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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Der Gebjauch von Oel zur Beruhigung der See. 
Eisencylinder sollte mit einem daran befestigten Schlauche nach dem ver- 
anglückten Schiffe geschossen und der Schlauch zur Leitung von Oel benutzt 
werden. 
Trotz der günstigen Erfolge dieser Experimente fanden sie wenig Nach- 
ahmung und blieben im Versuchsstadium., 
Eine weitere sehr anzuerkennende Anregung zur Fortsetzung der Ver- 
suche über die Wirkung des Oels auf See ist von dem Hydrographischen Amte 
der Vereinigten Staaten zu Washington ausgegangen, indem os auf den monat- 
lich von demselben herausgegebenen „Pilot Charts of the North Atlantic Ocean“ 
den Schiffsführern nicht nur den Gebrauch des Oels in schwerer See zur Ab- 
wendung von Gefahren empfiehlt und dieselben auf die Wichtigkeit von ferneren 
Versuchen in dieser Richtung aufmerksam macht und zur Austellung derselben 
und Berichterstattung an das Amt behufs weiterer Verwerthung zum Besten der 
Schiffahrt auffordert, sondern auch die eingegangenen Berichte veröffentlicht, 
In den beiden letzten Jahren seit Anfang 1885 ist in der angegebenen Weise 
eine ganze Reihe solcher Berichte publicirt, welche die oft aufserordentlich 
überraschende Wirkung des Oels zur Beruhigung der See aufser Zweifel stellen, 
und welche manche Schlüsse und Lehren über die vortheilhafteste Art der 
Anwendung des Oels zu ziehen und einige beachtenswerthe Winke zur Erklärung 
dieser wunderbaren Naturerscheinung uns zu entnehmen gestatten, Ehe wir 
hierzu übergehen, halten wir es für angezeigt, aus den vorliegenden Berichten 
eine Anzahl zur Erhärtung der von uns gewonnenen Ansichten geeigneter Bei- 
spiele auszuwählen und vorzuführen. 
1. Der Dampfer „Moidart“ ritt im Dezember 1883 vor Madeira zu 
Anker einen schweren Sturm mit sehr hoher See unter Gebrauch von Oel ab, 
ohne Wasser überzunehmen. 
2. Der Dampfer „Thingvalla“ hatte am 5. Dezember 1883 in 56° 55’ 
N-Br und 28° 15‘ W-Lg einen schweren Orkan zu bestehen, Nachdem das 
Rettungsboot von der See zertrümmert, der dritte Offizier und drei Leute ver- 
letzt waren, wurden Oelsäcke über Bord gehängt; das Schiff lag so 19 Stunden 
lang, ohne. Wasser zu schöpfen. 
3. Kapt. E. E. Thomas vom Dampfschiff „Chillingham“ berichtet, dafs 
er während einer Reise von Philadelphia nach Queenstown im März 1883 einen 
schweren Südwest-Sturm hatte. 
„48 Stunden liefen wir vor dem Sturm und nahmen während der ganzen 
Zeit sehr schwere Soen über, so dafs das Deck ununterbrochen voll Wasser 
stand. Es wurden dann zwei Oelsäcke gemacht, mit Oel gefüllt und vor dem 
Bug an beiden Ankerringen befestigt. In wenigen Augenblicken machte sich 
der Einflufs derselben auf die See bemerkbar. Im Kielwasser des Schiffes war 
kein Brecher zu sehen, während aufserhalb desselben die Wellen sich nach 
allen Richtungen brachen. Wir nahmen fortan keine schwere See mehr über 
und gebrauchen seit der Zeit stets Oel, wenn wir vor einer schweren See 
laufen. Auch beiliegenden Schiffen möchte ich die Anwendung desselben 
empfehlen. Die Säcke hingen ca 2 Fufs (!/a m) unter dem Anker, so dafs sie 
beim Stampfen des Schiffes gerade die Wasseroberfläche berührten. In jeden 
Sack wurde alle vier Stunden ungefähr ein Quart Rapsöl gefüllt.“ 
4. Bei der Rettung der Besatzung von der Brigantine „Fedore“ ge- 
brauchte Kapt. Jones von dem Englischen Dampfschiff „Chicago“ Oel mit dem 
besten Erfolg. Es wehte ein heftiger Sturm und stand eine hohe See. Die 
„Chicago“ lief zu Luvard von „Fedore“, und nachdem: Oel aufs Wasser ge- 
gossen war, wurde das Backbord-Rettungsboot ohne Schwierigkeit zu Wasser 
geführt. Eine Kanne mit Oel war mit ins Boot gegeben, und durch den Ge- 
brauch desselben die See in unmittelbarer Nähe des Bootes gedämpft, während 
sie in kurzer Entfernung von demselben schäumend brandete. Als das Boot 
gich der „Fedore“ näherte, wurde von diesem Schiffe ebenfalls Oel über Bord 
gegossen, welches die See derart beruhigte, dafs das Boot längsseit gehen 
konnte, und es demselben gelang, die ganze Besatzung ohne irgend welchen 
Unfall zu retten. Im Boot war ungefähr eine halbe Gallone (2!/a Liter) Leinöl 
(paint-oil) verbraucht. ; 
5. Im Winter 1886/87 traf das Schiff „Martha Cobb“ auf der Reise von 
New- York nach Europa während eines Sturmes ein sinkendes Schiff, dessen Be- 
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