Tieflothungen im Arabischen Meerbusen.
spitze gelegenen Faktoreien. Dieser Ankerplatz ist vollständig sicher und vor
Seegang geschützt; der Grund ist Schlick, und der Strom läuft hier in der
Regenzeit bei Ebbe höchstens mit 2, bei Fluth mit nur 1 Knoten Ge-
schwindigkeit.
_ Ebbe und Fluth machen sich sonst nur durch Fallen und Steigen des
Wassers bemerkbar; der Strom läuft stets aus,
Als Landmarke zum Passiren der Barre dient ein hoher Baum, welcher
dadurch, dafs er strauchartig über alle anderen in der Nähe befindlichen Bäume
binwegragt, sofort ins Auge fällt. Derselbe ist in NOzO zu halten und dieser
Kurs auch nach dem Passiren der Barre beizubehalten, bis man eine kleine
Insel, auf welcher ein einzelner Baum steht, und die dicht vor der Woermann-
schen Faktorei — der am meisten oberhalb gelegenen — liegt, gut frei von
der Landzunge sieht. Von hier ab langsam nach Steuerbord drehend, hat man
die Mitte des Fahrwassers zu halten und steuert dann direkt auf die Landungs-
brücke der Faktorei von Jantzen & Thormählen — der am meisten unter-
halb gelegenen — zu, wo man in einem Abstande von ca 100m auf 6 m Wasser-
tiefe ankern kann.
Die „Nachtigal“ lothete das Fahrwasser im Beundo-Flusse im unteren Lauf
desselben aus, dampfte an einem Tage bis zum Dorfe Japiti und am nächsten
bis zu den Wasserfällen des Flusses hinauf. Auf der Fahrt stromabwärts waren
auch einige unschädliche Grundberührungen nicht zu vermeiden.
Die während der Fahrten auf den beiden Flüssen von S. M. Fahrzeug
„Nachtigal“ gemachten Aufnahmen sind in den auf Tafel 5 gegebenen Skizzen
niedergelegt. Die geographische Länge der Edea- und Beundo-Wasserfälle,
sowie die der Woermann’schen Faktorei sind durch astronomische Beob-
achtungen festgestellt worden. Eine Breitenbestimmung an diesen Orten war
nicht möglich, weil die Sonne hierzu nicht benutzt werden konnte und Nachts
stets bedeckter Himmel war.
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Tieflothungen im Arabischen Meerbusen,
Das V.St.S. „Essex“ hat unter Commander T, F. Jewell auf der Route
vom Kap Guardafui über Minikoi nach Ceylon vom 20. November bis 2. De-
zember v. J. eine Reihe von Lothungen ausgeführt, welche nachstehend nach
der Veröffentlichung des Hydrographischen Amtes zu Washington, „Notice to
Mariners“, 1887, No. 3, wiedergegeben sind.
Dieselben weisen in der Mitte des Indischen Oceans resp. des Arabischen
Meerbusens zwischen 60° und 70° O-Lg eine ziemlich gleichmäfsige Tiefe von
ca 2500 Fad. auf, nach beiden Seiten den Küsten zu allmählich abnehmend.
Hiervon abweichend, wurde jedoch die gröfste Tiefe 2705 Fad. (4947 m) in der
Nähe der Afrikanischen Küste, 160 Sm von Kap Guardafui, gelothet, während
die darauf folgende Lothung von 857 Fad. (1567 m) eine ziemlich bedeutende
Bodenerhebung aus einer umgebenden Tiefe von 2300 bis 2500 Fad. konstatirt.
Auf 9° 30‘ N-Br und 59° 50‘ O-Lg wurde nach einer 35 Fad.- (64 m-) Stelle
— welche übrigens auf der Britischen Admiralitäts-Karte sich nicht verzeichnet
befindet — gesucht, eine solche jedoch nicht gefunden, vielmehr nur Tiefen
über 2000 Fad. gelothet.
Dicht neben der Insel Minikoi, 1 Sm südlich von derselben, wurden
1057 Fad. (1933 m) gelothet, so dafs hier ein sehr steiler Anstieg vom Meeres-
boden erfolgen muß.