6.9
Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte,
Die darauf folgende Depression ging zwischen D. 30 und D. 52 durch; um 8 p.m. des
28. Oktober hatten diese beiden Dampfer: N 8 mit Luftdr. 747,0 und WSW 6 mit 741,8 mm; im
Rücken der Depression wuchs der Sturm auf D. 33 zu 2h p.m. auf NNW 11 an, und beobachtete
am folgenden Morgen (29, 10h a. m.) D. 33 zwei Wasserhosen in seiner Nähe. Nach kurz dauern-
dem Abflauen frischte der nach S zurückgegangene Wind auf diesen Schiffen wieder zum Sturm
auf, unter dem Einflufs des neuen von Amerika kommenden Wirbels; so hatte am Abend des 30,
D. 45 um 6 SE11 mit 752,8 mm Luftdruck, um 8 SEzE11 mit 750,8 mm, um 10h p.m. S11
und um 11 p.m., W11, und zwar mit 748,5 mm Luftdruck.
Ein Rückblick über den Oktober zeigt uns, dafs auch in diesem
Monat die grofßse Nordamerikanische Zugstrafse über die Seen sehr schwach
vertreten war; dagegen war das Strafsensystem von Neufundland über Island
nach Finnmarken und nach dem nördlichen Ural von einer Reihe starker Wirbel
auf mehr oder weniger grofsen Strecken frequentirt. Von der Baffıns-Bai
kamen mehrere Depressionen, theils um die Südspitze von Grönland herum,
theils — wie es scheint — direkt über dessen eisiges Innere hinweg nach
[sland gezogen. In niedrigeren Breiten zeigten sich einzelne erratische De-
pressionen zwischen 25° und 40° Nord sowohl im Osten als auf der Mitte und im
Westen des Oceans, eine der letzteren scheint sich von den Bahamas aus nach
Art der Westindischen Orkane fortgepflanzt zu haben.
Die mittleren Isobaren des Monats (vgl. den Atlas der synopt. Karten)
zeigten die für den Oktober normalen Züge, jedoch erheblich verstärkt. Der
Druck war über Island ca 5 mm tiefer, bei den Azoren und im Osten der Ver-
einigten Staaten 2—3 mm höher, als das normale Oktobermittel ist.
Die Temperatur zeigte infolge dessen ebenfalls die normalen Gegensätze
meist in verschärftem Mafse (vgl. die Tab. am Schlufs), In Nordamerika waren
die Golfstaaten zu warm, die Atlantischen Staaten nördlich von 35° N-Br zu
kalt, ferner waren Grönland zu kalt, Island und das nördliche Skandinavien
zu warm; auffallenderweise ergeben sich aber auch für fast ganz Russland
erhebliche positive Abweichungen, während die Britischen Inseln und Central-
europa ungefähr normal waren, das Alpengebiet sogar zu kalt.
Vom 30. Oktober an beginnt sich die oben dargestellte Lage zu ändern,
indem mit dem Auftreten der zwei Depressionen beim St. Lorenz-Golf der Druck
auf dem Ocean zunimmt, das Europäische Maximum aber, welches bis dahin in
Zunahme begriffen war, seinen Höhepunkt erreicht und überschreitet.
Der neue Zeitabschnitt vom 2.—10. November, welchen die
Karte VIl vorführt, wird charakterisirt durch den raschen Abzug dieses öst-
lichen Maximums nach Sibirien und die stationäre Lage eines ziemlich starken
Maximums bei den Azoren, welches nur am 5. und 6. durch die Annäherung
siner aus Nordamerika heranziehenden Anticyklone sich während der Ver-
zchmelzung mit dieser westwärts verlagerte; sowie andererseits durch die Be-
wegung mehrerer barometrischer Minima auf dem System von Zugstrafsen, welches
ron den Nordamerikanischen Seen über den Golf von St. Lorenz und Island
nach dem Europäischen Eismeere führt, und zweier Minima auf der Kuropäischen
Zugstrafßse IV. Das gröfste Phänomen dieses Zeitraumes war die Depression,
welche, von Labrador kommend, mit rasch zunehmender Intensität am 3.—4. No-
zember über Island hinwegging. Der tiefste Barometerstand wurde in Stykkis-
holm und Grimsey am Abend des 3. erreicht (8° p.m. 724,3 und 726,7 mm, im
Meeresniveau), im Beru-Fjord, an der Ostküste, erst am Morgen des 4. (8a 722,0).
Minder einfach, sondern durch die Ausbildung eines neuen Centrums verwickelt,
scheint die Fortpflanzung der zweiten Depression, welche auf der Rückseite der
ersten entstand, in derselben Gegend am 8.—9. gewesen zu sein, Die Bahn
bezeichnet in diesem Falle die unzweifelhafte Verschiebung der ganzen Depression
ostwärts.
Das grofse Gebiet niederen Luftdrucks, dessen einheitlichen Kern am
4. November das tiefe Minimum östlich von Island bildete, zerfiel an den
folgenden Tagen in mehrere Wirbel, indem es gleichzeitig mit der Verflachung
les Hauptminimums doch an Ausdehnung bedeutend gewann, Dieser Vorgang
fand in der Weise statt, dafs bei den Azoren, wo am Morgen des 4. ein in-
tensives Maximum lag mit über 775mm Drück, eine vergleichsweise rasche
Abnahme des Luftdrucks — in 48 Stunden um 10 mm — eintrat, nördlich davon
ein kleiner cyklonaler Wirbel von den Neufundland-Bänken sehr rasch ostwärts
gilte und erst nach der Verschmelzung der hinter diesem Wirbel heranrückenden