Die Staubfälle im Passatgebiet des Nordatlantischen Oceans,
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trockene Nebel, die sogenannten African Smokes, hier sehr häufig vorkommen,
80 erschien dieser Umstand einigermalsen auffällig. Es sind deshalb, um seine
Thatsächlichkeit festzustellen, aufser den Journalen der letzten Jahre auch
noch alle bei der Seewarte befindlichen früheren Journale, welche Reisen nach
Gwinea betreffen, zur Untersuchung herangezogen worden. Im Ganzen sind
darin Berichte über 19 Dampfer- und 130 Segelschiffsreisen enthalten. Die
ersten derselben wurden im Jahre 1868 gemacht. Aber auch &us dem 80 ver-
mehrten Materiale ergaben sich für das Gebiet aufserhalb (südöstlich) der auf
Skizze I angegebenen Grenze nur zwei Beobachtungen über Staubniederschlag;
die eine vom 3. Februar 1882, etwa 30 Sm vom Lande, westlich von Kap
St. Paul; die andere vom 17, April 1870, im innersten Theile der Gwuinea-
Bucht, etwa 150 Sm SSW vom Kap Formosa, Au(serdem ist noch in einem
Falle an der Sierra Leone-Küste, bei den Inseln de Los, am 26. Februar 1883,
als sich das Schiff in 50 bis 60 Sm Entfernung vom Lande befand, die Luft
als mit Staubsand vermischt bezeichnet.‘)
Die Seltenheit der Staubfälle südlich und östlich von Kap Verde erklärt
sich num wohl zum Theil aus den herrschenden Winden. Während dea ganzen
Sommerhalbjahres weht hier der SW-Monsun, der, als vom Meere kommend
und oft von Regenwetter begleitet, nicht wohl Staub bringen kann. In der
trockenen Jahreszeit ist der Wind, wenn auch nicht aus See, doch meistens
längs dem Lande, Nordwest oder West. Indessen treten im Winter doch auch
ziemlich oft östliche und nordöstliche, aus dem Lande kommende Winde auf,
die als sogenannte Harmattan mitunter such längere Zeit anhalten und ziemlich
frisch wehen. Die Windverhältnisse allein dürften deshalb zur Erklärung der
Erscheinung wohl kaum genügen. Eine zweite und vielleicht die Hauptursache
ist in der verschiedenen Beschaffenheit des Landes nördlich und südlich von
Kap Verde zu suchen, Südlich vom Kap erstreckt sich die Sahara nicht mehr
bie an das Meer hinan. Das Land ist bis in eine weite Entfernung von der
Küste mit Pflanzenwuchs bedeckt und von der eigentlichen Wüste durch die
parallel der Küste, vom Niger bis zur Mündung des Gambia sich erstreckenden
Gebirgszüge geschieden. Wenn der Entstehungsort des Landwindes nicht weit
rückwärts liegt, so komut derselbe an der Küste von Sierra Leone und Ober-
Guinea also nicht aus der Wüste, wie im Norden von Kap Verde der Fall,
oder wenn er daher kommt, so wird er doch durch die quer vorliegenden Ge-
birge verhindert, oft größere Staubmassen bis aufs Meer zu führen. Demnach
würde die grofße Seltenheit der Staubfälle hier auch als ein Beweis für den
Sahara-Ursprung derselben anzusehen sein. Ob die an der Küste von Guinea
in der trockenen Jahreszeit #0 häufig herrschenden Nebel von Sahara-Staub
herrühren, müssen wir unentschieden lassen, Möglich ist ja, dafs feiner Staub,
welcher vom Winde leichter getragen wird, über die Gebirge hinüber und bis
hierher gelangt, oder dafs Staubnebel, welche zuerst mit östlichem Winde im
Norden von Kap Verde aufs Meer hinausgeweht sind, später von den nord-
westlichen Winden längs der Küste hierher geführt werden. Vielleicht haben
die African Smokes der Gwineg-Bucht aber auch eine andere Ursache sls
Staub oder der Staub einen näheren Ursprung. Letztere Möglichkeit dürfte
auch bezüglich der an der Guinea- und Sierra Leone-Küste beobachteten Staub-
niederschläge nicht ausgeschlossen sein, um so weniger, als die Orte, wo sie
stattfanden, der Küste sehr nahe liegen. Wird von diesen drei Fällen abge-
sehen, so ergeben sich nach den Englischen und den Deutschen Berichten als
die am weitesten südöstlich gelegenen Beobachtungen: 13,3° N-Br und
17,4° W-Lg am 30. Januar 1883, 9,0° N-Br und 19,2° W-Lg am 2. Februar 1870,
7,5° N-Br und 20,5° W-Lg im April (Jahr unbekannt) und 4,5° N-Br und
24,5° W.Lg am 15. Januar 1866, .
Was den Einfluß der Jahreszeiten auf die Verbreitung‘ des Passatstaubes
anbetrifft, so zeigen die Beobachtungen, dafs in allen Monaten Staubfälle vor-
ij) Der Bericht aus der Nähe von Kap Formosa ist vom Kapt. J. H. Dierks vom Schiffe
„Luna“. Derselbe lautet: „Am 17. April 1870, in 1,9° N-Br und 51° O-Lg, bei Tsagesanbruch
fanden wir etwas rothen Staub auf den Segeln, jedoch so wenig, dafs ich nichts davon aufsammein
konnte. Kurz vorher hatten wir einen Tornado aus ENE, früher und auch später sehr leichte
Briese aus SSW“, Die anderen beiden Berichte sind in der nachfolgenden Zusammenstellung
mit gegeben,
Aus. d. Hydr. ete., 1886, Heft IL