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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

Caleta Buena in Chile, 
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welches oben über Rollen geleitet ist, hat eine Stärke vou 3 Zoll. Die Schienen 
liegen ziemlich steil, Mit der bestehenden Einrichtung ist os möglich, täglich 
250 Tonnen Salpeter zu befördern, doch ist die Anlage von 2 weiteren Bahnen 
beabsichtigt. Die Ausfuhr hat sich in der kurzen Zeit schon ganz bedeutend 
entwickelt, so daß gewöhnlich 2 oder 3 Schiffe anwesend sind, um Salpeter zu 
Jaden. Während meines dreiwöchentlichen Aufenthalts hierselbst waren sogar 
11, zeitweilig selbst 14 Schiffe gleichzeitig im Hafen. Das Beladen der Schiffe 
geschieht sehr rasch; selbst hoher Seegang wird nur selten hinderlich, da der 
Salpeter am Ende einer 75m (250 Fuß) langen Brücke in die Lanschen ge- 
lassen wird. Man ladet in der Regel täglich 80 bis 100 Tonnen. 
Trinkwasser (kondensirtes) ;ist am Lande für den Preis von 5 Cts. pro 
Gallone zu erhalten. Aufserdem kommt für gewöhnlich alle 8 Tage ein Wasser- 
boot von Iquique, von dem man besseres Wasser zum Preise von 4 Cts. die 
Gallone betichen kann, Proviant für die Reise kann in Caleta Buena nicht 
beschafft werden. Kartoffeln und andere Erfrischungen kauft man am vortheil- 
haftesten von den Dampfern, die gewöhnlich alle 10 Tage diesen Platz anlaufen, 
Eine Unsitte, welche sich hier eingebürgert hat, ist, da(s jedes Schiff eine 
Konsulatsgebühr von % Cte, pro Reg.-Tonne zu entrichten hat, obwohl kein 
Konsulat am Platze ist. Einige Kapitäne, die sich weigerten, diese Gebühr zu 
entrichten, mufsten mehrere Tage auf ihre Papiere warten und schliefslich doch 
noch bezahlen. Auch ich hatte erst die Absicht, die Zahlung dieser, wie mir 
schien, unberechtigten Gebühr zu verweigern, und wurde nur durch die Furcht 
vor dem Aufenthalte, welcher mir hieraus erwachsen würde, anders bestimmt. 
Eu wäre gewiß wünschenswerth, wenn in diesem Uebelstando Wandel ge- 
schafft würde, 
Ueber die Ansegelung des Hafens möge noch Folgendes bemerkt werden: 
Da Caleta Buena eben nördlich aufserhalb des Feuerkreises von /quique liegt, 
so thut man am besten, Zquiqgue auf einen Abstand von 4 Sm auzulaufen. Wenn 
in dieser Entfernung /quique Ost peilt, so beträgt der Abstand bis zum Anker- 
platz in Caleta Buena, wie schon im Anfange bemerkt, 18 Sm. Erreicht man 
diese Position früh genug, sage vor 2" p. m., und ist die Briese so frisch, dafs 
man noch vor Dunkelwerden den Ankerplatz zu erreichen erwarten darf, 8O 
getze man zu, andernfalls aber kürze man Segel und halte für die Nacht ab 
and an auf der Höhe von /quique. Ist kein nördlicher Strom vorhanden, so 
setze man am folgenden Morgen gegen 2 oder 3 Uhr wieder Segel und steuere 
in Peilung des Feuers von /quique nordwärts längs der Küste, in einem Ab- 
stande von 3 bis 4 Sm. Wenn das Feuer von /quique von Deck aus Sicht 
geht, wird man die Ankerlaternen der Schiffe im Hafen von Caleta Buena oder 
diese selbst erblicken. Man thut wohl, mit Tagesanbruch ganz nahe vor dem 
Hafen zu stehen, weil später leicht Windstille für den ganzen Tag eintritt und 
man also bei gröfserem Abstande den Ankerplatz nicht zu erreichen im 
Stande ist. 
Nachdem das Schiff mit 606 Tonnen Salpeter beladen war, verließen wir 
am 18. Juli 1884 den Hafen von Caleta Buena, um die Reise nach New- York 
anzutreten. Es war bereits 3" p.m. und ganz flauer, südlicher Zug, bei einer 
hohen Dünung aus SW. Am Abend wurde es windstill, Wir bemerkten, dafs 
der Strom das Schiff nach NO, dem Lande zu, versetzte, In einem 
Abstande von Z Sm von der Küste betrug die Wassertiefe 45 m ® Fad.}. 
Da keine Landbriese kam, vielmehr während der ganzen Nacht vollständige 
Windstille herrschte, und da sich das Schiff mehr und mehr dem Lande näherte, 
ankerten wir 2 Kbig von demselben auf 27m (15 Fad.) Tiefe und 1 Sm südlich 
von Mezillones. Am Vormittag des 19. blieb es ebenfalls windstill. Wir 
brachten deshalb den Mittelwurfanker mit 360 m (200 Fad.) dünner Leine aus, 
warpten das Schiff vom Lande ab und ließen es vorläufig vor 108 m- (60 Fad.) 
Leine liegen. Auf 45m (25 Fad.) Tiefe, wo der Wurfanker lag, bestand der 
Meeresboden aus dunklem Sande. Am Nachmittage kam leichte Briese durch; 
wir lichteten den Anker und setzten die Reise fort,
	        
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