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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Strom- und Eisverhältnisse etc. an den Küsten Islands. 
werden können. Bei Winden senkrecht zum Verlauf der Fjorde darf man sich 
weder zu nahe an der Luv- noch an der Leeseite halten, da hier Stillen resp. 
starke Böen herrschen; die letzteren machen eine Kürzung der Segelführung 
nothwendig. Besondere Vorsicht ist erforderlich, wenn dichte Wolken tief auf 
den Bergen lagern; sind die Gipfel der Berge dagegen frei, so sind die Böen 
weniger heftig und die Gefahr ist geringer. 
In stillem Wasser empfiehlt es sich, ein Boot herunterzuführen, damit es, 
wenn nöthig, zum Wenden oder Bugsiren ‘benutzt werden kann. 
An der Nord- und Ostküste ist der Nebel sehr unangenehm für die 
Schiffahrt, welcher hier durch das Zusammentreffen des warmen und kalten 
Stromes entsteht. Nördliche Winde bringen fast immer Nebel mit sich. 
In Bezug auf den Nebel sowohl wie auf das Wetter im Allgemeinen 
lassen sich an der Küste zwei meteorologische Grenzen unterscheiden, nämlich 
Skagen und Melrakkasletten; für nördliche Winde sind diese Grenzen weniger 
ausgesprochen, als für andere. Wenn man von Osten kommt, so verschwindet 
der Nebel fast regelmäfsig bei Melrakkasletten. 
In der Skagenstrand-Bucht hat man häufig ganz anderes Wetter als öst- 
lich von Skagen; dasselbe gilt für Melrakkasletten, wo man oft Windstille trifft, 
nachdem man östlich davon eine steife Briese gehabt hat. 
Die Ostküste ist mehr vom Nebel heimgesucht, als die Nordküste, 
Obgleich man bei allen Winden Nebel haben kann, so ist dies doch 
hauptsächlich bei westlichen der Fall, und leider sind dies die vorherrschenden; 
so herrschte im Beru-Fjord im Jahre 1874 an 222 Tagen Westwind. Westliche 
Winde drücken aufserdem die Nebel tief herab, so dafs sie das Land verhüllen, 
während bei östlichem Wind zwischen dem Nebel und der Küste ein nebelfreier 
Streifen ‚von !/ Sm Breite bleibt, von wo die Küste vollkommen klar vor 
Einem liegt, 
Weiter südlich an der Ostküste, besonders von Papos an, verändern sich 
die Verhältnisse; westliche und südwestliche Winde bringen klares Wetter, 
während der Seewind fast immer Nebel und Regen im Gefolge hat. 
An der Südküste ist der Nebei viel seltener, und an der Westküste ge- 
hört er zur Ausnahme. 
Das Barometer ist in Zsland ein weniger sicheres Wetterglas als anderswo. 
Es kommt dies von den hohen Bergen, durch welche an verhältnifsmälsig nahe 
gelegenen Plätzen ganz verschiedenes Wetter hervorgerufen wird. So kann in 
einem Fjord Windstille herrschen, während im Nachbarfjord eine frische Briese 
steht, ohne dafs das Barometer den geringsten Unterschied angiebt. Gewöhn- 
lich besteht zwischen dem Barometerstand innerhalb eines Fjords und in See 
ein Unterschied von 1 bis 2mm. Es ist immer sehr schwer, in den tief ein- 
schneidenden Fjorden das Wetter aufserhalb derselben zu beurtheilen. 
Die Gipfel der Berge geben indefs einen gewissen Anhalt zur Vorher- 
bestimmung des Wetters. Klare wolkenfreie oder von lockern leichten Wolken 
umgebene Gipfel deuten auf stilles gutes Wetter, während dicke zusammen- 
hängende, die Bergspitzen verhüllende Wolkenmassen schlechtes Wetter an- 
zeigen. An-.der Westküste sind die Berge Essioe bei Reikiavig und Snefjeldsjöklen 
bekannte Wetterpropheten. Der letztere bildet an der Westküste eine Wetter- 
scheide, 
An der ganzen Küste gilt es als Regel, dafs der Wind mit steigendem 
Wasser zunimmt und dafs das Hochwasser am Abend einen höheren Stand er- 
reicht als am Morgen. 
Zum Auffüllen von Wasser sind die besten Plätze Reikiavik, Havne-Fjord 
und sämmtliche Fjorde der Westküste, Svendssyre im Talknar-Fjord (warmes 
Wasser), Oe-Fjord, Seidis-, Eske-, Faskrud- und Beru-Fjord. 
Die günstigste Zeit für die Schiffahrt an den Küsten /slands, besonders 
an der nördlichen und östlichen, liegt zwischen dem 1, April und 15. Oktober; 
zu allen anderen Zeiten ist dieselbe stets mit Gefahren verbunden. x 
Ann. d. Hyar. ete.. 1887, Heft VII.
	        
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