Taifunbahnen bei Japan, nebst Winken zum Manövriren.
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Ein unregelmäfsiger Gang des Barometers mit folgendem Fall, auch
schnelles Steigen mit folgendem Fall, der Anfangs nicht immer stetig zu sein
braucht, sind verdächtig. Die fortlaufende graphische Darstellung des Standes,
welche alle Unregelmäfsigkeiten und Aenderungen im zeitlichen Zusammen-
hange, das Eintragen desselben (nebst Wind und Wetter) in die Segelkarte,
welches die wichtigsten Gröfsen räumlich zur Anschauung bringt, sind
dringend zu empfehlen. Beide zusammen geben ein viel übersichtlicheres Bild,
als Zahlen allein.
Beim Seegange ist außer Richtung und Höhe auch die Art zu beob-
achten, ob unterbrochen, d. h, in einzelnen Seen, oder stetig. Ferner ist auch
hierbei die Wirkung des veränderlichen Richtungswinkels zu berücksichtigen.
Seegang aus SW (Richtungswinkel bei SW wird in schnellen Taifunen oft
14—16 Strich!) kann unter Umständen gerade aus der Richtung des Centrums
kommen, welches NO voranschreitet.
Wer ein verläfsliches oder verglichenes Barometer besitzt, kann sich
durch Einzeichnen des normalen Standes in die graphische Darstellung einen
Ueberblick über die Abweichungen von demselben verschaffen. Wenn wir in
erster Linie Wind, Barometergang und See auführten, so sind in zweiter Linie
zusammen mit Wolken-Zug, -Form und -Färbung, drückender Hitze, diesiger
Luft und Regen auch die Abweichungen des Barometers von dem normalen
Stand zu beachten. Bei den Anzeichen in zweiter Linie wird man sich mehr
von dem Gesammteindruck, als von der einzelnen Beobachtung leiten lassen.
Der normale Luftdruck, auf 0° C, und den Meeresspiegel reducirt, beträgt
bei Japan im
Juli und. August etwa 758 mm,
September 760 mm (759 in West-Kiushu, 761 in SO-Yezo),
Oktober ‘ 768mm (762 in Nord- Yezo).
Winke zum Manörvriren in Taifunen bei Japan.
—___ A. Bei Reisen von West nach Ost im Hochsommer, südlich von 34° bis
36° N-Br, kann man höchst wahrscheinlich langsame Taifune erwarten, mit
NW-, Nord- oder ONO-Kurs; Schiffskurs ONO. Bei drohendem Wetter, ver-
dächtigen Anzeichen und Windstärke 6—7 kann man .
a) bei West-, SW- oder Süd-Wind Kurs steuern. Die einzige Gefahr,
zu grofse Annäherung an ein etwa NO peilendes Centrum (Wind West), giebt
sich durch Zunahme der Windstärke und schnelleren Barometerfall zu erkennen,
läfst sich leicht durch Beidrehen oder einen südlicheren Kurs vermeiden.
b) Mit NW -Wind ist beizudrehen; fällt das Barometer trotzdem weiter,
80 halte man nach Süden ab, bis der Wind westlicher wird.
c) Hat man bei NW-Wind Kurs weiter gelegen, bis der Wind Nord
wird mit schlechterem Wetter, so ist die Lage schon unangenehmer, aber noch
nicht bedenklich. Das Centrum kann Ost bis Südost liegen. Das Sicherste ist,
möglichst hoch nach SW zurücklaufen, bis der Wind NW wird; denn der
Segler,‘ wenn er bei Nord-Wind noch weiter Kurs liegt, wird allmählich NE-
Wind bekommen, mit schlechterem Wetter.
‚Der scheinbare Zeitverlust sollte Einen nicht abhalten, zurückzulaufen,
da schließlich doch der östliche Bestimmungshafen auf diesem Umwege schneller
and sicherer erreicht wird, als wenn man möglichst lange Kurs zu halten ver-
sucht und dabei in die Nähe des Centrums treibt. Kapitäne, welche Taifune
nur aus Beschreibungen kennen, unterschätzen gewöhnlich die Gefahr und Stärke
derselben.
Nord ist der kritische Wind auf dieser Route in der ganzen Taifunzeit.
Für einen grofsen schnellen Dampfer ist es bei Nord-Wind noch immer
verlockend, Kurs ONO weiter zu steuern; aber Gefahr ist entschieden dabei
und der Versuch deshalb nicht zu empfehlen. Man mache sich nur bei Zeiten
klar, dafs man bald gegen schweren Nordost-Sturm und eine hohe See wenigstens
10 Sm oder mehr machen muß, um im günstigsten Falle, wenn das Centrum
in SO liegen sollte, es kann auch Ost liegen, noch vor demselben vorüberzu-
kommen. Auf starke nordöstliche Stromverseizung- ist unter solchen Verhält-
nissen gar nicht mit Bestimmtheit zu rechnen.