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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Wetter-Karten für den Nordatlantischen Ocean. 
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Mittelpunkten der verschiedenen Depressionen ist der niedrigste Barometerstand, 
welcher von den die Depression passirenden Schiffen beobachtet worden ist, 
vermerkt, Die Richtung und Stärke des Windes ist durch Pfeile gekennzeichnet, 
die Winde hochgelegener Stationen, deren Höhe über 1220 m (4000 Fufs) be- 
trägt, durch rothe Pfeile. Die Karten erstrecken sich von der Westküste 
Amerikas bis ostwärts von Moskau und von dem Polarmeere bis zum Aequator. 
In einigen kurzen erklärenden Notizen bemerkt das Meteorologische Amt, 
dafs nach einem vieljährigen Studium des Wetters von West-Europa es als 
ausgemacht gelten darf, dafs die atmosphärischen Störungen, auf welchen die 
Witterungsänderungen daselbst zum grofsen Theil, wenn nicht hauptsächlich, 
beruhen, nach den Westküsten Europas von dem Atlantischen Ocean aus ge- 
Jangen. Das Meteorologische Amt hat bei der Bearbeitung das Ziel im Auge, 
die Bedingungen, unter welchen solche Störungen entstehen oder über den 
Atlantischen Ocean fortschreiten, sowie den Einflufs der allgemeinen meteoro- 
logischen Verhältnisse des Entstehungsgebietes und der dasselbe umgebenden 
Regionen auf die fortschreitende Richtung, die Gröfse und Dauer der Störung 
festzustellen. 
Es lassen sich nach den Karten die verschiedenen Wetter-Systeme in 
ihrer Entstehung und ihrer Fortbewegung, in der Regel von Westen nach Osten, 
verfolgen. Gebiete niedrigen Luftdruckes treten besonders häufig nördlich des 
vierzigsten Breitenparallels auf; dieselben entstehen gewöhnlich über dem Nord- 
Amerikanischen Kontinent und nehmen, nachdem sie den Atlantischen Ocean 
erreicht haben, an Stärke zu. Während einige dieser Depressionen und der 
damit verbundenen Stürme auf dem Atlantik ‚bald verschwinden, gehen die 
meisten quer über den Ocean, Andere entstehen erst auf dem Meere, nament- 
lich in der Nähe von Neufundland, wo die warmen. und kalten Wasserströmungen 
sich begegnen und mischen und nach dem Ausweis der Isothermen auf einem 
beschränkten Gebiete sowohl in den Wasser- wie .Lufttemperaturen sehr grofse 
Differenzen vorkommen. Häufig theilt sich eine Depression in zwei, von denen 
jede ihre besondere Bahn verfolgt, während in anderen Fällen umgekehrt zwei 
vollkommen entwickelte Stürme zu einem verschmelzen. MNähern sich diese 
Depressionen den Britischen Inseln, so tritt unbeständiges Wetter ein, und wenn 
sie mit der äufseren Peripherie die Küsten berühren, so dreht der Wind nach 
Süden, und kurz darauf tritt Regen und auffrischender Wind ein, welche sich 
vornehmlich an den westlichen und nördlichen Küsten bemerkbar machen; 
passiren sie die Inseln, so finden überall sehr schnelle und bedeutende 
Witterungsänderungen statt. 
Die bis jetzt veröffentlichten Karten für das Herbst-Vierteljahr zeigen, 
dafs die atmosphärischen Störungen mit dem Vorrücken der Jahreszeit zunehmen. 
Ein Gebiet hohen Luftdruckes bleibt jedoch während der ganzen Zeit im mitt- 
leren Theile des Atlantischen Oceans südlich der Depressicns-Bahnen. 
Die September-Karten zeigen eine wohl entwickelte Westindische Cyklone, 
welche über den ganzen Atlantischen Ocean geht und nördlich von Schottland 
passirt; am 1. November dehnt sich das Gebiet eines Sturmes über den ganzen 
Ocean von den Küsten Amerikas bis zu denen Europas aus. 
Die Isothermen lassen das Verhältnifs der Wasser- und Lufttemperatur 
klar hervortreten und zeigen, dafs Ausgang des Sommers die Luft 2° bis 3° (F.) 
wärmer ist, als das Wasser an der Oberfläche, während beim Beginn des 
Winters (weiter reichen die Karten noch nicht) die Wassertemperatur etwas 
höher als die Lufttemperatur ist.!) 
Iy „Nature“ No. 907.
	        
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