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Die Staubfälle im Passatgebiet des Nordatlantischen Oceans.
Ebensö wie in dem hier erwähnten läfst sich mit Hülfe der Nord-
atlantischen Wetterkarten fast in jedem Falle, wenn Niederschlag von Passat-
ataub beobachtet wurde, nachweisen, dafs der Wind, wenn man seinen Weg
zurückverfolgt, nach der vorher bezeichneten Küstenstrecke zwischen Kap Jwuby
und Kap Verde führt. Nach unserer Untersuchung, bei der wir die Wetter-
karten bis Juli 1882 in Betracht ziehen konnten, finden Staubfälle in einiger
Entfernung vom Lande unur statt, wenn der Wind auf der Höhe der Sahara-
Küste aus einer Richtung kommt, welche aus dem Lande zeigt, d. h. östlicher
als NEzN ist; vornehmlich treten sie auf bei dem Winde aus ENE bis ESE, wenn
dieser zugleich mit verhälinifsmäßig grofser Stärke weht. Die besonderen Zu-
atände in der Luftdruckvertheilung, welche einen solchen aufsergewöhnlich öst-
lichen und zugleich steifen Passat in dieser Gegend hervorrufen, bestehen im
Winter in der Anwesenheit eines hohen Maximums in der Nähe der Afrika-
nischen und Portugiesischen Küste oder über Nordafrika, Diese bewirkt, dal
im nordöstlichen Theile des Passatgebietes die Gradienten eine mehr südliche
oder selbst südwestliche Richtung annehmen, während sie hier für gewöhnlich,
wenn das Maximum näher der Mitte des Oceans lagert, mehr nach Südost ge-
richtet sind. Im Sommer wird die südlichere Richtung und größere Stärke der
Gradienten an jener Stelle dagegen meistens durch eine auf der Höhe von
Kap Verde befindliche Depression vorursacht. Weht der Wind an der Sahara-
Küste nicht aus dem Lande, sondern, wie os gowöhnlich der Fall ist, aus
giner nördlicheren Richtung, längs dem Lande oder gegen das Land, so zeigt
sich auf dem Meere kein Staub.
Die Art und Weise, wie der Staub, machdem er infolge günstiger Um-
stände auf das Meer hinaus gelangt ist, sich weiter verbreitet, zeigt sich auch
wieder gänzlich von der Richtung und Stärke des herrschenden Windes ab-
hängig. Je nachdem der Passat auf seinem weiteren Wege landabwärts eine
mehr östliche und südöstliche oder eine nordöstliche und nördliche Richtung
annimmt, wird der Staub mehr nach West bis Nordwest oder mehr nach Süd-
west und Süd geführt. Die Fälle, dafs der Staub weit nach Nordwesten ge-
tragen wird, sind indessen nur verhältnifsmäfsig selten; vornehmlich wohl aus
dem Grunde, weil in der östlichen Hälfte des Passatgebiets SE-Winde über-
haupt nur selten vorkommen, oder, wenn sie auftreten, meistens leicht oder von
Regen begleitet sind. Durch letzteren wird der Staub immer sehr bald aus
der Luft entfernt. Wie schon bemerkt wurde, geht die nördlichste Beobachtung
von Staubfall nicht über 27,2° N-Br hinaus, bleibt also von der polaren Passat-
grenze, die im Sommer nicht selten nördlich von 35° N-Br liegt, noch ziemlich
weit ab. In der Nähe der Küste, zwischen 18° und 19° W-Lg, ist die nörd-
lichste beobachtete Breite sogar nur 25,2° Nord. Hier oder etwas nördlicher,
in 26° N-Br, liegt auch gewöhnlich die nördliche Grenze der Staubnebel. Auf
dem Dampferwege nach und von Südamerika macht sich auf dieser Stelle nicht
selten eine scharfe Scheidung bemerkbar zwischen dem klaren, sichtigen Wetter
im Norden und dem trüben, diesigen Wetter im Süden, Viel häufiger als nach
Nordwesten wird der Staub, dem Vorherrschen nordöstlicher und nördlicher
Winde entsprechend, nach Südwesten und Süden geführt. Hier gelangt er,
wenn seinem Fluge durch Eintritt von Regen, Abflauen des Windes oder
sonstige Ursachen nicht schon vorher ein Ende bereitet wird, mitunter bis in
die Aequatorkalmen.
Da die Verbreitung des Staubes durch den Passat geschieht, so ver-
schiebt sich im Laufe der Jahreszeiten mit der äquatorialen Grenze des
letzteren auch die der Staubregion. Die Berichte der Seewarte ergeben als
niedrigste Breite, wo Staub angetroffen wurde, für die Monate Januar bis März
in einem Falle 4° Nord, in mehreren Fällen 7° bis 8° N-Br, für Juli bis Sep-
tember aber nur 14,4° N-Br. Aehnlich die Englischen Berichte. Die Aus-
breitung nach Norden wird durch die jahreszeitlichen Verschiebungen der
Passatgrenze nicht beeinflufßst. Sie ist in erster Linie von der Lage der nörd-
lichen Grenze der Sahara-Küste abhängig, und der Staub wird deshalb, den Beob-
Aachtungen zufolge, im Sommer nicht weiter nach Norden geführt, als er unter
günstigen Umständen auch im Winter gelangen kann.
Sehr selten wurden Staubfälle in den Afrikanischen Gewässern, südlich
von der Breite und östlich von der Länge von Kap Verde beobachtet. Da