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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

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Strom- und Eisverhältnisse etc, an den Küsten Islands. 
austritt, An der Nordküste läuft der Fluthstrom nach Osten, an der Ostküste 
nach Süden und an der Südküste nach Westen. Umgekehrt setzt der Ebbstrom. 
An der Nordküste tritt der Fluthstrom in die Buchten an ihrer Westseite ein 
md an ihrer Ostseite aus, an der Ostküste an der Nordseite ein, an der Süd- 
seite aus, der Ebbstrom ebenfalls umgekehrt, Das Einsetzen der Ebbe und 
Fluth erfolgt in /sland nicht mit der Regelmäfsigkeit, wie an anderen, z. B. den 
Englischen Küsten, was seinen Grund haben dürfte in der isolirten Lage Islands 
mitten in einem grofsen Meere, in dem Stürme und Unwetter in ganz anderer 
Weise auf die Wassermassen einwirken können, als in geschlossenen Meeren. 
Ferner hat die Insel eine ziemlich grofse Ausdehnung, und bilden die hohen 
Berge eine scharfe meteorologische Scheide, so dafs gleichzeitig Oststurm an 
der Südküste und Weststurm an der Nordküste herrschen kann. 
Der bis auf die letzte Zeit herrschenden Unkenntnifs über die Haupt- 
Meeresströämungen bei /sland ist für die Nord- und Westküste durch die For- 
schungen der „Fylla“ und andere wissenschaftliche Arbeiten, besonders von 
Admiral Irminger, abgeholfen. Aus denselben ergab sich, dafs der aus dem 
Atlantischen Occan kommende warme nördliche Strom einen beständigen, läugs 
der Westküste von Island nach Norden, längs der Nordküste nach Osten 
laufenden Strom erzeugt. Im Westen und Norden ist dieser warme Strom 
durch den kalten Polarstrom begrenzt, welcher längs der Ostküste von Grön- 
land hinfliefst, nachdem er zuvor einen Zweig an die Ostküste Zslands entsandt 
hat, Die Entfernung des Polarstroms von der Westküste ist noch nicht genau 
bekannt; 74 Sm nördlich vom Kap Nord hat man eine bis auf den Grund 
reichende kalte Strömung gefunden. 
Ueber die Strömungen an der Ost- und Südküste haben die wissenschaft- 
lichen Forschungen noch wenig ergeben. Die folgenden Angaben beruhen auf 
eigenen Erfahrungen des Lieut. Wandel, 
Der längs der Nordküste Islands nach Osten setzende Strom begegnet 
ungefähr bei Melrakkasletten einem nach Südwesten laufenden kalten Strom, 
jem oben genannten Zweig des Polarstromes, dessen westlicher Theil sich 
nach Passirung von Kap Langanaes mit dem anderen verbindet, um seinen Lauf 
längs der Ostküste, dann an der Südküste fortzusetzen, hier nach und nach 
schmäler werdend, bis er sich nach Passirung der Kaps Reikianaes und Skagen 
in der Faxe-Bucht verläuft. Im Süden und Osten ist dieser kalte Strom durch 
den zwischen Zsland und Norwegen liegenden warmen Strom des Atlautischen 
Oceans begrenzt. Der längs der Nordküste laufende warme Strom wird, nach- 
lem er bei Melrakkasleiten auf den Polarstrom gestofsen, nach Norden und 
Westen abgelenkt und läuft dann zusammen mit dem Polarstrom längs der 
Ostküste Grönlands. 
Hieraus geht hervor, dafs die Hauptrichtung der Meeresströmungen 
überall mit der der Gezeitenströmung zusammenfällt, und ergiebt sich eine Er- 
klärung für die Behauptung der Isländer, dafs ihre Küste stets von einem 
im Sinne der Bewegung der Sonne setzenden Strom umgeben sei, Während 
sämlich die Stärke des Ebbstromes durch die Meeresströmung entweder anuf- 
gehoben oder doch bedeutend verringert wird, entsteht durch Vereinigung des 
Fluthstromes mit dem Oceanstrom eine im Sinne der Sonne setzende sehr starke 
Strömung, welche die allein herrschende zu sein scheint. Deshalb macht man 
auch eine Fahrt um /sland in dieser Richtung bedoutend schneller, als in der 
entgegengesetzten. 
Zwischen Kap Reikianaes und Skagen bis 3 Sm vom Lande ist die 
Richtung des Fluth- und Ebbstromes Nord bezw. Süd. Die Fluth beginnt 1 bis 
1'% Stunden nach Hochwasser nach Nord zu setzen, und die Ebbe und Fluth 
wechseln hier ziemlich regelmäfsig alle 6 Stunden. Der Ebbstrom, obzwar 
bedeutend schwächer als der Fluthstrom, ist hier viel stärker als an irgend 
ainer anderen Stelle der Westküste. An der Südküste der Faze-Bucht setzt 
der Fluthstrom längs des Strandes nach Osten, während er aufserhalb der 
Bucht eine mehr nordöstliche Richtung hat; die Ebbe setzt in entgegengesetzter 
Richtung. In der Brede-Bucht läuft dor Fluthstrom längs der Südküste und 
der Ebbstrom umgekehrt; der Fluthstrom soll an der Nordküste dieser Bucht 
westlich von Stikskaar nach aufsen, östlich davon nach innen setzen, während 
der Ehbbstrom längs der ganzen Nordküste nach Osten gerichtet ist. Nach
	        
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