Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

298 
Der Gebrauch von Oel zur Beruhigung der Sen, 
ruhte meiner Ansicht nach drei oder vier Stunden lang unsere ganze Sicherheit 
auf dem Gebzauch der Oelsäcke. Mittags hielten wir ab und hingen an jede 
Seite der Kreuzrüst einen Oelsack, gleichzeitig etwas Oel durch die Klosetrohre 
giefsend. Beim Beiliegen im westlichen Sturm versuchte ich den vorderen Oel- 
sack wegzunehmen, doch nach kaum 10 Minuten kam die See vorne über, lüftete 
die Deckladung und überfluthete das ganze Vorschiff, während vorher und 
später, nachdem der Sack wieder angebracht war, kein Wasser übergenommen 
wurde. Die Wellenkämme kamen wie die Brandung am Gestade auf uns zu, 
sobald sie aber das Oel erreichten, waren sie verschwunden. — Kein Schiff 
sollte ohne genügenden Vorrath von Oel in See gehen. Fischöl jeder Art ist 
das beste; Petroleum ist besser wie gar keins. Leinöl breitet sich nicht 
so rasch aus, als Fischöl. Ich habe alle vegetabilischen Oele gebraucht, fand 
aber nie etwas Besseres, als Delphinöl. Beim Gebrauch in Säcken mit Werg 
geht viel verloren, 1 bis 3 Gallonen werden ein Schiff aber durch jeden Sturm 
bringen, bis die See wieder regelmäfsiger wird und nur noch sehr wenig Oel 
erforderlich ist, Ich glaube unbedingt, daß, wenn genug Oel verwandt wird, 
schwere Stürme nicht gefährlicher sind, als gewöhnliche kräftige Winde. Bei 
stundenlanger Beobachtung habe ich nie einen Wellenkamm gesehen, wenn die 
Oberfläche geölt war.“ 
21. Die Amerikanische Bark „Jose E. More“, Kapt. Johnson, hatte in 
28° 10‘ N-Br und 73° 30‘ W-Lg den Oktober-Orkan 1884 zu bestehen. Der 
Wind nahm schuell zur Gewalt eines Orkans zu, das Barometer fiel, und eine 
schwere See kam auf; das Schiff wurde vor den Wind gebracht. Die Wellen 
drohten das Schiff von hinten zu überbrechen und machten seine Lage sehr 
gefährlich; die Decke waren voll Wasser, und es erschien nicht möglich, das 
Schiff an den Wind zu bringen. Da wurden zwei Sacktuch-Beutel nahezu mit 
Werg gefüllt und auf dieses Leinöl (paint-oil) gegossen, welches, nachdem die 
Säcke auf beiden Seiten des Hinterschiffes über Bord gehängt waren, auf die 
See tröpfelte. Die Wirkung war sofort ersichtlich, die Wellen brachen sich 
Zu mehr in der Nähe des Schiffes und gaben zu keiner Befürchtung mehr 
rund. 
22. In einem Nordwest-Sturm beim Kap Hatteras am 2. März 1885 ver- 
wandte Kapt. Tregarthen auf dem Dampfer „Marmanhense“ dasselbe Oel. 
Der Wind wehte mit der Gewalt eines Orkans, es stand eine enorme See, die 
über Bord schlug und grofsen Schaden anrichtete; das Schiff lag sehr schlecht 
und wollte weder steuern noch auf der See liegen. Es wurden deshalb die 
Becken der Klosets nit Werg gefüllt, auf dasselbe Leinöl (paint-oil) gegossen 
und zwei Leute daselbst stationirt, um, wenn nöthig, das Oel wieder zu er- 
neuern. Gleichzeitig wurde ein ebenso gefüllter Segeltuchsack an einer einige 
Faden langen Leine am Luv-Krahnbalken angebracht. Das Schiff lag jetzt viel 
ruhiger, konnte besser auf der See gehalten werden und nahm kein Wasser 
mehr über, Bis auf eine Entfernung von 30 Yards (27m) zu Luvard vom 
Schiffe blieb die See ohne Wellenkämme und hätte mit vollkommener Sicherheit 
ein Boot zu Wasser geführt werden können. 
23. Kapt. Murrel vom Englischen Dampfer „Surrey“ berichtet, dafs 
er auf der Reise von Baltimore nach London im März 1886 schwere Stürme 
aus WNW hatte, von hoher durcheinander laufender See begleitet, welcho die 
Decke unter Wasser setzten und grofses Unheil anrichteten. Er füllte die 
Klosets mit Werg und Twist und gofs Maschinenöl hinein, bis der Twist 
vollständig damit gesättigt war und das Oel allmählich heruntertropfen lie(ls, 
Die Wirkung war wunderbar, keine See kam mehr an Bord. Sowie in der 
Nacht das Oel verbraucht war, kam fast augenblicklich eine schwere See auf 
Deck, welche den Mann vom Steuer rifeg und anderen Schaden anrichtete. Die 
Klosets wurden hierauf nochmals mit Oel gefüllt, worauf alles glatt ging; das 
Schiff lief 18 Stunden lang, ohne Wasser überzunehmen. Die „Surrey“ hatte Vieh 
geladen, und Kapt. Murrel schreibt die Erhaltung desselben lediglich dem 
Gebrauche des Oels zu. 
24. Kapt. Bailey von der Bark „Nehemiah Gibson“ berichtet, dafs er 
am 13. März 1885 in 29° 15‘ S-Br und 164° O-Lg vor einem herannahenden 
Orkan mit Wind und schwerer Seo von achtern gelenzt habe. Er nahm zwei 
Segeltuchsäcke, durchlöcherte sie mit der Segelnadel, füllte sie mit Delphinöl,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.