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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Eisverhältnisse im Kieler Hafen. 
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tieferes Minimum hat auch nicht immer die Eisbedeckung zur Folge, sondern 
dieselbe bleibt 9 Mal in 23 Fällen aus. Oder: Die Wahrscheinlichkeit des 
festen Eises bei einem Minimum unter — 10° ist 14:9; die Wahrscheinlichkeit 
des Offenbleibens bei einem — 10° nicht erreichenden Minimum wie 4:1. 
4. Die Dauer der Kälteperiode ist in der Tabelle zuerst bemessen 
nach der Zahl der Tage mit einem Tagesmittel unter 0°. Der Einfluls auf die 
Eisbildung kann natürlich sehr verschieden ausfallen, je nachdem die Luft- 
temperatur nur mit Unterbrechungen oder für einen zusammenhängenden Zeit- 
raum unter 0° fällt. Indessen darf doch die Zahl der Eistage annähernd gleich 
der Dauer der Kälteperiode gesetzt werden, weil auch vereinzelte Eistage durch 
Abkühlung des Wassers ein späteres Gefrieren vorbereiten. Es ergiebt sich 
nun auch ein grofser Unterschied der Dauer für die Jahre mit Eisbedeckung 
und für die unbehinderten. Bei den ersteren ist die durchschnittliche Zahl der 
Eistage 49, bei den letzteren 25. Kommen in einem Winter 30 Eistage und 
mehr vor, so bildete sich in den 38 Jahren 13 Mal dauerndes Eis, 6 Mal 
nicht. Bei weniger als 30 Eistagen blieb die Schiffahrt unbehindert 15 Mal 
und wurde 4 Mal behindert. . 
5. Nimmt man zur Zahl der Eistage auch noch die Gröfse der Tempe- 
raturerniedrigung oder die negative Abweichung vom normalen Werthe 
hinzu, worüber die Ziffern in der Spalte 8 den Anhalt geben, so findet sich 
Folgendes: 
Der Dezember hatte in 14 Jahren von 37 Jahren eine Temperatur unter Normal 
und 3 Mal Eisbildung . 
Januar „ „8 . 38 » eine Temperatur unter Normal 
und 8 Mal Eisbildung 
Februar „ » 14 eine Temperatur unter Normal 
. und 4 Mal Eisbildung 
März -  »17 eine Temperatur unter Normal 
und 2 Mal Eisbildung 
ganze Winter 
Dez.—Febr. „ „17 eine Temperatur unter Normal 
und 17 Mal Eisbildung. 
Vier Jahre mit Eisbedeckung fielen aber auf Winter, deren Mittel- 
temperatur über Normal war. Es sind .also vier kalte Winter eisfrei geblieben: 
1855/56, 56/57, 60/61, 78/79. Dagegen bildete sich festes Eis in vier Wintern 
mit mehr als normaler Temperatur: 1852/53, 57/58, 61/62, 67/68. In diesen 
letzteren Jahren dauerte aber die Eisbedeckung durchschnittlich nur 20 Tage. 
Die Durchschnittswärme aller Winter mit festem Eise ist — 0,02°, die 
der eisfreien Winter -+ 2,22°. In zehn Wintern, deren Mitteltemperatur unter 0° 
sank, bildete sich die Eisdecke 8 Mal und nur 2 Mal nicht. 
Man kann hiernach sagen: Geht die mittlere Luftwärme des ganzen 
Winters unter die normale, so bildet sich in irgend einem Monate festes 
Eis mit der Wahrscheinlichkeit 13:4, geht die Mittelwärme unter 0° mit der 
Wahrscheinlichkeit 4:1, Bleibt die ganze Wintertemperatur über der normalen, 
80 bildet sich in 20 Wintern nur 4 Mal, und zwar nur für kürzere Zeit 
festes Eis. ; 
6. Der Monat der Eisbildung in Beziehung zur Luftwärme und zur 
Beschaffenheit des Wassers. 
Da aus dem Vorhergehenden erhellt, dafs die durchschnittlichen negativen 
Abweichungen von den normalen Wärmeverhältnissen wesentlich entscheidend 
für die Eisbildung sind, so ist zu erwarten, dafs diese vorzugsweise in dem- 
jenigen Wintermonate erfolgen wird, in welchem eine hinreichend starke und 
anhaltende negative Anomalie vorkommt. Dies ist im Ganzen auch der Fall. 
Die in der Spalte 8 fett gedruckten Temperaturangaben gehören zu dem Monate, 
in welchem das Eis zum Stehen kam, und man sieht, dafs dies 10 Mal in den 
17 Jahren für den kältesten Monat. zutrifft. Dann aber bildet sich 5 Mal die 
Eisdecke erst nach der kältesten Epoche und 2 Mal schon Ende Dezember, 
bei niedriger, aber nicht der niedrigsten Temperatur des Winters. 
Ä Die Regel ist also, dafs das feste Eis im kältesten ‚Monate oder nach 
demselben entsteht. - Diese: Verzögerung der Eisbildung ist auf die Beschaffen- 
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