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Häufigkeit der Stürme zur Zeit der Aequinoktien,
Man darf auf keinen Fall Wind und See weiter östlich wie Süd kommen
lassen. Sollte dies doch eintreten, so befindet man sich zu weit westlich und
mufs Nordost steuern, bis Wind und See wieder Süd sind, worauf der Nord-
kurs wieder aufgenommen werden kann. Hierin liegt zunächst das Geheimnifs
der Sicherheit des Schiffes. Denn ehe man die Küste berührt, gehen Wind und
See allmählich von Süden nach Südsüdost und bei geringer Entfernung von
Ras Hafun noch weiter nach Osten herum. Die Meridiane von Ras Hafun und
Kap Guardafui liegen freilich nur 7 Sm von einander entfernt, jedoch wird der
oberhalb Ras Ali Besh Quatil abschwenkende Strom das Schiff stets von der
Küste ab und nicht dem Lande zu setzen.
Nachdem man die Linie AC erreicht hat und in derselben Nord steuert
mit Wind und See recht von achtern, muß man sehr genaue Obacht auf die
Wassertemperatur geben. Hierzu sollte man das Wasser vom Vorschiff aus
aufschlagen und ein zuverlässiger Offizier mit einem Thermometer daselbst postirt
werden; man wird voraussichtlich zunächst eine Temperatur von 19,5° C.
(67° F.) an aufwärts finden. Wenn dieselbe bis auf 25,5° C. (78° F.) gestiegen
ist, sollte man jede Viertelstunde Messungen machen. Bei 27,8° C. (82° F.)
befindet man sich in der Linie GD, d. h. auf dem Breitenparallels von Kap
Guardafui. Kurz darauf, bei Nacht etwa nach einer Stunde, kann mau in den
Golf von Aden halten.
Bei Betrachtung der Stromlinien in der Karte wird man erkennen, dafs
die hohe Wassertemperatur den Eintritt in Wasser kennzeichnet, welches aus
dem Golf von Aden kommt, und welches wegen des starken und kalten von
dem Mozambique-Kanal kommenden Stromes und dem geraden Verlauf der Küste
in nordsüdlicher Richtung von Kap Guardafui bis Ras Shenarif, nicht südlich
von erstgenanntem Kap vordringen kann.’)
Bei Annäherung an den Meridian von Ras Bowah gehen Wind und See
allmählich nach Ost und Ostnordost, und der Wind flaut gänzlich ab. Es ist
sehr wahrscheinlich, dafs am Tage das erste wirklich auszumachende Land
Ras Bouah (Aluleh), einige 20 Sm westlich von Kap Guardafui, sein wird,
Ueber die Häufigkeit der Stürme zur Zeit der Aequinoktien.
Unter diesem Titel .brachten wir in diesen Annalen 1884, S. 625, einen
Artikel, in welchem wir auf Grund Englischer und Deutscher Beobachtungen
nachzuweisen suchten, dafs die vielverbreitete Ausicht, die Zeit der Aequinoktien
sei besonders reich an heftigen Stürmen, keine Berechtigung habe, und in
welchem wir Zwecks dieses Nachweises eine allgemeine Uebersicht über die
jahreszeitliche Vertheilung der Stürme gaben, Hierauf Bezug nehmend, sind in
den diesjährigen „Mittheilungen aus dem Gebiete des Seewesens No. III und IV“
ähnliche Untersuchungen für das Adriatische Meer angestellt, indem die Auemo-
meter-Beobachtungen zu Pola einer entsprechenden Behandlung unterzogen sind;
das Resultat giebt eine theilweise Bestätigung des unsrigen.
Aus den während der Jahre 1876—1886 stündlich gemachten Anemo-
meter-Beobachtungen sind die Tage und Stunden herausgenommen, an welchen
die Windgeschwindigkeit mindestens 50km während einer Stunde betrug.
Diese verhältnifsmäfsig niedrige Geschwindigkeit — entsprechend ungefähr 14 m
pro Sekunde — ist mit Rücksicht auf die geschützte Lage des Hafens gewählt
worden, welche eine nicht unbedeutende Schwächung des außerhalb frei stehen-
den Windes zur Folge hat, wie dies gleichzeitige Beobachtungen bei dem nahen
1) Hierauf und auf den Unterschied der Wassertemperaturen südlich und nördlich von Kap
Guardafuz wurde schon in diesen Annalen 1887, S. 27, aufmerksam gemacht, sowie es durch die
Messungen S. M. Kr. „Möwe“, Annalen 1886, S. 396. bestätigt wurde.
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