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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

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Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte. 
sind in den ersten Tagen unregelmäfsig schwankend, dann aber nehmen sie 
immer ausgesprochener die Anordnung an, dafs sie in Westeuropa südostwärts, 
im östlicheren Theile unseres Erdtheiles aber nordostwärts gerichtet sind. Für 
jene erstere Richtung liefert die Lage des Maximums eine naheliegende Er- 
klärung; die letztere aber ist in einigen der Fälle, namentlich bei der scharfen 
Umbiegung des am 30, bei Paris befindlichen jungen Minimums, schwer zu 
erklären, da die Druckvertheilung eine Weiterbewegung nach dem Mittelmeere 
begünstigt haben sollte und auch der Temperaturüberschuls des Südostens über 
den Nordwesten an der Erdoberfläche zwar vorhanden, aber nicht besonders 
grofa war. Niederschläge fanden um diese Zeit auf allen Seiten des Minimums 
statt, bis auf das gewöhnliche Gebiet klaren Himmels dort, wo die Isobaren 
auf seiner Ostseite wegen des zweiten Contrums, das auf der Nordsee lag, 
eine antieyklonale Krümmung besafsen. 
Ueberblicken wir die Verhältnisse des September-Monats 1883, so 
finden wir, dafs von den gewöhnlichen Zugstrafsen der barometrischen Minima 
die grofse über die Nordamerikanischen Seen führende überhaupt sehr schwach 
und die Europäische Strafse I (im Norwegischen Meere) nur im Anfang des 
Monats entwickelt war, dafs dagegen die von Neufundland nach der Mitte des 
Oceans und nach der Davis-Strafse führenden Zugstrafsen zwar nicht durch 
viele, aber durch sehr starke Wirbel vertreten waren. Auf den Kontinenten 
herrschten häufig barometrische Maxima. Dementsprechend zeigt sich auf der 
Karte des mittleren Luftdrucks dieses Monats (vgl. den Atlas) dieser über den 
beiden Kontinenten höher als normal (namentlich in Südost-Russland), auf dem 
Ocean um 30° Nord herum ungefähr dem normalen gleich; im Norden aber 
war von den vier typischen Niederdruckgebieten, welche Hoffmeyer nach- 
gewiesen hat, das westlichste an der Davis-Strafse am stärksten, und anomal 
stark, entwickelt, die Gebiete SW von Island und N vom Weißen Meere, be- 
sonders aber jenes im Norwegischen Meere, waren nur schwach ausgebildet. 
Im Zusammenhang damit war die Mitteltemperatur des Monats im nordöstlichen 
Theile der Vereinigten Staaten erheblich unter normal, in West- und Central- 
Russland und im nordwestlichen Grönland dagegen bedeutend über normal, wie 
die Tabelle am Schlusse zeigt. 
Eine wesentlich andere Gestaltung der Wetterlage ist es, welche uns die 
Karte IV für die folgenden Tage vom 7.—14. Oktober vorführt. Das 
barometrische Maximum vom Ocean verlegt sein Centrum schon am 7. von den 
Azoren vor den Kanal und in den folgenden Tagen immer weiter ostwärts über 
den Europäischen Kontinent fort; auf dem Portugiesischen Meere bewegt sich 
am 8.—9. langsam die erste der für die letzten Monate des Jahres in diesem 
Meerestheile so charakteristischen Depressionen (vgl. „Segelhdb. d. D. Seewarte 
f, d. Atl. Oc.“, pag. 204 ff.), und stellt sich erst am 11. Oktober ein geringes 
Maximum wieder ein; über dem Grenzgebiete der kalten und warmen Meeres- 
strömung südlich von Neufundland, wo wir gewohnt sind, eine barometrische 
Depression der anderen folgen zu sehen, liegt in diesen Tagen anhaltend ein 
barometrisches Maximum, an dessen Südrand ein Minimum bis zum 9. ostwärts, 
von diesem Tage ab, an dem es seine gröfste Stärke erreicht, wieder west- 
wärts wandert. Gerade über die Azoren weg aber geht eine Rinne relativ 
niederen Druckes mit mehreren unbedeutenden Centren, welche auftraten, als 
die beiden besser ausgebildeten Depressionen im Osten und Westen sich nach 
den Kontinenten hin entfernt hatten. 
Im höheren Norden ist dieser Zeitraum charakterisirt durch die wieder- 
holte Fortpflanzung grofser barometrischer Depressionen einerseits von der 
Davis-Strafse nach dem grofsen Konvergenzpunkte südwestlich von Island, 
andererseits über den Norden des Europäischen Russlands hin. 
Die Entwickelung eines barometrischen Maximums auf der Ostsee, im 
Rücken der letzten dieser Depressionen am 13.—14. Oktober, leitet den neuen 
Zeitabschnitt vom 15.—19. Oktober, vgl. Karte V, ein, in welchem sich 
dieses Maximum, rasch auschwellend, südostwärts nach Centralasien fortpflanzte, 
während gleichzeitig der zweite der von der Davis-Strafse gekommenen grofsen 
Wirbel unter weiterer Vertiefung sich zwischen Island und den Faröern hin- 
durch nach der Norwegischen Küste bewegte. An der Südseite dieses grofsen 
Wirbels trat am Morgen des 18. einer der schwersten Stürme der letzten Jahre
	        
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