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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Ueber Gewitter und Gewitterbeobachtungen, 
erst von Köppen eingehender besprochen und erklärt wurde.) Kömmt os 
zunächst nicht zum Regen, so hält auch die Dunkelheit lange an, eine zweite 
und dritte Bogenwolke zieht herauf, bis endlich das lange drohende Unwetter 
losbricht, oder, was auch vorkommt, die scharf ausgeprägten Wolken allmählich 
anbestimmter werden und ein heftiger, aber nicht von Sturm begleiteter Regen 
für längere Zeit einsetzt. 
Unter dem Wolkenwulst wird man meist ein graues, oft sich durch seine 
Helligkeit scharf abhebendes Segment bemerken, welches nichts weiter ist, als 
die heranziehende Regenschicht unter der regnenden Wolke. Verläuft die 
Bogenwolke zunächst ohne Regen, fehlt auch dieses Segment, und es kann vor- 
kommen, dal unter dem finsteren Wulst der klare Himmel noch sichtbar bleibt. 
Bisweilen sieht man kein geschlossenes Segment, sondern nur einzelne Streifen, 
welche den in der Ferne begonnenen Regen oder Hagelfall andeuten, man 
zeichne ihre Richtung, scheinbaren Dimensionen, Aussehen etc. genau auf, Die 
Gewitterentladungen zeigen sich wohl auch in diesen Regensäulen, oder die 
Blitze springen zwischen der Regensäule und dem Wolkenwulst über. Ich 
selbst habe dies nur sehr selten bemerkt, dagegen beschreibt Hinrichs ein 
Gewitter, welches am 26. Juni 1876 den Staat lowa betraf, und sagt dabei aus- 
drücklich, dafs in vier Regensäulen (einer grofsen und drei kleineren, welche 
nördlich vom Beobachtungsorte vorbeizogen) in ziemlich langen Intervallen 
blendende zickzackgeknickte Blitze fast geradlinig?) zur Erde niederfuhren; sie 
waren nach ca 12 Sekunden von heftigem Donner gefolgt.?) Hinrichs konnte 
später die Ausdehnung der scharf begrenzten, vom Regen betroffenen Zone 
genau feststellen lassen, Es wäre natürlich von grofsem Werthe, wenn die 
Ausdehnung der Regenzonen bei Gewittern häufiger, als es bis jetzt geschehen, 
auf Specialkarten eingetragen werden könnte. Je schärfer begrenzt die Regen- 
säulen sind, desto plötzlicher wird man auch den vom Regen oder Hagel be- 
troffenen Strich gegen einen trocken gebliebenen sich abheben sehen. 
Der vordere Rand des Wolkenwulstes zeigt in gewissen Fällen noch eine 
eigenthümliche sehr wichtige Wolkenbildung, welche das regnende Segment zum 
Theil verdecken kann. Es ist der Wolkenvorhang Hann’s, ein aus leichten, 
nebelartigen, draperieförmig herabhängenden Wolkenzipfeln bestehendes Gebilde.“) 
Die Ausicht Hann’s, dafs das Auftreten dieses Wolkenvorhanges sicher auf 
Sturm und nicht selten auf Hagel deutet, habe ich stets bestätigt gefunden. 
Alles an diesem Wolkenvorhange verdient genaueste Beachtung und findet sie 
auch in neuester Zeit immer mehr, während mancher ältere Meteorologe die 
Erscheinung auch beobachtet und erwähnt hat, ohne ihrer Wichtigkeit recht 
bewulst zu werden. Pfaff meint wohl unsere Wolkendraperien (festoon-clouds 
der Amerikaner), wenn er die Hagelwolken im Vergleich mit blofsen Gewitter- 
wolken „mehr wie ein Nebelgebilde“ erscheinen läfst.‘) Mohr bemerkt sehr 
richtig, dafs am Rande der Gewitterwolken eine Reihe zerrissener Wolken wie 
Locken herunterhängen.‘) Bei dem grofßsen Gewittersturm vom 9, August 1881 
sind diese Wolken mehrfach beobachtet. So sah man in Lübeck, wie sich von 
der schweren Wolkenbank hellere gelbgraue dünne Wolken ablösten und rapid 
heraufzogen, scheinbar äufserst niedrig, die Thurmspitzen einhüllend, in der 
Farbe Hagelwolken ähnlich.) In Mölln in Lauenburg (S. 600) zog eine fahle 
helle Wolke pfeilschnell auf, in Friedrichsruh (S. 601) zog dem Gewitter voran 
tief niederhängend. eine schwefelgelbe Wolke, woran sich eine intensiv 
schwarze schlols. Auch in Leipzig hatte ich diese anscheinend sehr tief herab- 
hängende blafsgelbliche Wolke bemerkt.®) Seitdem habe ich, besonders im 
1) „Ann. d. Hydr. etc.“, Bd. 10, 1882, S. 730 £f, . 
2) Im Original (s. nächste Anm.) heifst es: zickzackgeknickte, fast geradlinige Blitze zur 
Erde nieder, obige Korrektur trifft vielleicht das Richtige. 
3) „Oesterr. Zeitschr. f. Meteor.“, Bd. 12, 1877, S. 36. _ 
4‘) „Oesterr. Zeitschr. f. Meteor.“, Bd. 15, 1880, S. 434 ff. . und Tafel 5. 
5) Gehler’s phys. Wörterbuch, 2. Aufl., Leipzig 1828, Bd. 4, Abth. 2, S, 1582. 
$) Poggendorf’s Annalen, Bd. 117, 1862, S. 99. 
) „Ann. d. Hydr. etc.“, Bd. 10, 1882, S. 599, . . 
8) In Leipzig passirte der Hauptstofs der Böe kurz nach 2h 45m Nachm. Ortszeit.‘ Die Be- 
merkung a. a. O. S. 714 unten, dafs in Leipzig weder Gewitter noch Sturm notirt wurde, ist sehr 
auffallend, da ich mich des furchtbaren, aber rasch vorübergehenden Sturmsto(ses deutlich genug 
erinnere und auch Donner hörte. Zahlreiche Bäume waren entwurzelt worden.
	        
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