Der Gebrauch: von Oel zur Berahigung der See:
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16. Kapt. Holdich machte in einem Sturm südlich von Neu-Seeland
Versuche mit Oel. Ein aus Segeltuch No. 6 gefertigter Sack wurde mit
>/« Gallonen Fischöl gefüllt und an zwei Leinen ungefähr 15 Faden nach-
geschleppt, hatte aber keinen Nutzen. Nachdem dann mit einer Segelnadel
einige Löcher in den Sack gestochen waren, breitete sich das Oel freilich auf
dem Wasser aus, es war aber zu weit vom Schiffe entfernt, um demselben zu
nützen; das Schiff nahm dabei eine starke Sturzsee über, welche grofsen Schaden
an Deck anrichtete. Es wurden nun noch mehr Löcher im Sack angebracht
und derselbe am Heck aufgehängt; das Oel verbreitete sich jetzt mehr über
das Schiff, als über die See. Endlich am Steuerbord-Krahnbalken befestigt, so
dafs der Sack gerade über der Wasseroberfläche hing, wurde ein Erfolg erzielt.
Das Oel hatte Zeit, sich zu Luvard auszubreiten, ehe das Schiff soweit vorwärts
gekommen war, und innerhalb der Oelschicht wurde keine Brechsee von irgend
welcher Bedeutung mehr beobachtet. Nach Ansicht des Kapt. Holdich hat
das Nachschleppen eines Oelsackes oder sonstigen Oelbehälters für das eigene
Schiff keinen Zweck.
Kokosnufsöl kann ferner nach seinen Erfahrungen vielleicht in den
Tropen von Nutzen sein, aber sonst nicht, Leinöl (paiut-oil) verklebt alle
kleinen Löcher in dem Sack und breitet sich nicht rasch genug aus. Raps-
und Olivenöl sind gut, jedoch selten in genügender Menge an Bord vorräthig;
Fischöl hat sich gut bewährt.
17, W, H, Langford von der Bark „Ascalon“ berichtet: „Wenn man
vor dem Winde läuft, ist es das Beste, die Säcke am Krahnbalken anzubringen,
anstatt am Hinterschiff, da sich das Oel dann über eine gröfsere Fläche aus-
breiten wird. Beim Beiliegen würde ich rathen, die Säcke an dem Lee-Krahn-
balken anzubringen. Fischöl ist ohne Zweifel das beste, aber ich habe auch
Lein- und Rapsöl, ja sogar Kerosin mit gutem Erfolg gebrauchen schen.“
18. John Morgan, Hafenmeister von Port Mac Donnel, schreibt: „Ich
befand mich an Bord eines nach dem Kap der guten Hoffnung bestimmten, mit
Walfisch- und See-Elephanten-Oel beladenen Schooners. Bei der Agulhas-Bank
brach ein schwerer NW-Sturm mit hoher See herein. Das Schiff wurde bei-
gelegt, arbeitete sehr heftig und fing an zu lecken; die See ging glatt über
dasselbe weg. Wir schlugen ein Fafls der Ladung ein und pumpten das Oel
aus demselben über Bord, welches fast augenblicklich dem Brechen der See
Einhalt that. Das Oel war die Rettung für Schiff und Mannschaft.“
19. W. H, Davies schreibt, dafs er in den letzten zehn Jahren zu ver-
schiedenen Malen Oel mit wunderbar gutem Erfolg in schweren Stürmen und
bei gefährlicher See angewendet habe. Er empfiehlt längliche Säcke, mit der
Deffnung nach unten und mit gutem Garn so zusammengebunden, dafs das Oel
auströpfeln, aber nicht ausfliefsen kann; der Sack soll aus gewöhnlichem Segel-
tuch gefertigt sein, grofs genug, um eine Gallone Oel zu fassen. Weiter führt
er aus: „Ich babe alle Sorten von Oel versucht, aber keins kommt dem gewöhn-
lichen Fisch-Lampenöl gleich, welches in kaltem Wetter nicht dick wird und
mir die beste Wirkung zu haben schien. — Wenn man die Säcke im Wasser
nachschleppen läfst, so glaube ich, verhindert der Druck von Aufsen das Aus-
treten des Oels durch das Segeltuch und vertheilt es nur in einem schmalen
Streifen, während, wenn die Säcke hängen; Wind und Schaum der Wellen das
Oel über eine gröfsere Fläche ausbreiten.“
20. Kapt. F. Sawyer berichtet über den Gebrauch von Oel auf der Bark
„Vidette“ während eines heftigen Sturmes in 54° 10‘ N-Br und 10° 48‘ W-Lg
Ende November 1885: „Während des Südost-Sturmes gebrauchte ich Delphinöl
in drei aus grobem Sacktuch gefertigten Säcken von der ungefähren Gröfse
einer gewöhnlichen Pütze, welche mit in Oel getränktem Werg vollgestopft
wurden. Dieselben wurden beim Beiliegen so über die Luv-Regeling gehängt,
dafs sie beim Ueberholen des Schiffes nach dieser Seite gerade ins Wasser
tauchten, einer vorne, einer in der Mitte und der dritte hinten an der Kreuz-
rüst, Während dieser Zeit nahm das Schiff keine schwere See über. Als der
Wind nach Westen ging, hatten wir ein oder zwei Stunden zu leiden, da wir
den Säcken keine Aufmerksamkeit schenken konnten; als wir das Schiff aber
über Backbord-Halsen gelegt hatten und der Wind sich zu einem schweren
Sturm entwickelte mit einer entsprechenden durcheinander laufenden See, be-