Wetter-Karten für den Nordatlantischen Ocean.
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Mittelpunkten der verschiedenen Depressionen ist der niedrigste Barometerstand,
welcher von den die Depression passirenden Schiffen beobachtet worden ist,
vermerkt, Die Richtung und Stärke des Windes ist durch Pfeile gekennzeichnet,
die Winde hochgelegener Stationen, deren Höhe über 1220 m (4000 Fufs) be-
trägt, durch rothe Pfeile. Die Karten erstrecken sich von der Westküste
Amerikas bis ostwärts von Moskau und von dem Polarmeere bis zum Aequator.
In einigen kurzen erklärenden Notizen bemerkt das Meteorologische Amt,
dafs nach einem vieljährigen Studium des Wetters von West-Europa es als
ausgemacht gelten darf, dafs die atmosphärischen Störungen, auf welchen die
Witterungsänderungen daselbst zum grofsen Theil, wenn nicht hauptsächlich,
beruhen, nach den Westküsten Europas von dem Atlantischen Ocean aus ge-
Jangen. Das Meteorologische Amt hat bei der Bearbeitung das Ziel im Auge,
die Bedingungen, unter welchen solche Störungen entstehen oder über den
Atlantischen Ocean fortschreiten, sowie den Einflufs der allgemeinen meteoro-
logischen Verhältnisse des Entstehungsgebietes und der dasselbe umgebenden
Regionen auf die fortschreitende Richtung, die Gröfse und Dauer der Störung
festzustellen.
Es lassen sich nach den Karten die verschiedenen Wetter-Systeme in
ihrer Entstehung und ihrer Fortbewegung, in der Regel von Westen nach Osten,
verfolgen. Gebiete niedrigen Luftdruckes treten besonders häufig nördlich des
vierzigsten Breitenparallels auf; dieselben entstehen gewöhnlich über dem Nord-
Amerikanischen Kontinent und nehmen, nachdem sie den Atlantischen Ocean
erreicht haben, an Stärke zu. Während einige dieser Depressionen und der
damit verbundenen Stürme auf dem Atlantik ‚bald verschwinden, gehen die
meisten quer über den Ocean, Andere entstehen erst auf dem Meere, nament-
lich in der Nähe von Neufundland, wo die warmen. und kalten Wasserströmungen
sich begegnen und mischen und nach dem Ausweis der Isothermen auf einem
beschränkten Gebiete sowohl in den Wasser- wie .Lufttemperaturen sehr grofse
Differenzen vorkommen. Häufig theilt sich eine Depression in zwei, von denen
jede ihre besondere Bahn verfolgt, während in anderen Fällen umgekehrt zwei
vollkommen entwickelte Stürme zu einem verschmelzen. MNähern sich diese
Depressionen den Britischen Inseln, so tritt unbeständiges Wetter ein, und wenn
sie mit der äufseren Peripherie die Küsten berühren, so dreht der Wind nach
Süden, und kurz darauf tritt Regen und auffrischender Wind ein, welche sich
vornehmlich an den westlichen und nördlichen Küsten bemerkbar machen;
passiren sie die Inseln, so finden überall sehr schnelle und bedeutende
Witterungsänderungen statt.
Die bis jetzt veröffentlichten Karten für das Herbst-Vierteljahr zeigen,
dafs die atmosphärischen Störungen mit dem Vorrücken der Jahreszeit zunehmen.
Ein Gebiet hohen Luftdruckes bleibt jedoch während der ganzen Zeit im mitt-
leren Theile des Atlantischen Oceans südlich der Depressicns-Bahnen.
Die September-Karten zeigen eine wohl entwickelte Westindische Cyklone,
welche über den ganzen Atlantischen Ocean geht und nördlich von Schottland
passirt; am 1. November dehnt sich das Gebiet eines Sturmes über den ganzen
Ocean von den Küsten Amerikas bis zu denen Europas aus.
Die Isothermen lassen das Verhältnifs der Wasser- und Lufttemperatur
klar hervortreten und zeigen, dafs Ausgang des Sommers die Luft 2° bis 3° (F.)
wärmer ist, als das Wasser an der Oberfläche, während beim Beginn des
Winters (weiter reichen die Karten noch nicht) die Wassertemperatur etwas
höher als die Lufttemperatur ist.!)
Iy „Nature“ No. 907.