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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Strom- und Eisverhältnisse etc, an den Küsten Islands. 
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wasser 5m beträgt, erreicht er an der Ostküste kaum 2,3m, Einen um 80 
gröfseren Einflufs hat aber der konstante Oceanstrom hier auf die Wasser- 
bewegung. Der aus Norden kommende kalte Strom vereinigt sich mit dem 
Fluthstrom, wodurch letzterer so sehr die Oberhand gewinnt, dafs man inner- 
halb 12 Stunden auf 7 Stunden Fluth und 5 Stunden Ebbe rechnen kann. 
Von Langanaes flielst der Strom gegen Gleitinganaes und folgt dann der 
Küste, an Breite und Stärke bis Delatange etwas abnehmend, daun wieder seine 
frühere Stärke annehmend, Theilweise deshalb, theilweise weil daselbst mehr- 
mals hohe Temperaturen gemessen wurden, nimmt Wandel an, dafs hier eine 
Verzweigung des von Norden kommenden Stromes stattfindet. Die Stromstärke 
ist bei Langanaes bedeutend und erreicht nicht selten zur Zeit der Fluth 3 Sm, 
weshalb bei Nebel grofse Vorsicht beim Ansegeln von Kap Langanaes nöthig 
ist. Seewärts von dem südlichen Theile der Ostküste, vom Beru-Fjord z. B., 
kann man zur Zeit der Fluth auch einen ebenso starken Strom wie bei Langa- 
naes finden. Bei der Navigirung in der Nähe dieses Kaps kann das Loth als 
Anhalt dienen, indem man nicht in geringere Tiefen als 60 bis 64 m (33—835 Fad.) 
gehen darf. 
Bei dickem Wetter muß man an der Ostküste stets darauf rechnen, 
südlicher als sein Besteck zu stehen. 
Die Fluth beginnt etwa 2 bis 3 Stunden nach Eintritt des Hochwassers 
an der Küste, doch finden auch hier grofse Unregelmäfsigkeiten statt; bei 
frischer Nordbriese bleibt der Ebbstrom fast gänzlich aus. Die Fluth setzt 
anfangs mehr gegen Land, wie später; der Ebbstrom setzt von Land ab. Der 
erstere tritt in alle Fjorde an der Nordseite ein und an der Südküste aus; der 
Ebbstirom macht das Entgegengesetzte, doch reicht er selten mehr als auf %s 
des Fjordes in denselben hinein. Eine Ausnahme findet natürlich zur Zeit des 
Schmelzens der grofsen Schneemassen statt. 
Ueber die Strömungen an der Südküste ist wenig bekannt. Aus den auf 
der meteorologischen Station bei den Westman-Inseln beobachteten Temperaturen 
des Wassers läfst sich schließen, dafs der warme Strom des Atlantischen Oceans 
das ganze Jahr hindurch nicht weit von derselben entfernt ist. 
Wandel meint, dal der Strom, wenn er zur Küste kommt, sich östlich 
der Westman-Inseln in zwei Arme theilt, deren einer nach Osten, der andere 
nach Westen läuft, da man im Süden der Inseln, sobald man dem KEinflufs von 
Fluth und Ebbe entrückt ist, stets nach Westen setzenden Strom hat. 
Längs der ganzen Küste läuft der Weststrom, der von geringer Aus- 
dehnung ist und sich nach Passirung von Reikianaes und Skagen in der Fawe- 
Bucht verliert. Fluth und Ebbe scheinen dem Verlauf der Küste zu folgen, so 
dafs sie bei den Westman-Inseln mehr nach Nordwesten und Südosten setzen, 
im Osten der Inseln mehr nach Westen und Osten. Sie sind ebenfalls sehr 
unregelmäßig und von den vorherrschenden Winden abhängig. So kommt es 
bei den Westman-Inseln nach starken Ostwinden vor, dafs der Ebbstrom gänz- 
lich ausbleibt und der Strom während des ganzen Tages nach West setzt. 
Die Eisverhältnisse. Das die Küsten /slands umlagernde Eis kommt 
entweder von Grönland oder von Spitzbergen; das erstere ist das gewöhnlichere, 
zeigt sich immer zuerst und. besteht aus grofsen Platten, die vereinigt: sind 
und oft eine Dicke von mehr als 9m haben; das Spitzbergen-Eis hat gewöhnlich 
die Gestalt kleinerer oder größerer Eisberge. Beide zeigen sich an der Küste 
Islands in der Regel an der nordwestlichen Spitze beim Nordkap und folgen 
von hier den Strömungen. Die tief ins Wasser tauchenden Kisberge sind dem 
unteren kalten Polarstrom hauptsächlich unterworfen und treiben mit demselben 
nach Süden, während das flache Platteis von dem warmen Oberflächenstrom 
längs der Nordküste Zslands nach Osten geführt wird; hierdurch erklärt sich, 
weshalb man verhältnilsmäfsig so wenig Eisberge an der Nordküste sieht. 
Wenngleich sich über die HEisperioden keine festen Rogeln aufstellen 
lassen, dieselben vielmehr erheblichen Schwankungen unterworfen sind, SO 
lassen sich doch gewisse Zeitgrenzen, innerhalb welcher das Eis vorkommt, fest- 
halten. Nach den Zusammenstellungen von T’horoddsen kamen in dem letzten 
Jahrhundert nur 20 eisfreie Jahre, auf 5 Jahre also ein solches, vor. 
Wenn das Eis früh, d. h. im Januar oder Februar kommt, so geht es 
auch früh wieder wer, und ist der Vegetation des Landes und der Küsten-
	        
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