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Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte.
sind in den ersten Tagen unregelmäfsig schwankend, dann aber nehmen sie
immer ausgesprochener die Anordnung an, dafs sie in Westeuropa südostwärts,
im östlicheren Theile unseres Erdtheiles aber nordostwärts gerichtet sind. Für
jene erstere Richtung liefert die Lage des Maximums eine naheliegende Er-
klärung; die letztere aber ist in einigen der Fälle, namentlich bei der scharfen
Umbiegung des am 30, bei Paris befindlichen jungen Minimums, schwer zu
erklären, da die Druckvertheilung eine Weiterbewegung nach dem Mittelmeere
begünstigt haben sollte und auch der Temperaturüberschuls des Südostens über
den Nordwesten an der Erdoberfläche zwar vorhanden, aber nicht besonders
grofa war. Niederschläge fanden um diese Zeit auf allen Seiten des Minimums
statt, bis auf das gewöhnliche Gebiet klaren Himmels dort, wo die Isobaren
auf seiner Ostseite wegen des zweiten Contrums, das auf der Nordsee lag,
eine antieyklonale Krümmung besafsen.
Ueberblicken wir die Verhältnisse des September-Monats 1883, so
finden wir, dafs von den gewöhnlichen Zugstrafsen der barometrischen Minima
die grofse über die Nordamerikanischen Seen führende überhaupt sehr schwach
und die Europäische Strafse I (im Norwegischen Meere) nur im Anfang des
Monats entwickelt war, dafs dagegen die von Neufundland nach der Mitte des
Oceans und nach der Davis-Strafse führenden Zugstrafsen zwar nicht durch
viele, aber durch sehr starke Wirbel vertreten waren. Auf den Kontinenten
herrschten häufig barometrische Maxima. Dementsprechend zeigt sich auf der
Karte des mittleren Luftdrucks dieses Monats (vgl. den Atlas) dieser über den
beiden Kontinenten höher als normal (namentlich in Südost-Russland), auf dem
Ocean um 30° Nord herum ungefähr dem normalen gleich; im Norden aber
war von den vier typischen Niederdruckgebieten, welche Hoffmeyer nach-
gewiesen hat, das westlichste an der Davis-Strafse am stärksten, und anomal
stark, entwickelt, die Gebiete SW von Island und N vom Weißen Meere, be-
sonders aber jenes im Norwegischen Meere, waren nur schwach ausgebildet.
Im Zusammenhang damit war die Mitteltemperatur des Monats im nordöstlichen
Theile der Vereinigten Staaten erheblich unter normal, in West- und Central-
Russland und im nordwestlichen Grönland dagegen bedeutend über normal, wie
die Tabelle am Schlusse zeigt.
Eine wesentlich andere Gestaltung der Wetterlage ist es, welche uns die
Karte IV für die folgenden Tage vom 7.—14. Oktober vorführt. Das
barometrische Maximum vom Ocean verlegt sein Centrum schon am 7. von den
Azoren vor den Kanal und in den folgenden Tagen immer weiter ostwärts über
den Europäischen Kontinent fort; auf dem Portugiesischen Meere bewegt sich
am 8.—9. langsam die erste der für die letzten Monate des Jahres in diesem
Meerestheile so charakteristischen Depressionen (vgl. „Segelhdb. d. D. Seewarte
f, d. Atl. Oc.“, pag. 204 ff.), und stellt sich erst am 11. Oktober ein geringes
Maximum wieder ein; über dem Grenzgebiete der kalten und warmen Meeres-
strömung südlich von Neufundland, wo wir gewohnt sind, eine barometrische
Depression der anderen folgen zu sehen, liegt in diesen Tagen anhaltend ein
barometrisches Maximum, an dessen Südrand ein Minimum bis zum 9. ostwärts,
von diesem Tage ab, an dem es seine gröfste Stärke erreicht, wieder west-
wärts wandert. Gerade über die Azoren weg aber geht eine Rinne relativ
niederen Druckes mit mehreren unbedeutenden Centren, welche auftraten, als
die beiden besser ausgebildeten Depressionen im Osten und Westen sich nach
den Kontinenten hin entfernt hatten.
Im höheren Norden ist dieser Zeitraum charakterisirt durch die wieder-
holte Fortpflanzung grofser barometrischer Depressionen einerseits von der
Davis-Strafse nach dem grofsen Konvergenzpunkte südwestlich von Island,
andererseits über den Norden des Europäischen Russlands hin.
Die Entwickelung eines barometrischen Maximums auf der Ostsee, im
Rücken der letzten dieser Depressionen am 13.—14. Oktober, leitet den neuen
Zeitabschnitt vom 15.—19. Oktober, vgl. Karte V, ein, in welchem sich
dieses Maximum, rasch auschwellend, südostwärts nach Centralasien fortpflanzte,
während gleichzeitig der zweite der von der Davis-Strafse gekommenen grofsen
Wirbel unter weiterer Vertiefung sich zwischen Island und den Faröern hin-
durch nach der Norwegischen Küste bewegte. An der Südseite dieses grofsen
Wirbels trat am Morgen des 18. einer der schwersten Stürme der letzten Jahre