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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Ueber Gewitter und Gewitterbeobachtungen. 
letzten Entladungen zwischen einer höheren feineren und einer tieferen dunk- 
leren — nun abziehenden Wolkenschicht stattfanden. Mit dem Verschwinden 
der tieferen Schicht tritt Ruhe ein. ; 
Auch aus dichtem Nebel heraus kann sich ein Gewitter entwickeln, wie 
durch manches Beispiel von den Meeresküsten, aber auch aus dem Binnenlande 
beglaubigt wird. Am 23. August 1877 hatte es in Salzburg bei Windstille 
schon drei Stunden sanft geregnet, als der erste Donner eintrat. Die Wolken- 
decke erschien aber, wie Fritsch in der eben angeführten Stelle berichtet, wie 
in dichten Nebel gehüllt, und es war düster geworden, Plötzlich entstand ein 
blendend heller Blitz mit sehr heftigem Donner, dem noch einige ähnliche 
folgten. Auch am 31. August desselben Jahres hielt ein Gewitter bei lange 
schon dauerndem Gufsregen 9 Stunden an; die heftigsten Schläge erfolgten erst, 
als der Gufsregen in einen stillen Regen überging. Am selben 31. August 1877, 
einem an der ganzen Nordseite der Alpenkette höchst gewitterreichen Tage, beob- 
achtete Hann!) in Bern ein überaus heftiges Gewitter. Während des ganzen 
Gewitters, sagt er, blieb der dichte Nebel, der sich schon Nachts gebildet, 
über dem Aarthal und über Bern selbst liegen, so dafs man die Blitze nur 
durch den Nebel hindurchleuchten sah, wie man das sonst blofs auf höheren 
Bergen beobachten kann.?) Bei dem heftigen Gewitter, welches London am 
23, Juni 1878 betraf, wurde die Atmosphäre — allerdings erst kurz vor dem 
Ausbruch des Gewitters — trübe und dick, wie bei einem November-Nebel.®) 
Am 23. Februar 1879 trat zu Güns im westlichen Ungarn um 10 Uhr Vorm. 
starker Nebel ein, welcher vier Stunden später so dicht und finster wurde, da(s 
man, um lesen zu können, Licht anzünden mufste. Gerade jetzt begann ein 
30 Minuten andauerndes ziemlich heftiges Gewitter mit Regen, Hagel und Sturm. 
Nach dem Gewitter verschwand der Nebel.‘) Auch Ziemer erwähnt ein von 
ihm in Colberg beobachtetes Gewitter, welches sich am 13. August 1880 nicht 
aus heiterem Himmel, sondern aus dem Nebel hervor entwickelte.®) Der Nebel 
hatte schon mehrere Tage vorher die Luft verfinstert. Weitere Beobachtungen 
über solche Nebelgewitter sind unter Anführung aller Nebenumstände höchst 
erwünscht. 
Im Jahre 1783 überzog ein noch. immer nicht vollständig befriedigend 
erklärter trockener rauchartiger Nebel einen grofsen Theil Europas und Nord- 
westasiens. Während an einigen Orten behauptet wurde, dafs dieser Nebel die 
Gewitter fernhielt, waren dieselben nach der Mehrzahl der Berichte gerade 
besonders heftig und häufig. Der Nebel verschwand an den meisten Orten zeit- 
weise, um nach einiger Zeit wiederzukommen; es scheint aber, dafs sich manche 
der schwersten Gewitter im Nebel selbst entwickelt haben, so das auch ander- 
weit merkwürdige im südöstlichen England, welches am 20. Juli eintrat.*) Auch 
in Genf entstand am 12. Juni, als der Nebel gerade recht dicht war, ein vier 
Stunden dauerndes sehr schweres Gewitter.‘) Neuerdings hat Andries daräuf 
hingewiesen, dafs ein solcher Staubnebel, wie der von 1783, die Luftelektricität 
sehr steigern und die Gewitter geradezu vermehren müsse. Er versucht, die 
im Eingange unserer Betrachtungen erwähnte Steigerung der Blitzgefahr in den 
jetzten Jahrzehnten auf die Vermehrung des atmosphärischen Rauch- und Staub- 
gehaltes durch die vielfach entstandenen industriellen Anlagen, Dampfkessel u. 5. w. 
zurückzuführen.®) Es wäre sehr erwünscht, diese Ansicht durch besonders genaue 
Beobachtung der Gewitter in vorzugsweise industriereichen Gegenden näher 
geprüft zu sehen. In Deutschland scheint sich der flache Nordwesten, dann 
auch Schleswig-Holstein nach den Beobachtungen von Häpke und Leonhard 
1) „Oesterr, Zeitschr. f. Meteor.“, Bd. 12, 1877, S. 397. 
2) Vgl. die höchst interessante Beschreibung eines Gebirgsgewitters bei dichtem Nebel, welche 
Theobald giebt, „Naturbilder aus den Rhätischen Alpen“. Chur 1862. S. 49—52. 
3) „Öesterr. Zeitschr. f. Meteor.“, Bd. 13, 1878, S. 416, 
4) „Oesterr. Zeitschr. f. Meteor.“, Bd. 14, 1879, S. 144. 
5) Petermann’s Mittheilungen, 1881, S. 202. 
6) „Neue Schriften der Berliner Gesellsch.. naturf. Freunde“, Bd. 3, 1801, S. 141.. Vgl. auch 
Muncke in Gehler’s phys. Wörterbuch, 2. Aufl., Bd. 7, S. 47. Leipzig 1833. 
7) Kämtz, „Lehrbuch der Meteor.“, Bd. 3, S. 203 f. Halle 1836. 
®% Petermann’s Mittheilungen, 1886, S. 55 £.,
	        
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