148 Die Expedition des Kreuzers „Fylla“ nach der Baffins-Bai, 1886.
seiner Hauptstation, die meisten Dänischen Niederlassungen im centralen Theile
Grönlands, lief auf der Rückreise Sukkertoppen, Island und die Orkney-Inseln
an und langte am 11. September wieder in Kopenhagen an. Das Beobachtungs-
feld der „Fylla“ in diesem Jahre lag zwischen 64° und 70° N-Br, von der
Disko-Bucht bis in die Mitte der Davis-Strafse und bis zu einem Abstande von
60—100 Sm von der Grönländischen Küste reichend,
Auf der Expedition im Jahre 1886 erstreckten sich die Beobachtungen
etwas weiter nach Norden und nach Süden, zwischen 62° und 73° N-Br.
Kapt. Th. Braem befehligte in diesem Jahre die „Fylla“, während Lieut,.
Hammer zweiter und Se. Königliche Hoheit Prinz Valdemar dritter Offizier
an Bord waren. Als Naturforscher begleiteten Holm und Kolderup Rosen-
vinge das Schiff, Die „Fylla“ verließ Kopenhagen am 26. Mai und kam bei
schneller und günstiger Reise nach Anlaufen der Faröer-Insel und von Reikjavik
(Island) am 17. Juni in Godthaab auf Grönland an.!) Bereits am 12, Juni
kam Kap Farwell mit seiner hohen Felsenküste in Sicht. Obgleich dasselbe
verbältnifsmälsig sehr hoch auf 59° N-Br passirt wurde, während dies wegen
des an der Ostküste Grönlands heruntersetzenden Treibeises selten nördlicher
als 58'/° geschieht, so wurde doch keine Eisscholle gesehen, und die Temperatur
des Oberflächenwassers sank nicht unter 5° C.
Bald hinter Kap Farwell begannen die oceanischen Beobachtungen.
Für die Tieflothungen bis zu 100 Fad. (188 m) wurde Thomson’s Patent-
Lothmaschine benutzt, deren Angaben sich jedoch nicht als zuverlässig erwiesen
und durch eine gewöhnliche Lothleine öfters kontrollirt werden mufsten, wodurch
der Hauptvortheil des Apparates, dafs das Schiff seine Fahrt behalten kann,
verloren ging. Bei gröfseren Tiefen wurde die Lothmaschine von Sigsbee an-
gewandt. Als Loth war das Brook’sche in Gebrauch, bei dem die Belastung
bekanntlich aus einer durchbohrten Kugel besteht, welche, mittelst Schlipp-
vorrichtung befestigt, sich loslöst, wenn das Loth den Grund berührt. Wenn
der Grund, wie meist in der Davis-Strafse, aus Schlick bestand, wollte die
Kugel oft nicht schlippeb, erst nachdem an Bord die Auslösevorrichtung etwas
verändert war, funktionirte sie richtig.
Die Temperaturmessungen wurden mittelst Negretti-Zambra-Thermometer
mit Magnaghis Umkehrvorrichtung ausgeführt, welche sich als vollständig zu-
verlässig erwiesen.
Zum Aufholen von Wasserproben, was gewöhnlich mit den Temperatur-
messungen verbunden wurde, war Sigsbee’s Wasserschöpfer im Gebrauch;
außerdem wurden auch einzelne Thermometer mit Rung’s Umkehrvorrichtung,
sowie solche Schwedischer Konstruktion verwendet.
Von 62° 41‘ N-Br und 57° 34‘ W-Lg bis Goodthaab sollte die erste
Lothungslinie gelegt werden, Nachdem einige Lothungen in 1233 bis 595 Fad.
(2322—1120 m) genommen waren, wurde die „Fylla“ in 54° 39‘ W-Lg durch
Eis an der Fortsetzung des Kurses verhindert. Mit nördlichem Kurse am
Rande des Eises entlang gehend, wurden 619, 681 und 623 Fad. (1166, 1282,
1173 ın) gefunden, sodann östlich das Eis durchschneidend, westlich von der
Fyllas-Bank 573 und 558 Fad. (1079 und 1051 m), worauf die „Fylla“ wieder in
offenes Wasser gelangte und am nächsten Tage in Godthaab einlaufen konnte.
Wasserproben und Temperatur-Reiben wurden auf dieser Strecke aufser
auf dem Grunde bis zu 300 Fad. (565 m) genommen. Die Temperaturen, welche
nachstehend zusammengestellt sind,*) zeigen keine grofsen Schwankungen, sind
aber unregelmäfsig vertheilt sowohl in horizontaler wie in vertikaler Richtung.
Die in der Nähe des Eises genommenen Temperatur-Reihen weisen von der
Oberfläche bis ungefähr 150 Fad. (282m) eine Abkühlung von 1,4° bis
8° CC. auf.
1) Nach dem Berichte des Premier-Lieutenant Hammer in „Geografisk Tidskrift“, Kopen-
hagen 1887, Band 9, Heft I—11.
2) Dieselben sind aus einer der „Geografisk Tidskrift“, 1887, Hefi I—]I, beigefügten Karte
entnommen.