Die Stauhbfälle im Passatgebiet des Nordatlantischen Oceans,
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amerika. Er kommt hier in so fern in Betracht, als die Beobachtungen der
auf demselben verkehrenden Schiffe einen Nachweis über die Lage der west-
lichen Grenze des Staubfallgebiets zu liefern im Stande sind.
Nach dem so eben Dargelegiten erklärt sich das Fehlen der Beob-
achtungen über Passatstaub auf einzelnen Stellen des Gebietes und besonders
in unmittelbarer Nähe der Küste von Afrika auf einfache Weise dadurch, dafs
aur wenige oder gar keine Schiffe hierhin gelangen. Wenn man dies berück-
sichtligt, so kann eine Betrachtung der Karte I über den Afrikanischen und
speciell Wüstenursprung der Staubfälle für einen Unbefangenen wohl kaum einen
Zweifel lassen. Wie man sieht, nimmt das Gebiet, wo dieselben vorkommen,
aur die östliche Hälfte der Nordatlantischen Passatregion ein. Seine Basis
bildet die Küste von Afrika, etwa zwischen Kap Juböy und Kap Verde, 27°
and 15° N-Br, also gerade die Strecke, wo die Sahara an das Meer stölst, und
von hier aus verbreitet es sich fücherförmig westwärts bis nach etwa 40°W-Lg
and südwestwärte bis zu den Aequatorkalmen in 4° bis 5° N-Br. Das Gebiet
der gröfsten Häufigkeit erstreckt sich von der bezeichneten Küste recht in der
Richtung, nach welcher der Passat in der Jahreszeit des häufigsten Vorkommens
weht, nämlich nach SW bis SWzW, bie nach etwa 30° W-Lg und 10° N-Br.,
Es umschliefst die Kapverden-Gruppe, welche nahezu iu der Mitte desselben
liegt, Als seine Grenzpunkte kann man auf dem Meridiane von 20° West, 23°
and 13° N-Br, auf dem von 25° West, 20° und 10° N-Br annehmen. Das
Gebiet des gewöhnlichen Vorkommens, wo Staubfälle auch noch ziemlich oft
beobachtet wurden, hat in der Nähe der Küste uur eine wenig gröfsere
Ausdehnung, wenigstens nach Norden hin, wo nur ein einziger Bericht eine
höhere Breite als 25° Nord angiebt; nach Westen und Südwesten geht es je-
doch noch ziemlich weit über die vorher angegebenen Grenzen hinaus, In 25°
and 30° W-Lg erstreckt cs sich von etwa 23° bis 7° N-Br und reicht west
wärts bis nach ungefähr 37° W-Lg'), Es ist demnach nichts Ungewöhnliches,
daß der Staub vom Winde bis zu 1000 oder 1100 Sm weit landabwärts ge-
tragen wird, und keinenfalls sind es immer blofse Spuren von Staub, sondern
nicht selten ganz erhebliche Massen, die in dieser Kattermung von der Küste
noch niederschlagen. Auch die Staubnebel zeigen sich so weit draufsen noch
mitunter obenso dicht wie in der Küstennähe, Kapt. Johannsen, vom Schiffe
„Hercules“, schildert die Luft am 17. Juni 1879 in 16° N-Br und 35° W-Lg,
in einem Abstande von 1000 Sm von der Afrikanischen Küste als so undurch-
sichtig, dafs kaum eine halbe Seemeile weit etwas zu unterscheiden war. Am
Morgen dieses und ebenso des folgenden Tages wurde das ganze Schiff mit
röthlichem Staube bedeckt gefunden.
Jenseits der zuletzt bezeichneten Grenzen kommen Staubfälle nur ver-
einzelt vor. Die äufsersten Punkte, wo sie den hier in Betracht gezogenen
Englischen und Deutschen Berichten zufolge noch beobachtet wurden, sind im
Norden 25,2° N-Br in 186° W-Lg (beobachtet am 26, September 1881),
27,2° N-Br in 25,9° W-Lg (am 19. Januar 1882) und 26,5° N-Br in 36,1° W-Lg
‘am 19. Mai 1879); im Süden 4,5° N-Br in 24,5° W-Lg (am 15. Januar 1866)
und 40° N-Br in 31,9° W-Lg (am 16. Januar 1882); im Westen 40,3° W-Lg in
15,7° N-Br (beobachtet am 17. Februar 1880 von Kapt. Lahmeyer, vom
Schiffe „Alma“, Die zuletzt erwähnte ist die am weitesten landabwärts g6e-
legene Position, von woher Staubfall berichtet wurde. Ihre Entfernung von
dem nächsten Punkte der Afrikanischen Küste, Kap Verde, beträgt 1320 Sm.
Einige Tage, bevor der Staub hier hin gelangte, am 13. und 14, Februar, hatte
auch schon näher dem Lande, in etwa 25° W-Lg und zwischen 20° und
16° N-Br Staubniederschlag stattgefunden. Der Wind war au diesen Tagen,
wie auch am 17, Februar, E bis ENE 5. Verfolgt man die mittlere Richtung
des‘ zur Zeit herrschenden Windes rückwärts, so findet man als den Küsten-
strich, von woher der Staub wahrscheinlich gekommen war, die Gegend vom
südlichen Kap Blanco. Von hier aus gerechnet, ergiebt sich die Entfernung
noch etwas größer, nämlich zu 1360 Sm.
‘) Die ungefähren Grenzen der Gebiete des häufßgsten und des gewöhnlichen Vorkommens
:ind in Karte I mit verzeichnet.