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Der Gebrauch von Oel zur Beruhigung der See,
bord achtern über Bord. Die Wasseroberfläche wurde glatt, so dafs zehn
Stunden lang kein Wasser über kam. Ich bin der Ansicht, dafs der Gebrauch
des Oels während des letzten und schwersten Theiles des Sturmes Schiff und
Mannschaft gerettet hat.
10. Kapt. Smith gebrauchte auf der Britischen Bark „Kmma“ während
eines Sturmes, in welchem das Schiff aufgegeben war, gereinigtes Petroleum,
fand es aber ohne jeden Nutzen, obgleich ganze Fässer davon zu Luward aus-
yegossen waren und sieben oder acht mit demselben gefüllte Säcke längsseit
geschleppt wurden. Dagegen wurden 5 Gallonen rohen Terpentinöls oder
Fichtenöls mit gutem Erfolge angewandt.
il. Rohes Petroleum war dagegen auf der Bark „Maud Scammel“,
Kapt. Thomson, während eines starken Sturmes von grofsem Nutzen und ver-
binderte jegliches Uebernehmen von Wasser. Kapt. Thomson liefs in eine
Fünf-Gallonen-Kanne cin Loch von ca !/s Zoll Durchmesser anbringen, dieselbe
in einen Sack stecken und an einer Leine über Bord setzen; es entsprach allen
Erwartungen. Nach 2!/2 Stunden wurde die See wieder unruhig, und es stellte
sich heraus, dafs die Kanne leer war; sie wurde wieder gefüllt und so vier
Kannen mit derselben guten Wirkung hinter einander verbraucht.
12. Kapt. J. H. Parke berichtet, „dafs das Schiff „Carrie E. Long“,
auf der Reise von Sicılien nach Portland mit Salz beladen, untergegangen wäre,
wenn er nicht Kerosinöl angewandt hätte. Das Schiff lag unter Vor- und
Grofsmarssegel bei, als das letztere plötzlich wegflog, das Schiff abfiel, die See
auf Deck schlug und grofsen Schaden anrichtete. Das Schiff wurde vor den
Wind gebracht, aber es leckte so stark, und die überbrechenden Seen ver-
hinderten die Leute, an den Pumpen zu arbeiten, dafs nothwendig etwas ge-
schehen mufste, um es vom Untergange zu retten. Es wurden deshalb zwei
Fässer rohen Oels genommen und durch die Klosetröhren ausgegossen. Dies
beruhigte die See so weit, dafs die Leute wieder an die Pumpen gehen konnten
und keine weitere Schwierigkeit entstand. Die Wellen konnte man deutlich
aufserhalb der mit Oel bedeckten Fläche branden schen.“
13. Die Britische Bark „Zenobia“ hatte nach dem Berichte des Kapt.
Dawson auf der Reise von Indien nach London im Jahre 1882 einen aufser-
ordentlichen Sturm mit immenser See zu bestehen. Da die Bark tief geladen
war und schwer arbeitete, hatte man Befürchtung, dafs sie sinken würde, und
warf 70 Tonnen Ladung über Bord. Als die schweren Bewegungen beiblieben
ınd nur wenig Aussicht auf Rettuug war, wurden zwei Segeltuchsäcke mit Oel
gefüllt, au verschiedenen Stellen durchlöchert und an den Luv-Krahnbalken
gehängt. Während das Schiff nach Lee trieb, breitete sich das Oel aus und
umgab das Schiff mit einem glatten Gürtel. Das gebrauchte Oel war ein
Gemisch von Paraffin- und Rapsöl.
‘4. Das Britische Schiff „Aristomene“ lag am 30. September 1886 in
34° 2‘ N-Br und 71° 37‘ W-Lg nach der Mittheilung des Kapt. Altridge
16 Stunden lang in einem Orkan bei. Es stand eine drohende und gefährliche
Kreuzsee. Zwei Säcke aus Segeltuch wurden mit Petroleum gefüllt über Bord
gelassen. Die Wellenkämme verwandelten sich in harmlose Dünung, sobald sie
das Oel berührten. Kapt. Altridge hat stets solche Oelsäcke klar zum Ge-
brauch und hat dieselben zu verschiedenen Malen stets mit denselben guten
Resultaten angewendet. Er hält Fischöl für am besten für den Zweck geeignet,
aber auch rohes Petroleum in dickflüssigem Zustande für brauchbar.
Im Indischen Ocean hat er häufig durch den Gebrauch des Oels von
Stürmen, welche für den Kurs günstig waren, Vortheil ziehen können; die
Säcke mit Oel wurden dann vor den Bug des Schiffes gehängt.
15. Der Dampfer „Ponca“ lief im Dezember 1885 auf einer Reise von
New- York nach dem Mittelmeer vor einem starken Sturm mit hoher See. Das
Schiff war mit Korn tief geladen und schöpfte grofse Mengen Wasser. Zwei
mit Rapsöl gefüllte Säcke wurden an beiden Seiten der Kommandobrücke über
Bord gehängt, gewährten aber keinen Nutzen, nach Ansicht des Kapitäns, weil
das Oel zu leicht war. Als dagegen nun Olivenöl in die Säcke gethan wurde,
kam kein Wasser mehr an Deck, und dasselbe war so trocken wie bei schönem
Wetter. Kapt. Bowen behauptet, dafs das Schiff ohne die Anwendung des
Dels den Sturm nieht bestanden haben würde.