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Reisebericht der Deutschen Bark „Patagonia“.
das Landen der Gig. Als letzteres doch geschah, entwickelten sie sich allmäh-
lich als ganz friedfertige Leute, die aber augenscheinlich noch keinen Europäer
gesehen hatten. Sie zeigten über die Kleidung der Offiziere und Bootsmann-
schaften, sowie Alles, was dieselben bei sich hatten, das gröfste Staunen und
wünschten es in ihren Besitz zu bringen. Die Einwohner der Insel Mackau
schienen im Gegensatze hierzu mit Europäern gut bekannt zu sein. Wahr-
scheinlich sind die Besatzungen von Schiffen, welche in der Bucht ankerten,
immer nur hier gelandet,
Am 12. September verließ das Kanonenboot den Ankerplatz und ging
über die Barre nördlich zwischen den Inseln in See.
Aus dem Reiseberichte des Kapt. H. Hellwege von der Deutschen
Bark „Patagonia“.
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte.)
I. Beschreibung dreier Orkane an der Westküste von Mexiko.
„Auf der Reise von Hamburg nach Piastla Point hatten wir, nachdem
17° N-Br in 105,8° W-Lg am 25. September 1885 überschritten worden war,
während der folgenden acht Tage, bis zum 3. Oktober, einen Tag vor Schlufs
der Reise, viele Windstillen und leichte veränderliche Winde, bei einer drücken-
den Hitze. Seit dem 29, September beobachteten wir eine südöstliche Dünung,
die mit jedem Tage zunahm. Am Abend des 3. Oktober setzte mit Sonnen-
antergang eine heftige Böe von SE, Stärke 7, ein. Der Wind blieb so bis
Mitternacht, bei regnerischem Wetter, worauf er wieder abflaute.
Um 10* Vormittags den 4. Oktober peilte Piastla Point mw. E 4 Sm
entfernt. Wir kreuzten hier unter kleinen Segeln, um unsere Order abzuwarten.
Aın Abend des 4. Oktober frischte der SE-Wind wieder auf, er überschritt
indefs nicht die Stärke 8. Um 6 Uhr Morgens den 5. Oktober standen wir
15 Sm südwestlich von Piastla Point. In der Nähe des Schiffes befanden sich
viele Schmetterlinge und kleine Vögel. Bei stürmischem E- bis NE-Wind und
Regen war die See wild aufgeregt; aufserdem lief eine hohe Dünung, wie man
sie selten stärker beim Kap Horn antrifft, Gegen Mittag nahm die Windstärke
bis 5 ab, Im Laufe des Nachmittags änderte der Wind seine Richtung nach SE.
Schwarze Wolken flogen rasch von S vorbei. Da wir, wie schon bemerkt, auf
Order von Prastla Point warteten, mufsten wir uns natürlich so nahe als möglich
unter der Küste halten; als aber um 5* Nachmittags der Himmel ein so drohen-
des Aussehen annahm, suchten wir uns vom Lande zu entfernen, was uns denn
auch glücklich gelang. Wäre dieses nicht möglich gewesen, wäre es uns wahr-
scheinlich schlecht ergangen, denn der Wind, der um 6* p. m bereits aus SE
die volle Orkanstärke (12) erreicht hatte, drehte sich, mit gleicher Stärke
wehend, um 10* p. m. nach S und bald nach 12" p._ m. nach SW. Als der
Wind die Südrichtung angenommen hatte, begann das Barometer ebenso rasch
wieder zu steigen, als es vorher gefallen war. Der Luftdruck hatte um
91/2 p. m. mit 741,3 mm (auf 0° Temperatur reducirt) seinen tiefsten Stand
erreicht. Der Wind wehte aber noch bis zum folgenden Morgen um 2 Uhr
mit der vollen Kraft eines Orkanes aus SW. Dabei war die Luft zeitweilig so
warm, als wenn sie einem heifsen Backofen entströmte, was ein sehr unheimliches
Gefühl hervorrief. Von 9* bis 11” p. m. lief die See, welche sich brach, sehr
hoch. Unsere Lage wurde noch durch das Bewufstsein verschlimmert, dals die
Leeküste, der wir uns rasch näherten, nur etwa 25 Sm entfernt war. Wir
waren dem Winde und Wetter vollständig preisgegeben, denn die Untermars-
segel und das Stagsegel, obwohl noch neue Segel, waren fortgerissen. Das
Einzige, was wir erreichten, war, dafs es uns gelang, um 12% 30“ p. m. den