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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

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Zur Küstenbeschreibung von Kaiser Wilhelms-Land, 
Entfernung vom Strande liegen hier unter Palmen zusammen die drei grofsen 
Dörfer Laluk, Sagar und Bom. Die ganze Landschaft heifßst Bokadjo. 
Die Mündung des nördlich der Spitze Gorimo gelegenen Flusses ist 
schwer auszumachen. Wegen Unebenheit des Bodens und mehrerer gefundener 
Bänke von 7 bis Im blieb die „Ottilie“ etwas weiter vom Lande ab und 
dampfte auf die Insel Bili-Bili zu, wobei sie ein 5,5 m-Riff passirte. Die Ab- 
sicht, an der Südwestseite dieser Insel zu ankern, konnte nicht ausgeführt 
werden, da 100m vom Strande mit 36m Leine kein Grund gelothet wurde, 
Die Bewohner der Insel sind unternehmende Seefahrer und Händler, welche die 
von ihnen angefertigten Thonköpfe bis nach Finsch-Hafen und weiter verbreiten. 
In bunter Bemalung und recht geschmackvollem Kriegsschmuck kamen sie in 
ihren Kanoes längsseit der „Ottilie“. Auf dem südlichen Sandstrande der Insel 
lag eine grofse Flotte von grofsen Kanoes und hinter ihnen das aus über 
50 Häusern bestehende Dorf, Die Fabrikation der Thonköpfe wird hier in 
grofsem Mafsstabe betrieben, fast in jedem Hause werden grofse und kleine 
Köpfe geformt, getrocknet und gebrannt. Der Thon wird in alten zerbrochenen 
Kanoes oder ausgehöhlten Baumstämmen geschlemmt und mit der Hand gedreht 
und geformt. Ein Thonlager konnte auf der Insel nicht entdeckt werden; 
wahrscheinlich wird der Thon vom Festlande geholt. 
Nach einstündiger Fahrt von Bıli-Bili wurde westlich der folgenden 
Gronemann- (Uranu-) Insel eine offene Flufsmündung gesehen und vor der- 
selben in 5'% m Wasser geankert. Die Mündung war 80—90 m breit und hatte 
1% bis 2'/2 m Wassertiefe. Allmählich nach ca 1'/4 Sm verflachte sich der Flufs 
auf 0,9 bis 1,2 m, und dann erschwerten Steingerölle die Weiterfahrt mit dem 
Boote. Er wurde zu Fufs noch ungefähr 2 Sm weiter verfolgt; auch hier ge- 
wöhnlich noch 40—50 m breit, nimmt er den Charakter eines Gebirgsflusses an 
und theilt sich etwas oberhalb der äufsersten erreichten Stelle. Er wurde 
Marien-Flufs genannt. Seine Ufer liegen 3 bis 4m hoch und bestehen aus 
Alluvionen auf Korallenkalk-Untergrund. 
Um einen besseren Ankerplatz als den von der „Ottilie“ innegehabten, 
gegen südöstliche Winde nicht geschützten, zu suchen, wurde die Passage zwi- 
3achen der nächsten Insel, Colomb oder Sabe, und dem Festlande ausgelothet; 
sie hatto nur eine Maximalwassertiefe von 3,6 m, während die Tiefen weiterhin 
wieder zunahmen. Am folgenden Tage lief die „Ottilie“ südlich und östlich 
um die Gronemann-Insel herum und zwischen Sabe- und König- (Ken-) Insel 
hindurch, wo 22—26m Wasser nahe an der letzten Insel gefunden wurden, 
sowie zwischen derselben und dem Festlande auf 14'/a und 16!/a m Wasser ein 
guter und geschützter Ankerplatz. Eine zwischen Festland und Insel befindliche, 
eine kleine viertel Seemeile breite Durchfahrt mit 18 bis 20m Wasser wurde 
von der „Öttilie“ passirt. 
Die drei letztgenannten Inseln sind bewaldete Korallen-Inseln, Gronemann- 
Insel ist klein und unbewohnt, Colomb-Insel ungefähr dreimal so grofs und be- 
wohnt, König-Insel hält in der Größe die Mitte und hat an der Westseite 
Kokospalmen am Sandstrande. 
Gegenüber am Festlande findet sich ebenfalls Sandstrand mit Palmen. 
Die Küste fängt hier wieder an, aus schroff abfallendem Korallenkalkboden zu 
bestehen, und zwar liegt sie 4 bis 5m über der Meeresfläche. 
Auf der 1 Sm nördlich der König-Insel gelegenen Huk befindet sich 
unter Palmen ein Dorf, hinter der Huk eine flache Bucht; hinter der nächsten 
Huk kommt die nach Friedrich Wilhelms-Hafen führende Dallmanns-Straßse. 
Da dieser Hafen bereits genügend bekannt ist, so wurde derselbe keiner 
weiteren Untersuchung unterzogen, sondern weiter nordwärts gedampft. Zwi- 
schen Follenius-Insel und dem Festlande, jedoch mehr nach aufßsen, wurde ein 
stark brandendes Riff gesehen. 
Vor der langen und nördlichsten der in der Admiralitäts-Karte verzeich- 
neten Inseln, Segu, wurde ebenfalls ein Korallenriff gefunden, welches sich nach 
Süden bis zu der nächsten und äufsersten von den eine Gruppe bildenden zahl- 
reichen Inseln erstreckte. Da das Riff jedoch eine schmale Stelle mit genügend 
Wasser für die Passage zeigte, und zwischen den Inseln Ankerraum vorhanden 
zu sein schien, so lief die „Ottilze“ durch dasselbe und fand einen von Inseln 
and Riffen umschlossenen sehr guten Aufsenhafen von ziemlicher Ausdehnung,
	        
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