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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Die oberen Luftströmungen in der Nähe des Aequators, 
Halbkugel. Beim Eintritt in die Kalmen auf 50° N-Br änderte sich das Wind- 
system vollkommen. Ueber den Stillen war ein mittlerer Luftstrom aus Osten 
wahrnehmbar, und als nach einigen Stunden sich der Südwest-Monsun des 
Golfes von Gwinea bemerkbar machte, der aus SzW wehte, kamen die unteren 
Wolken von Südost; dies blieb bei bis zum Aequator; die einzige Beobachtung, 
welche von hohen Cirrus-Wolken in 1° N-Br erlangt wurde, zeigte eine östliche 
Bewegung. Wenngleich hier demnach der Oberflächenwind unter dem Einflufs 
der Erdrotation beim Ueberschreiten des Aequators von Südost nach Südwest 
dreht, so behalten doch die oberen Luftströmungen dieselbe Drehung wie auf 
der südlichen Halbkugel bei. 
Nach Ueberschreiten des Aequators ging der Wind nach SzE oder SSE, 
and bis 18° S-Br fiel die Richtung der unteren Luftströmung mit der des Windes 
zusammen, oder war nach der Regel etwas östlicher. 
Im Indischen Ocean wurden die Beobachtungen einmal auf der Route von 
Aden nach Kap Lewin, und das zweite Mal von Kap Lewin nach Colombo, und 
zwar beide Male im Februar, während der Zeit des NW-Monsuns angestellt. 
Im Nordost-Monsun der nördlichen Hemisphäre zogen die zunächst über dem- 
selben lagernden Luftschichten etwas mehr von Osten als der Wind; hohe Cirrus- 
wolken konnten nicht beobachtet werden. 
Zwischen Aequator und Kalmengürtel, im Nordwest-Monsun, kamen die 
unteren und mittleren Luftströmungen von Nord oder Nordost, die oberen bei 
den beiden einzigen erhaltenen Observationen von Ost, 
Im Südost-Passat stimmte die Richtung der unteren und mittleren Strö- 
mungen ziemlich überein mit der des Oberflächenwindes, oder sie waren etwas 
östlicher, wie zu erwarten. So scheint auch hier wie im Atlantischen Ocean 
der Nordost-Wind der nördlichen Halbkugel beim Ueberschreiten des Acquators 
durch die Erdrotation in bekannter Weise abgelenkt zu werden, die oberen 
Luftschichten dagegen die vertikale Aufeinanderfolge der nördlichen Hemisphäre 
beizubehalten. 
Abercromby sieht forner in dieser allgemeinen Lufteirkulation eine Er- 
klärung der Verbreitung des bei der bekannten Eruption des Krakatao im 
Herbst 1883 der Erdatmosphäre mitgetheilten vulkanischen Staubes und der 
dadurch hervorgerufenen aller Orten beobachteten aufsergewöhnlichen Licht- 
erscheinungen. Die Eruption fand am 26. August statt, zur Zeit des Südwest- 
Monsuns im Indischen Ocean, d.h. südlich vom Aequator (Krakatao einschliefs- 
lich) wehte der Südost-Passat mit oberen östlichen Luftströmungen, nördlich vom 
Aequator ein Südwest-Wind, während über die Bewegung der oberen Luft- 
strömungen hier nichts Bestimmtes bekannt ist. Am Tage des vulkanischen 
Ausbruches wurden Asche und merkwürdige Lichterscheinungen südlich vom 
Aequator 20° westlich von Java, auf Sumatra gleich nördlich der Linie, und in 
der Nähe von Formosa beobachtet. Am nächsten Tage, den 27. August, wurden 
ähnliche Erscheinungen von vielen Stationen des Indischen Oceans südlich des 
Aequators gemeldet, bis zu Mauritius und den Seychellen, am 28, breiteten sie 
sich bis Natal auf der einen Seite, bis Japan auf der anderen aus; am 30, 
traten die Erscheinungen in verschiedenen Theilen des Südatlantischen Oceans, 
in Guwiana und nördlich vom Aequator bei den Kap Verde’schen Inseln auf; 
vom 31. liegen Berichte vor von einer Station Brasiliens und einer West- 
indischen Insel, vom 1. September von Guayaquil an der Westküste von Süd- 
Amerika und von Neu-Mecklenburg; der 2. September dehnte die Erscheinungen 
über die nördlichen Provinzen Süd-Amerikas aus, der 3. und 4. über den Stillen 
Ocean bis zu den Gesellschafts- und Gilbert-Inseln; auch von zwei Stationen 
Neu-Pommerns liefen Berichte ein. Am 5. September wurden die Sandwich- 
Inseln erreicht, während im südlichen Indien erst zwischen dem 6. und 8. die 
Lichterscheinungen wahrgenommen wurden. ; 
Hiernach folgten die Hauptstaubmassen nicht nur die ersten vierundzwanzig 
Stunden, sondern ganz um die Erde herum den östlichen Strömungen über dem 
Südost-Passat und zwar mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 120 Sm 
die Stunde; nur wenig gelangte nördlich und südlich von diesem Hauptstrome. 
Ueber dem Aequator bewegt sich demnach die Hauptmasse der Luft nach Osten 
and nicht nach den Polen. 
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