Zur Küstenbeschreibung und Hydrographie Ostafrikas.
gröfstem die Flagge des Sultans von Zanzibar weht, gute Objekte zum An-
steuern bieten und auch in der Karte richtig zu liegen scheinen. Die Tiefen
nehmen nach Land zu ganz allmählich ab, der Grund besteht aus Sand und
grauem Schlick. Auf dem Ankerplatze S. M. S, „Carola“, von dem aus die Osthuk
von Mears Tomb SW'/S, die Flaggenstange im Dorfe Juba WNW!/W und die
Mündung des Juba NzW milsweisend peilte, war sehr guter, aus festem grauem
Schlick bestehender Ankergrund, so dafs hier das Schiff trotz des zeitweilig
bis Stärke 6 auffrischenden Windes und der nicht mehr leichten Dünung
(Wellenhöhe, von Berg zu Thal gemessen, ca 2m) sicher lag.
Nach den an Bord vorgenommenen astronomischen Bestimmungen liegt
die Mündung des Juba etwas nordöstlicher, wie in der Britischen Admiralitäts-
Karte verzeichnet, und zwar in 0° 14,0‘ S-Br und 42° 39,2‘ O-Lg. Die das
Südufer des Flusses bildende Sandbank, um welche der letztere scharf herum-
biegt, scheint sich seit der im Jahre 1824—25 erfolgten Vermessung durch
Englische Schiffe verlängert zu haben,
Die Anwesenheit in Kisimayu hatte S. M. S. „Carola“ dazu benutzt, bei
den Eingeborenen Erkundigungen über die von ihnen beim Passiren der Barre
beobachteten Vorsichtsmalsregeln einzuziehen. Von einem durch Vermittelung
des Generals Matthews aufgefundenen Dhau-Führer, Namens Mohamed ben
Scheich ben Saik, der mit seinem Fahrzeuge die Juba-Mündung mehrfach
passirt haben soll, wurde in Erfahrung gebracht, dafs die Passage während des
Nordost-Monsuns am schwierigsten ist, da See und Wind dann am meisten auflandig
sind, und in dieser Jahreszeit keine Dhau oder kleineres Fahrzeug den Versuch einer
Passage unternimmt. Während des Südwest-Monsuns sei es leichter, die Passage
durchzuführen, nur während der Monato des stärksten Wehens höre auch dann
jeder. Verkehr durch die Flufsmündung auf. Kin solcher entwickele sich nur
während der Wechsel der Monsune im März bis Mai und Oktober bis November.
Zum Einlaufen wird die Zeit Morgens, wo es gewöhnlich am ruhigsten sei, kurz
vor Hochwasser gewählt; nach Einsetzen des Ebbstromes ist die Einfahrt nicht
möglich. Zum Verlassen der Flufsmündung gohen die Fahrzeuge der Ein-
geborenen bis dicht an die Mündung und mit dem Einsetzen des Ebbstromes
über die Barre.
. Der Dhau-Führer, befragt, ob er jetzt in Begleitung cines Offiziers mit
seinem Fahrzeuge die Einfahrt vornehmen wollte, erklärte es für unmöglich.
Er fügte aber hinzu, dafs es mit einem Dampfboote durchzuführen sein würde.
Jedoch sind hierzu nach Ansicht des Kommandanten S.M.S. „Carola“ die
Dampfpinnassen nicht geeignet.
Die Wassertiefe auf der Barre soll nach Aussage des Dhau-Führers 3m
bei Niedrigwasser, 6 m bei Hochwasser betragen.
Ueber die Windverhältnisse befragt, orklärte derselbe, dafs der Nordost-
Monsun zur Zeit kräftiger wie normal wehe. .
Am 25. Januar, dem Tage des Eintreffens S. M. S. „Carola“ vor der Juba-
Nündung, flaute der Monsun bedeutend ab, Nachmittags hatte der Wind nur
Stärke 3. Nachdem sofort nach dem Ankern, das bei Niedrigwasser erfolgte,
die Richtung der tiefsten Rinne vom Topp aus möglichst festgestellt und Marken
an Land zur Bezeichnung derselben ausgewählt waren, wurde Nachmittags 3 Uhr,
kurz vor Hochwasser, die Flufsmündung durch einen Kutter und Jolle rekog-
noscirt. Der Kutter, in welchem alle für Ausführung des Vorhabens noth-
wendigen Vorsichtsmafsregeln getroffen worden waren, sollte den Versuch
machen, sich mittelst des Ankers und einer Manilaleine in der Richtung der
Durchfahrt in die von Bord aus beobachtete hohe Brandung hineinzuführen, um
ein Urtheil darüber zu gewinnen, ob unsere Boote: zum Passiren der Brandung
geeignet seien. Die Jolle sollte aufserhalb der Brandung verankert werden,
um beim Vollschlagen des Bootos etwa nach aufsen treibende Mannschaften,
die sämmtlich mit Schwimmgürteln versehen waren, aufzunehmen.
Der Versuch wurde sachgemäfs durchgeführt, doch zeigte es sich, dafs
der in den Flufs hineinlaufende Fluthstrom nicht stark genug war, um ein
Hineinführen der Boote zu ermöglichen; auch mit Streichen konnte dies nicht
erreicht werden. Der vor der Mündung vorbeisetzende Südwest-Strom setzte
das Boot stets auf das südliche Ufer. Die Brandung war so stark, dafs das
Boot mehrfach Gefahr lief, vollgeschlagen zu werden. Der den Bug haltende