ausreichend für 3 Stunden beim Lenzen, für. 4 Stunden 
beim Beiliegen; auf dem Dampfer „Napier“ (Beispiel 7) wurden in 2'/ Stunden 
zwei Säcke mit je 2 Gallonen (9 Liter) Lampenöl verbraucht; auf der Bark 
„Maud Scammel“ (Beispiel 11) in derselben Zeit eine Kanne mit 5 Gallonen 
(22!/a Liter), während Kapt. Sparks auf dem „Assyrian Monarch“ (Beispiel 30) 
nur 1 Pint (!2 Liter) pro Stunde und Kapt. Robinson auf dem Dampfer 
„Erin“ (Bericht unter den Beispielen nicht aufgeführt, „Pilot Chart of the 
North Atlantic Ocean“, Mai 1887) 2 Gallonen (9 Liter) in 12 Stunden ver- 
brauchte. Ueber die während einer bestimmten Zeit nothwendige Verbrauchs- 
menge Jäfst sich nach den bisherigen Erfahrungen noch nichts Näheres fest- 
stellen, es wird dieselbe auch stets mit den Verhältnissen varliren; ob und 
welche Rolle die angewandte Oelart hierbei spielt, läfst sich nicht angeben; so 
viel steht aber fest, dafs eine sehr geringe Quantität schon genügt, um aufser- 
ordentliche Wirkungen hervorzubringen. 
Als Ausgulsgefäfse sind in den meisten Fällen Segeltuchsäcke an- 
gewendet, meistens mit, seltener ohne Löcher, entweder mit oder ohne Werg- 
oder Twistfüllung; in einzelnen Fällen wurden auch Kornsäcke genommen, über 
dieselben berichtet Herr A. Inglis, Hafenmeister von Port. Adelaide (Beispiel 32), 
dafs sie sich ohne Löcher besser bewährt hätten, als Segeltuchsäcke mit 
Löchern. Häufig wurden auch die Klosetröhren als Ausgufs für das Oel be- 
nutzt, nachdem sie, um ein zu schnelles Auslaufen zu verhindern, mit Werg 
oder Twist gefüllt waren, durch welches das Oel nur langsam hindurchträufelte. 
Diese Ausgufsmethode hat sich sowohl, wie die Säcke als brauchbar erwiesen. 
Die Größe der gebrauchten Säcke war verschieden, doch scheinen solche von 
ca 4 Litern Inhalt die gewöhnlichsten gewesen zu sein. MNach diesseitigem 
Dafürhalten ‘ sind diejenigen Säcke die besten, welche ein langsames Durch- 
sickern des Oels auf einer möglichst grofsen Fläche zu Gunsten einer feinen 
und ausgedehnten Ausbreitung desselben gestatten; die loseren Gewebe, bei 
welchen das Oel durch alle Poren treten kann, sind daher auch den festeren, 
bei welchen der Austritt des Oels erst durch angebrachte Löcher ermöglicht 
und auf diese beschränkt bleibt, vorzuziehen. Bei der Wahl des Stoffes mufs 
jedenfalls auf das zur Anwendung gelangende Oel Rücksicht genommen werden, 
je dickflüssiger das letztere, desto weitmaschiger mufs das Zeug oder desto 
gröfser die Ausflulslöcher sein, Nach dem eben ausgesprochenen Grundsatze 
siud ferner unter Berücksichtigung einer genügend leichten Hantirung grofse 
Säcke erwünscht, welche den gleichzeitigen Austritt des Oels auf eine grofse 
Fläche vertheilen. 
Ueber die Anbringung der Oelsäcke sprechen sich fast alle die Frage 
berührenden Berichte dahin aus, dafs dieselben nicht im Wasser nachschleppen 
dürfen, sondern über der Wasseroberfläche aufgehängt sein müssen. Die an 
einer langen Leine nachschleppenden Säcke werden nicht.nur dadurch unwirksam, 
dafs sie hin- und hergeschleudert, gegen die Bordwand geschlagen und be- 
schädigt oder an Bord geworfen werden, sondern dafs durch den Druck des 
den Sack umgebenden Wassers auch der Austritt des Oels erschwert resp. ver- 
hindert wird. Die besten Erfolge sind erzielt worden durch ein Aufhängen des 
Sackes zwischen Wind und Wasser, d. h. etwas über der Wasseroberfläche, so 
dafs derselbe beim Ueberholen des Schiffes nach dieser Seite gerade ins Wasser 
taucht. Die in dieser Lage beiden Elementen ausgesetzten Oeltropfen werden 
sowohl durch die Gewalt des Windes als der Spritzwellen zerpeischt und zer- 
stäubt, und in dieser feinen Vertheilung liegt der Vortheil dieser Anbringungs- 
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