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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Zur Küstenbeschreibung von Kaiser Wilhelms -Land. 
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offene Flufsmündung zu gelangen, ohne andere Anzeichen von einer Barre zu 
finden, als dafs weiter südlich zwei Bäume gegrundet waren, dort also wahr- 
scheinlich flaches Wasser sein mufßste. Erst ca 200m vor der Flulsmündung, 
aus der eine sehr starke Strömung setzte, wurde mit der Leine Grund gelothet, 
und zwar 25!/a m, und hier der Anker fallen gelassen. Der Meeresboden steigt 
hier aber nach dem Lande so steil an, dafs der Anker nicht hielt und mit 
45m Kette schweben blieb, so dafs er wieder gelichtet werden mufste. Beim 
zweiten Versuch, Ankergrund vor der Mündung zu finden, kam das Schiff dem 
steilen Abfall eines quer vor der Mündung liegenden Dammes, an dessen Nord- 
westseite der Flufs mündet, zu nahe und gerieth, während ein Moment vorher 
mit 27m Leine noch kein Grund gefunden worden war, vorübergehend auf den 
Grund. Es wurde ein Boot zum Lothen in die Flufsmündung vorausgeschickt, 
um, wenn möglich, mit der „Samoa“ zu folgen. Doch mulfste dieser Versuch 
aufgegeben werden, da sich die Mündung von 27m sofort auf 5’'/2m (3 Fad.) 
und 2,7 m (1! Fad.) bis 2,3 m (1'« Fad.) verflacht. Die „Samoa“ lief deshalb 
in das tiefe Wasser zurück und .im Bogen von der Südostseite auf die Bank, 
auf welcher die gegrundeten Baumstämme gesehen waren. Doch auch diese 
Bank fällt nach dieser Seite so steil ab, dafs, nachdem 27 und 31 m gelothet 
waren, der nächste Lothwurf bei ganz langsamer Fahrt bereits 3'/2 m ergab, 
und das Schiff bei dem Versuch, auf 25m Wasser zu ankern, zweimal von der 
Bank abtrieb, weil der Anker in bodenlose Tiefe rollte. 
Freiherr von Schleinitz fuhr sodann per Boot in einen zweiten, im 
innersten Winkel der Bucht gegenüber dem Markham - Flusse mündenden 
schmaleren Flufs mit wenig Strömung behufs Rekognoscirung und Vermessung. 
Der Flufs fliefst in Windungen und in einer Breite von 100 bis 150m durch 
Mangrove-Terrain, theilt sich gleich oberhalb der Mündung und hat eine Tiefe 
von 1,8 bis 3,6 m (1—2 Fad.). Aus der geringen Strömung konnte geschlossen 
werden, dafs der Flufs mehr parallel der Küste läuft, als tief ins Land geht; 
nachdem er ungefähr 1 Sm weit verfolgt war, wurde er verlassen und in den 
Markham-Flufs gesteuert. i 
In diesem setzte sehr starke Strömung, so dafs das Boot bis zum Eintritt 
der Dunkelheit nur ca 114 Sn stromaufwärts gelangte. Der Fluß ist 300 bis 
500m breit, bildet zahlreiche gröfsere Inseln und strömt in ähnlichem Terrain 
und vegetativer Umgebung, wie der Kaiserin Augusta-Flufs, hat aber, so weit 
er befahren wurde, nur 2,7—4,6 m (1'/2—2'/2 Fad.) Tiefe. Wenn der Fluß für 
kleine Dampfer weit hinauf befahrbar ist, so liegt nach der Vermuthung des 
Freiherrn von Schleinitz hier eine recht zukunftsreiche Gegend, da die größten 
Schiffe bis dicht vor die Mündung gelangen und hier, wenn auch vielleicht auf 
etwas grolsen Wassertiefen, ankern können. Der geräumige Ankerplatz bietet 
eine gegen alle Winde, und zwar gegen den starken Südost durch die mehr- 
erwähnte Bank, gut geschützte Rhede, welche den Namen Preufsen -Rhede 
erhielt, Schiffe geringeren Tiefganges können auch in den zweiten kleineren 
untersuchten Fluls einlaufen, wo sie 3—4 m Wassertiefe finden, 
Die Küste vom Markham-Flusse bis zum Kap Parsee besteht aus mehreren 
hinter einander gelagerten hohen dunklen Bergzügen von 300—700 m Höhe 
und meist schroffen Formen, welche starke Böschung nach der Seescite besitzen 
und nur Raum für einen schmalen Streifen flachen Vorlandes zwischen sich und 
dem Meere lassen, aufser wo die vorhandenen und meist senkrecht zur Haupt- 
kette abzweigenden Ausläufer als Kaps schroff zum Meore abfallen, Diese bisher 
nicht benannte Bergkette erhielt die Bezeichnung Herzog-Gebirge. Hier und 
da, namentlich nach Kap Parsee hin, entwachsen der Hauptkette eigenthümlich 
geformte Grate mit Rippen au den Seiten, wie man sie bei Urgesteinformationen 
oft sieht. Zwischen den Ausläufern sind mitunter nicht ganz kleine mulden- 
förmige Thäler mit kleinen Wasserläufen eingebettet. Der ganze ungefähr nach 
NNW verlaufende Gebirgszug senkt sich in verhältnilsmäfsig sanfter Böschung 
zum Thale des Markham-Flusses, dessen Richtung zu derjenigen der Kette in 
epitzem Winkel zu gehen scheint. 
Auf 7 bis S Sm Entfernung von der Mündung des Markham-Flusses hat 
man noch einige Seemeilen von der Küste mit 5’ bis 27 m Ankergrund. Dann 
fällt der Strand steiler ab, zuerst eine flache, dann mehr nach Kap Parsee hin 
tiefer in das Land gehende Einbuchtungen bildend, die von den schon erwähnten
	        
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