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Zur Küstenbeschreibung von Kaiser Wilhelms-Land.
und einem am linken Ufer gelegenen Dorfe. Die Insel Solitary peilte vom
Ankerplatze NzO, die nördliche Seite des die Bucht südlich begrenzenden Vor-
gebirges OzN, Der Fluß, Nassau-Flufs, wurde ungefähr 3 Sm aufwärts
befahren. KEr hat eine Barre von ca 0,3 bis 0,5 m Tiefe, geht zuerst etwas
westlich, dann nach Nord, hat zuerst Mangrove-Charakter bei ca 20 bis 30m
Breite, dann treten andere Bäume, namentlich viel Sago- und Areka-Palmen, auf,
während seine Breite auf 6 bis 8 m abnimmt. Die Strömung ist unbedeutend,
die Tiefe in der Mündung beträgt 0,6 m, weiter aufwärts 2,4 m, verflacht sich
aber später wieder. Baumstämme verhinderten die Weiterverfolgung des Laufes,
Der an der Südseite von Go/sler-Spitze mündende Flufßs ist nur ca 10m
breit und wegen davor stehender Brandung unzugänglich,
Bei der folgenden Spitze, Kap Moltke, liegt ein sich ca !/4 Sm aus-
dehnendes Riff, das sich seitwärts, namentlich nach Süden hin, entsprechend
der Form des Hügels, welcher die Spitze bildet, weiter als nach See zu
erstreckt.
Die folgende Bucht, Sachsen-Bucht, besitzt in der nördlichen Hälfte
Sandstrand, in der südlichen gehen die Bäume bis zum Wasser; im Grunde der
Bai schien ein Flußfs zu münden,
Von der nächsten Spitze, Kap Roon, erstreckt sich ein Riff ziemlich
weit nach See. Der Rücken des letzten Hügels dieser Spitze hat wieder eine
fast der Küste parallele Richtung. ‚Oestlich der Spitze liegen zwei isolirte Riffe
anter Wasser, das eine in einer Entfernung von ca %/4 Sm, das andere von
1 Sm. Die „Samoa“ konnte bei klarem Wetter zwischen beiden Riffen durch-
gehen.
Es folgt zwischen dieser und der nächsten weit ausspringenden Spitze,
Wrangel-Spitze, eine grofe, aber nicht sehr tiefe Bucht, die Hessen-Bucht,
welche durch eine in dieselbe einspringende flache Huk in zwei kleinere Buchten
getheilt ist. Da auf der Spitze dieser Huk eine ziemlich breite Flufsöffnung
bemerkt wurde, so wurde auf dieselbe zugesteuert und etwas südlich von der
Mündung, 1 Kabllg. vom Ufer, wo ein scheinbar verlassenes Dorf lag, auf
31m Wasser geaukert. Vom Ankerplatze peilte Kap Roon NzO, die Wrangel-
Spitze SO0zO0. Durch die vorliegenden Dumplings-Inseln und die Insel Longuerue
bietet die Bucht einigermafsen Schutz gegen See und Wind. Die Mündung des
Flusses, vor welcher etwas Brandung stand, war ca 200m breit, sich jedoch
bald auf 100 m verengend, und 1,8—2,8 m (1—1'/2 Fad.) tief. Der Boden be-
steht ganz aus grobem Steingeröll und wurde zur gleichzeitigen Erinnerung an
den grofsen Preufsischen Staatsmann Stein-Flufls getauft, Schon !/2 Sm von
der Mündung beginnen Steinbarren das Wasser zu verflachen. Das rekognos-
cirende Boot wurde gegen einen Strom von 4 bis 5 Kn Geschwindigkeit über
einige solcher Barren geschleppt, hinter denen wieder tiefes Wasser kam, und
gelangte 1'/s Sm flufsaufwärts, bis zu einer Stelle, wo der Flufs von Süd einen
ca 15m breiten reilsenden Nebenflufs aufnimmt. Da der Fluß zu Boot nicht
weiter befahrbar war, so wurde er zu Fuß, in dem meist 100—150 m, zuweilen
auch breiteren, steinerfüllten Strombett schreitend, noch ungefähr 2 Sm weiter
aufwärts verfolgt. Der Flufs selbst füllt in dem breiten Bett nur eine 20 bis
50 m breite tiefere, in starken Windungen verlaufende Rinne aus. Nachdem
die hohen Vorberge passirt, gelangte man an einen quer vorliegenden Gebirgs-
zug, wo der Hauptflußs sich nach Süden, später wieder westlich wendet, während
er am linken Ufer einen schmaleren Nebenflufs aus Norden aufnimmt. Das
Thal des Hauptflusses war an dieser Biegestelle auf eine weite Strecke zu
übersehen, und scheint hier einem Eindringen ins Innere nichts entgegenzustehen.
Ein Versuch, in den aus Süden kommenden Nebenflufs per Boot ein Stück vor-
zudringen, wurde durch den reifsenden Strom in demselben vereitelt, .
Am folgenden Tage, dem 12. Oktober, wurde zwischen der Festlands-
küste und den Dumplings- und Longuerue-Inseln entlang gesteuert. Die
Inseln sind sämmtlich felsig und hoch und als Fortsetzungen der Berge des
Festlandes zu betrachten. Longuerue trägt zwei Bergspitzen, von denen nament-
lich die nördliche einen sehr scharfen Kegel bildet.
Die hinter der mit kleinem Küstenriff umgebenen Wrangel-Spitze folgende
Bucht hat wenig Vorland bis mehr zur nächsten Spitze, Kap Bronsart, hin.
Hier bilden die Berge eine Thalmulde, in der zwei Dörfer liegen und — soweit