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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

232 ‚Zur Küstenbeschreibung und Hydrographie Ostafrikas. 
Anker erwies sich nutzlos, da nur durch Anrudern beim Herankommen jeder 
Brandungswelle der Bug in der See gehalten werden konnte. Damit wurde 
aber immer der erlangte Fortschritt wieder aufgegeben; ein Abhalten war un- 
möglich, da das Boot unfehlbar umgeschlagen wäre, sobald die See es von der Seite 
hätte fassen können. Nach zweistündiger Dauer wurde der Versuch aufgegeben. 
Der Kutter hatte auf der von ihm erreichten Stelle der Barre 2'/2 m Wasser 
gefunden. Dicht daneben wurde ein Fischernetz bemerkt, welches die Fischer 
bei Niedrigwasser, wie am folgenden Tage von Bord geschen wurde, auslegten. 
4 Von einer See war dem Boote das Dollbord mitschiffs eingedrückt 
worden. 
Die Fortsetzung des Versuchs mit Hochwasser am nächsten Morgen um 
5 Uhr konnte nicht stattfinden, da Wind und See in der Nacht zugenommen 
hatten und somit nach den Erfahrungen des vorherigen Tages keine Aussicht 
auf Erfolg war. 
Der Kommandant S. M. S. „Carola“ hatte nach diesem ersten Versuche 
schon die Ueberzeugung gewonnen, dafs ein Passiren von offenen Booten, zu 
Expeditionszwecken ausgerüstet, im Nordost-Passat unmöglich ist, hoffte aber, 
vielleicht eine Jolle mit der nöthigen Vorsicht über die Barre bringen zu können. 
Im Laufe des Vormittags flaute es wieder ab, und konnte Nachmittags 
der Versuch fortgesetzt werden. Diesmal sollte derselbe mit der Jolle ohne 
vorherige Verankerung vorgenommen werden. 
Die Jolle ging streichend, mit dem Bug gegen die See, in die Brandung 
hinein und hielt sich besser, wie am Tage zuvor der Kutter. Es war möglich, 
mit ihr weiter einzudripgen und den Bug gleichzeitig besser in der Seo zu 
halten. - Doch die hoch überrollenden Seen gestatteten ein Durchfahren der 
Brandung ohne direkte Gefährdung des Bootes und seiner Bemannung nicht. 
Bei dem zweiten Versuche sah sich der Kommandant genöthigt, die Jolle 
zurückzurufen. Die letzte See, welche voll über die mit dem Bug in derselben 
liegende Jolle weggebrochen war, hatte dieselbe halb mit Wasser gefüllt, so 
dafs sie, obwohl sie nur noch ca 30m von der inneren Grenze der Brandung 
entfernt war, das weitere Vordringen doch hätte aufgeben müssen, 
Nach diesen Versuchen, welche bei ausnahmsweise günstigen Witterungs- 
verhältnissen angestellt wurden, ist der Kommandant S. M.S. „Carola“ zu der 
Ansicht gelangt, dals während der Dauer des Nordost-Monsuns ein Passiren 
der Juba-Barre für offene Boote nicht möglich ist. 
Für gedeckte Dampfboote von grofser Stabilität (lachgehende Flufsboote) 
mag die Möglichkeit eines Passirens vorhanden sein, da die Barre bei Niedrig- 
wasser nicht trocken fällt und auf ihr somit bei Hochwasser mindestens 2,5 m 
Wasser stehen müssen, 
Es sei noch bemerkt, dafs während der Anwesenheit S. M.S, „Carola“ 
vor der Flufsmündung kein Boot oder Fahrzeug der Eingeborenen bemerkt 
worden ist, dafs auch die Eingeborenen, welche sich beim Erscheinen der Boote 
auf beiden Seiten des Flusses versammelten, keine Anstalten machten, zu den- 
selben herauszukommen. 
Im Anschlufs und zur Vervollständigung dieser den Berichten der oben- 
genannten Schiffe Seiner Majestät entnommenen Beiträge zur Küstenbeschreibung 
Ostafrikas lassen wir noch einige von dem Hydrographischen Amte zu London 
in der „Hydrographie Notice“ No. 9 1886 zusammengestellto, hauptsächlich auf 
Vermessungen und Berichte des Britischen Vermessungsschiffes „Sylvia“ be- 
ziehende Angaben folgen. Dieselben erstrecken sich auf einen ausgedehnteren 
Küstenstrich, fallen aber zum gröfseren Theil auf die südliche Strecke der Küste 
bis Mozambique und sind nach dem Verlauf der Küste von Süden nach Norden 
geordnet.
	        
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