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Nimrod Sound, China.
Hiermit schlossen die eigentlichen Rekognoscirungen ab, und die „Ottilie“
lief direkt zurück nach Finsch-Hafen.
Seine betreffsa der Schiffahrt an jenen Küsten während dieser Fahrten
gewonnene Ansicht drückt der Landeshauptmann Freiherr von Schleinitz in
kurzen Worten aus wie folgt:
„Für die grofse Schiffahrt giebt es meiner Ueberzeugung nach kaum
irgendwo eine Küste, die so leicht zu befahren und so gefahrlos wäre, wie die
vom Kaiser Wilhelms-Land und eines grofsen Theiles der Inseln des Bismarck-
Archipels. Soweit ich die Küste des Kaiser Wilhelms-Landes befahren habe, d. h.
ron der Südgrenze bis Kap della Torre, giebt es keine einzige Gefahr, die selbst
in dunkelster Nacht bei ganz mäfsiger Aufmerksamkeit nicht leicht vermieden
werden könnte, und Leuchtfener sind im Grunde genommen für die grofse
Schiffahrt an dieser Küste nicht nötfhig, wenn sie auch zur Bequemlichkeit bei-
tragen würden. Für die Reise von den Chinesischen Häfen nach Australien
bietet ganz ohne Frage die Route entlang der Küste von Kaiser Wilhelms-Land
für Dampfer den kürzesten und gefahrlosesten Weg, aber selbst für Segelschiffe
ist sie praktikabel und hat manche Vorzüge vor anderen Routen, z. B. den
regelmäfsigen Wind und das Fehlen dessen, was der Seemann gewöhnlich mit
„schlecht Wetter“ bezeichnet. Vorübergehende Regen kommen natürlich vor,
aber nie in Begleitung mit stürmischem Wetter. Bei dem oft sehr heftigen
Südost, der weiter ostwärts dickes, häfsliches Wetter bringt, ist es hier ge-
wöhnlich klar, höchstens etwas böig. Es ist möglich, dafs weiter ab von der
Küste das Wetter anders ist, hier in Finsch-Hafen haben wir aber in dem
ersten Jahre des Bestehens der Station aufser ziemlich kräftigem Südost und
Nordwest noch keinen Wind gehabt, der einen anderen Namen, als den einer
frischen Briese verdiente.“
Nimrod Sound, China.)
S. M. Kr. „Nautilus“, Kommandant Kapitän - Lieutenant von Hoven,
lief schlechten Wetters halber in den südlich vom Chusan Archipel gelegenen
Nimrod Sound ein und berichtet Folgendes über denselben:
Der Nimrod Sound ist eine sich ca 30 Sm in südwestlicher Richtung ins
Land erstreckende Bucht von einer Breite, die zwischen 0,7 und 4,5 Sm wechselt,
Die gröfsten Wassertiefen betragen 36'/m (20 Fad.), doch finden sich fast
überall solche von 7—9 m (4—5 Fad.), welche vollkommen geschützte Anker-
plätze gewähren. Der gebirgigen Küste lagern fast überall Muddbänke vor,
durch welche viele bei Niedrigwasser noch 2—3 m tiefe Kanäle führen. In der
Mitte der Bucht zweigt sich in ostsüdöstlicher Richtung der ca 3 Sm lange
Medusa Creek ab. Das Fahrwasser in demselben ist nicht unter 6m tief, Jedoch
nur ca !/a Sm breit. Die Navigation bietet indessen auch hier nicht die ge-
ceingste Schwierigkeit, sobald man zum Einlaufen Niedrigwasser, wo sich die
Muddbänke deutlich abzeichnen, abwartet. Die Strombeobachtungen auf dem
Ankerplatze, in den Peilungen: Westspitze von Entrance-I, NzO*/40 und
Richard Pt. ONO'/40, ergaben folgendes Resultat: Ebbe und Fluth setzen längs
der Küste, erstere bei Springfluth mit einer Geschwindigkeit bis zu 2,6 Kn,
jetztere bis zu 2 Kn, während sonst die durchschnittliche Stärke nur ca 1 Ku
betrug. Die Zeiten der Stillwasser dauerten zwischen 30 und 50 Minuten. Das
Wasser stieg bei Fluth ca 3,5 m, bei Springfluth 5,3 m.
Die Specialkarte des Nimrod Sound (Tit. XI: 59, Br. Adm.-K. 1583),
welche von einer Englischen Vermessung aus dem Jahre 1843 herrührt, ist
nicht genau, besonders in Betreff der Konfiguration der Küste, so dafs es mit-
unter schwierig ist, die auf der Karte angegebenen Kaps und Küstenstrecken
beim Ansteuern zu erkennen. Namentlich stört das Fehlen der oft vorliegenden
‘} „China Sea Directory“, Vol. III, 1884, S. 364.