Zur Küstenbeschreibung von Kaiser Wilhelms -Land.
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offene Flufsmündung zu gelangen, ohne andere Anzeichen von einer Barre zu
finden, als dafs weiter südlich zwei Bäume gegrundet waren, dort also wahr-
scheinlich flaches Wasser sein mufßste. Erst ca 200m vor der Flulsmündung,
aus der eine sehr starke Strömung setzte, wurde mit der Leine Grund gelothet,
und zwar 25!/a m, und hier der Anker fallen gelassen. Der Meeresboden steigt
hier aber nach dem Lande so steil an, dafs der Anker nicht hielt und mit
45m Kette schweben blieb, so dafs er wieder gelichtet werden mufste. Beim
zweiten Versuch, Ankergrund vor der Mündung zu finden, kam das Schiff dem
steilen Abfall eines quer vor der Mündung liegenden Dammes, an dessen Nord-
westseite der Flufs mündet, zu nahe und gerieth, während ein Moment vorher
mit 27m Leine noch kein Grund gefunden worden war, vorübergehend auf den
Grund. Es wurde ein Boot zum Lothen in die Flufsmündung vorausgeschickt,
um, wenn möglich, mit der „Samoa“ zu folgen. Doch mulfste dieser Versuch
aufgegeben werden, da sich die Mündung von 27m sofort auf 5’'/2m (3 Fad.)
und 2,7 m (1! Fad.) bis 2,3 m (1'« Fad.) verflacht. Die „Samoa“ lief deshalb
in das tiefe Wasser zurück und .im Bogen von der Südostseite auf die Bank,
auf welcher die gegrundeten Baumstämme gesehen waren. Doch auch diese
Bank fällt nach dieser Seite so steil ab, dafs, nachdem 27 und 31 m gelothet
waren, der nächste Lothwurf bei ganz langsamer Fahrt bereits 3'/2 m ergab,
und das Schiff bei dem Versuch, auf 25m Wasser zu ankern, zweimal von der
Bank abtrieb, weil der Anker in bodenlose Tiefe rollte.
Freiherr von Schleinitz fuhr sodann per Boot in einen zweiten, im
innersten Winkel der Bucht gegenüber dem Markham - Flusse mündenden
schmaleren Flufs mit wenig Strömung behufs Rekognoscirung und Vermessung.
Der Flufs fliefst in Windungen und in einer Breite von 100 bis 150m durch
Mangrove-Terrain, theilt sich gleich oberhalb der Mündung und hat eine Tiefe
von 1,8 bis 3,6 m (1—2 Fad.). Aus der geringen Strömung konnte geschlossen
werden, dafs der Flufs mehr parallel der Küste läuft, als tief ins Land geht;
nachdem er ungefähr 1 Sm weit verfolgt war, wurde er verlassen und in den
Markham-Flufs gesteuert. i
In diesem setzte sehr starke Strömung, so dafs das Boot bis zum Eintritt
der Dunkelheit nur ca 114 Sn stromaufwärts gelangte. Der Fluß ist 300 bis
500m breit, bildet zahlreiche gröfsere Inseln und strömt in ähnlichem Terrain
und vegetativer Umgebung, wie der Kaiserin Augusta-Flufs, hat aber, so weit
er befahren wurde, nur 2,7—4,6 m (1'/2—2'/2 Fad.) Tiefe. Wenn der Fluß für
kleine Dampfer weit hinauf befahrbar ist, so liegt nach der Vermuthung des
Freiherrn von Schleinitz hier eine recht zukunftsreiche Gegend, da die größten
Schiffe bis dicht vor die Mündung gelangen und hier, wenn auch vielleicht auf
etwas grolsen Wassertiefen, ankern können. Der geräumige Ankerplatz bietet
eine gegen alle Winde, und zwar gegen den starken Südost durch die mehr-
erwähnte Bank, gut geschützte Rhede, welche den Namen Preufsen -Rhede
erhielt, Schiffe geringeren Tiefganges können auch in den zweiten kleineren
untersuchten Fluls einlaufen, wo sie 3—4 m Wassertiefe finden,
Die Küste vom Markham-Flusse bis zum Kap Parsee besteht aus mehreren
hinter einander gelagerten hohen dunklen Bergzügen von 300—700 m Höhe
und meist schroffen Formen, welche starke Böschung nach der Seescite besitzen
und nur Raum für einen schmalen Streifen flachen Vorlandes zwischen sich und
dem Meere lassen, aufser wo die vorhandenen und meist senkrecht zur Haupt-
kette abzweigenden Ausläufer als Kaps schroff zum Meore abfallen, Diese bisher
nicht benannte Bergkette erhielt die Bezeichnung Herzog-Gebirge. Hier und
da, namentlich nach Kap Parsee hin, entwachsen der Hauptkette eigenthümlich
geformte Grate mit Rippen au den Seiten, wie man sie bei Urgesteinformationen
oft sieht. Zwischen den Ausläufern sind mitunter nicht ganz kleine mulden-
förmige Thäler mit kleinen Wasserläufen eingebettet. Der ganze ungefähr nach
NNW verlaufende Gebirgszug senkt sich in verhältnilsmäfsig sanfter Böschung
zum Thale des Markham-Flusses, dessen Richtung zu derjenigen der Kette in
epitzem Winkel zu gehen scheint.
Auf 7 bis S Sm Entfernung von der Mündung des Markham-Flusses hat
man noch einige Seemeilen von der Küste mit 5’ bis 27 m Ankergrund. Dann
fällt der Strand steiler ab, zuerst eine flache, dann mehr nach Kap Parsee hin
tiefer in das Land gehende Einbuchtungen bildend, die von den schon erwähnten