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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

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Der Gebrauch von Oel zur Beruhigung der See, 
bord achtern über Bord. Die Wasseroberfläche wurde glatt, so dafs zehn 
Stunden lang kein Wasser über kam. Ich bin der Ansicht, dafs der Gebrauch 
des Oels während des letzten und schwersten Theiles des Sturmes Schiff und 
Mannschaft gerettet hat. 
10. Kapt. Smith gebrauchte auf der Britischen Bark „Kmma“ während 
eines Sturmes, in welchem das Schiff aufgegeben war, gereinigtes Petroleum, 
fand es aber ohne jeden Nutzen, obgleich ganze Fässer davon zu Luward aus- 
yegossen waren und sieben oder acht mit demselben gefüllte Säcke längsseit 
geschleppt wurden. Dagegen wurden 5 Gallonen rohen Terpentinöls oder 
Fichtenöls mit gutem Erfolge angewandt. 
il. Rohes Petroleum war dagegen auf der Bark „Maud Scammel“, 
Kapt. Thomson, während eines starken Sturmes von grofsem Nutzen und ver- 
binderte jegliches Uebernehmen von Wasser. Kapt. Thomson liefs in eine 
Fünf-Gallonen-Kanne cin Loch von ca !/s Zoll Durchmesser anbringen, dieselbe 
in einen Sack stecken und an einer Leine über Bord setzen; es entsprach allen 
Erwartungen. Nach 2!/2 Stunden wurde die See wieder unruhig, und es stellte 
sich heraus, dafs die Kanne leer war; sie wurde wieder gefüllt und so vier 
Kannen mit derselben guten Wirkung hinter einander verbraucht. 
12. Kapt. J. H. Parke berichtet, „dafs das Schiff „Carrie E. Long“, 
auf der Reise von Sicılien nach Portland mit Salz beladen, untergegangen wäre, 
wenn er nicht Kerosinöl angewandt hätte. Das Schiff lag unter Vor- und 
Grofsmarssegel bei, als das letztere plötzlich wegflog, das Schiff abfiel, die See 
auf Deck schlug und grofsen Schaden anrichtete. Das Schiff wurde vor den 
Wind gebracht, aber es leckte so stark, und die überbrechenden Seen ver- 
hinderten die Leute, an den Pumpen zu arbeiten, dafs nothwendig etwas ge- 
schehen mufste, um es vom Untergange zu retten. Es wurden deshalb zwei 
Fässer rohen Oels genommen und durch die Klosetröhren ausgegossen. Dies 
beruhigte die See so weit, dafs die Leute wieder an die Pumpen gehen konnten 
und keine weitere Schwierigkeit entstand. Die Wellen konnte man deutlich 
aufserhalb der mit Oel bedeckten Fläche branden schen.“ 
13. Die Britische Bark „Zenobia“ hatte nach dem Berichte des Kapt. 
Dawson auf der Reise von Indien nach London im Jahre 1882 einen aufser- 
ordentlichen Sturm mit immenser See zu bestehen. Da die Bark tief geladen 
war und schwer arbeitete, hatte man Befürchtung, dafs sie sinken würde, und 
warf 70 Tonnen Ladung über Bord. Als die schweren Bewegungen beiblieben 
ınd nur wenig Aussicht auf Rettuug war, wurden zwei Segeltuchsäcke mit Oel 
gefüllt, au verschiedenen Stellen durchlöchert und an den Luv-Krahnbalken 
gehängt. Während das Schiff nach Lee trieb, breitete sich das Oel aus und 
umgab das Schiff mit einem glatten Gürtel. Das gebrauchte Oel war ein 
Gemisch von Paraffin- und Rapsöl. 
‘4. Das Britische Schiff „Aristomene“ lag am 30. September 1886 in 
34° 2‘ N-Br und 71° 37‘ W-Lg nach der Mittheilung des Kapt. Altridge 
16 Stunden lang in einem Orkan bei. Es stand eine drohende und gefährliche 
Kreuzsee. Zwei Säcke aus Segeltuch wurden mit Petroleum gefüllt über Bord 
gelassen. Die Wellenkämme verwandelten sich in harmlose Dünung, sobald sie 
das Oel berührten. Kapt. Altridge hat stets solche Oelsäcke klar zum Ge- 
brauch und hat dieselben zu verschiedenen Malen stets mit denselben guten 
Resultaten angewendet. Er hält Fischöl für am besten für den Zweck geeignet, 
aber auch rohes Petroleum in dickflüssigem Zustande für brauchbar. 
Im Indischen Ocean hat er häufig durch den Gebrauch des Oels von 
Stürmen, welche für den Kurs günstig waren, Vortheil ziehen können; die 
Säcke mit Oel wurden dann vor den Bug des Schiffes gehängt. 
15. Der Dampfer „Ponca“ lief im Dezember 1885 auf einer Reise von 
New- York nach dem Mittelmeer vor einem starken Sturm mit hoher See. Das 
Schiff war mit Korn tief geladen und schöpfte grofse Mengen Wasser. Zwei 
mit Rapsöl gefüllte Säcke wurden an beiden Seiten der Kommandobrücke über 
Bord gehängt, gewährten aber keinen Nutzen, nach Ansicht des Kapitäns, weil 
das Oel zu leicht war. Als dagegen nun Olivenöl in die Säcke gethan wurde, 
kam kein Wasser mehr an Deck, und dasselbe war so trocken wie bei schönem 
Wetter. Kapt. Bowen behauptet, dafs das Schiff ohne die Anwendung des 
Dels den Sturm nieht bestanden haben würde.
	        
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