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Der Gebrauch von Oel zur Beruhigung der See.
satzung zu retten ihm unter Benutzung von Oel gelang. Kapt. Greenbank
von genanntem Schiffe berichtet darüber:
„Ich hatte meine grofsen Boote verloren, die Regeling war im Sturme
weggeschlagen, nur ein kleines, 16 Fufs (5m) langes Dingy war übrig geblieben;
ich war in Verlegenheit, was zu thun, da ich mit Sicherheit annehmen kounnte,
daß das kleine Boot der hohen See nicht Stand halten würde. Vergebens
wartete ich einige Stunden, in der Hoffnung, dafs Sturm und See abnehmen
würden, Ich signalisirte schliefslich dem anderen Schiffe, an den Wind zu
drehen, während ich an seine Luvseite giug und die Schiffspumpen in Gang
setzte (das Schiff war mit Petroleum geladen, es wurde durch die Pumpen
Jaher etwas in die Bilge gelaufenes Petroleum mit ausgepumpt); bald fand
ich jedoch, dafs das Schiff schneller trieb, als das Oel, und während zu Luvard
die See verhältnismäßig ruhig war, batte es keinen Einflufs auf die See in Lee,
Ich lief deshalb um das Schiff herum und ging so dicht wie möglich in Lee
desselben an den Wind, setzte die Pumpen wieder in Gang und liefs gleich-
zeitig durch die Speigatten eine Fünf-Gallonen-Kaune mit Fischöl ansgießen.
Der Effekt war wie durch Zauber. In 20 Minuten war die See zwischen und
um die Schiffe herum gänzlich herunter gegangen. Eine lange schwere Dünung
olieb, aber die Wellenkämme und Brechseen waren verschwunden, und mein
kleiner Dingy mit drei Mann konnte ohne Schwierigkeit nach Luvard aufpullen
und in zwei Touren fast die ganze Mannschaft bergen; das andere Schiff hatte
ebenfalls ein kleines Boot ausgesetzt und mit Leuten herübergeschickt. Ich
beobachtete die Boote genau; keins derselben schöpfte das geringste Wasser,
obgleich sie tief geladen waren und die See aufserhalb des kleinen stillen
Flecks, in welchem die Schiffe lagen, sich heftig brach; auch beim Herunter-
jühren und Aufheifsen nahmen die Boote nicht den geringsten Schaden. Ich bin
überzeugt, dafs bei jedem noch so schweren Sturm und hoher See zwei Schiffe
nahe bei einander liegen und bei richtiger Anwendung von Oel auf dem lee-
wärts befindlichen Schiffe jede Anzahl von Menschen in geeigneten Booten
transportiren können.“
5a. Ueber die erfolgreiche Anwendung des Oels in Booten berichtet
ferner ve Carmichael, später Steuermann auf dem Britischen Schiff „Jstrian“,
wie folgt:
„Im Jahre 1885 befand ich mich an Bord des Schiffes „Slivemore“ auf
der Reise von Shields nach Bombay. Im Juvi brach 800 Sm nördlich und öst-
lich von den Seychellen an Bord Feuer aus und das Schiff mufste verlassen
werden. Die Leute begaben sich in die Boote, um nach den Seychellen zu
Jüchten, Am dritten Tage nach Verlassen des Schiffes erhob sich eine Cyklone,
und Niemand hielt es einen Augenblick für möglich, dafs die Boote derselben
Stand halten würden. Der Kapitän war vor dem Verlassen des Schiffes so
vorsichtig gewesen, die Boote mit Oel versehen zu lassen, um es in Fällen,
wie der vorliegende, zu gebrauchen. Jedes Boot warf einen aus zusammen-
gelaschten Spieren und Riemen bestehenden Treibanker aus und gebrauchte in
folgender Weise Oel. Ein langer Strumpf wurde mit in Paraffin gotränktem
Werg gefüllt und über den Bug des Bootes gehängt. Vorher war das Boot
verschiedene Male fast ganz voll Wasser geschlagen, so dafs die Insassen für
ihr Leben fürchten mufsten, nach dem Gebrauch des Oels kam dergleichen nicht
mehr vor. Rings um das Boot bildete sich eine vollständig glatte Oeldecke,
und das Boot ritt leicht und in völliger Sicherheit auf der Dünung, welche an
Stelle der frühereu Brechseen trat. Die Wirkung war derartig, dafs wenig
oder gar kein Wasser mehr überkam und die Bootsivsassen sich sogar hin-
legen und schlafen konnten, und alles dies trotzdem das Boot sehr tief beladen
war. Zwei der Boote erreichten die Inseln und landeten daselbst. Das Schiff
wurde von Kapt. Conby befehligt, und ohne seine Vorsicht würde die ganze
Besatzung und die Passagiere ohne Zweifel ums Leben gekommen sein.“
5b. Ferner theilt der Zahlmeister Bush vom Dampfer „Saragossa“ mit:
„Am 22. März 1887 wurden Vorbereitungen getroffen, das sinkende Schiff zu
verlassen; die Boote wurden ausgerüstet, und jedes erhielt einen groisen mit
Werg und Specköl gefüllten Sack. Es stand eine hohe durch einander laufende
See und der Wind blies in Sturmesstärke.