Wetter-Karten für den Nordatlantischen Ocean.
auf E lief und stürmisch wurde. Um 8* p. m. begann das Barometer aufßser-
ordentlich rasch zu fallen; während der Nacht steigerte sich der Wind bei
nnaufhörlichem Regen bis zum vollen Orkan aus NNE, worauf um 6" a, m,, als
der Wind seine Richtung bis N verändert hatte, der niedrigste Luftdruck von
720,8 mm beobachtet wurde. Die See lief furchtbar hoch aus verschiedenen
Richtungen, ganz besonders aber aus NO.
Das Schiff war, da der Wind anfänglich am Nachmittag des 25. September
nach rechts holte, zuerst auf Steuerbord-Halsen beigedreht worden, als dann
aber später ein entschiedenes Zurückdrehen des Windes eintrat, wurde gehalst.
Von 4* bis 6* a. m. den 26. September war der Orkan am stärksten, und zwar
aus der Richtung NNE bis N. Das Wetter war unbeschreiblich; man konnte
sich kaum auf Deck halten, und vom Schiffe war kaum etwas zu sehen, indem
es fast ganz in Wasserstaub eingehüllt war.
Von 5" a. m, an fing das Barometer rasch an zu steigen und die Stärke
des Windes abzunehmen. Der Sturm dauerte indefs noch bis 10* a. m., worauf
der Wind bis gegen 4* p. m. zu einer frischen Briese abnahm. In dem Orkan
waren die festgemachten Segel an den Raaoen zerrissen und die Verschanzungen
eingeschlagen.
Das Orkanfeld bewegte sich anscheinend in nordöstlicher Richtung vor-
wärts, und zwar mit einer bedeutenden Geschwindigkeit, worauf das aufßser-
gewöhnlich rasche Fallen des Barometers, sowie die schnelle Zu- und Abnahme
der Windstärken hindeuten. Das Schiff befand sich auf der linken Seite der
Bahn, obschon das anfängliche Rechtsdrehen des Windes vermuthen liefs, dals
das Centrum des Orkans westlich vom Schiffe passiren würde. Nachdem das
Schiff in den eigentlichen Sturmwirbel eingetreten war, etwa seit 10* p. m.,
drehte sich der Wind von ESE nach links, und zwar bis N.
Die meteorologischen Instrumente, welche Kapt. Meyer benutzte, sind
auf der Hauptagentur der Soewarte in Bremerhaven geprüft worden.
Der Luftdruck ist für 0° Temperatur reducirt, und die Temperaturen von
Luft und Wasser sind in Graden Celsius angegeben.
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Wetter -Karten für den Nordatlantischen Ocean.
Das Meteorologische Amt zu London hat den ersten Theil einer ganzen
Reihe mit grofser Sorgfalt und auf Grund einer reichen Anzahl von Beobach-
tungen zusammengestellter täglicher Wetter-Karten für den Nordatlantischen
Ocean und die angrenzenden Kontinente herausgegeben, welche unzweifelhaft
für die Witterungskunde des behandelten Gebietes von hervorragender Bedeutung
sein werden. Dieselben umfassen einen Zeitraum von 13 Monaten, und zwar
vom 1. August 1882 bis zum 31, August 1883; es fällt dieser Abschnitt in die
Zeit der systematischen internationalen Cireumpolar-Beobachtungen, wodurch es
ermöglicht ist, das Beobachtungsgebiet bis auf sehr hohe Breiten auszudehnen
und den Karten dadurch eine sonst schwer zu erreichende Vollständigkeit zu
verschaffen. Die Aufzeichnungen von fast 3000 Schiffen sind der Bearbeitung
zu Grunde gelegt, von denen auf den Tag im Durchschnitt 400 Beobachtungen
kommen; hierzu treten noch die Aufzeichnungen von 300 Landstationen, so dafs
D Beobachtungen für den Tag zur Verfügung standen und benutzt werden
onnten.
Für jeden Tag sind zwei Karten entworfen, die eine enthält den Baro-
meterstand, Wind und Wetter, die andere die Temperatur der Luft und des
Wassers und gleichfalls das Wetter; das letztere ist auf beiden Karten auf-
genommen zum besseren Vergleich mit den übrigen Elementen. Die Temperatur-
angaben beziehen sich auf den Mittag des Beobachtungsortes, während die
übrigen Beobachtungen für die Zeit des Greenwicher Mittags eingetragen sind.
Isobaren sind von Zehntel zu Zehntel Zoll (englisch) eingezeichnet, in den