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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

AO 
Die Tarrafal-Bai der Kap Verde’schen Insel St. Antonio. 
Die Tarrafal-Bai der Kap Verde’schen Insel St. Antonio.) 
Nach dem Bericht des Navigations-Offiziers S. M. S. „Stein“, Kapt.-Lieut. Hasenclever. 
Die Tearrafal-Bai hat ihren Namen erhalten nach einer dort wachsenden 
buschartigen Baumart, Tarra genannt. Diese Bäume sind auch in der Karte 
Tit. VI, No. 638, noch angedeutet, jetzt jedoch durch Anpflanzungen verdrängt. 
Der Platz ist von See aus kenntlich an einem in die Augen fallenden, 
in der Mitte von grünen Anlagen liegenden weißen Farmhause und dem sich 
durch seine dunkelgraue Farbe scharf von den Felsen abhebenden Sandstrand, 
Das erwähnte Haus liegt auf dem nördlichen Ende der Bucht, rechts von dem 
eigentlichen Wasserlauf des in die Bai mündenden Bergbaches. An dem Strande 
befinden sich eine ganz kurze Holzbrücke, zwei graue Steinhütten und eine 
Anzahl von Kokosnuß-Palmen inmitten von Zuckerrohrfeldern. Die Brücke 
liegt an der Stelle des in der Karte Tit. VI, No. 638, als „Watering place“ 
bezeichneten Punktes. (Das in derselben Karte als „Tent of Observation“ be- 
zeichnete Objekt ist nicht mehr vorhanden.) Auf dem linken Abhange der 
Schlucht befinden sich einige Hütten von Eingeborenen, die sich aber wegen 
ihrer grauen Farbe nur wenig von dem Hintergrunde abheben. 
Der eigentliche Wasserlauf des vorerwähnten Bergbaches ist für ge- 
wöhnlich trocken, da das allerdings stets reichlich vorhandene Wasser im 
oberen Theile des Thales zu Farmzwecken etc. künstlich weitergeleitet wird. 
Während der Regenzeit jedoch, wenn diese, was im letzten Jahre nicht der 
Fall war, wirklich reichlich Regen bringt, soll der Bach eine nicht unbedeutende 
Ausdehnung gewinnen. 
Bei der Annäherung an den Ankerplatz schätzt man gewöhnlich, wie bei 
allen flachen, von hohen steilen Felswänden eingeschlossenen Buchten, den Ab- 
stand vom Lande zu gering. Dies ist vielleicht bei Tarrafal-Bai umsomehr 
der Fall, weil nur wenig Objekte vorhanden sind, deren annähernd bekannte 
Größe einen Anhalt zum Schätzen bietet. 
Die Bank, auf der man zu ankern hat, fällt steil, aber, wie es scheint, 
gleichmäfsig nach See zu ab, schroffer noch, als dies vor Funchal (Madeira) 
der Fall ist. 
Die in der mehrerwähnten Karte gegebenen Lothungen wurden an den 
Ankerplätzen reridirt und richtig befunden. Man wird in 60—75m Wassertiefe 
ankern müssen, um dem Strande nicht zu nahe zu kommen. Mehrere Schiffe 
werden in einer dem Strande parallelen Linie zu ankern haben. 
Bei der Annäherung thut man gut, ein Tiefloth No. III (12 kg) mit 
Handlothleine No. I (90m), Block zum Einholen ete. klar zu halten und, da 
die zum Ankern geeignete Bank nur schmal ist, mit minimaler Fahrt zu gehen. 
Als Peilobjekt (seitliches) ist die Felsenecke am Südende der Bucht, die 
3ich scharf von dem Sandstrande absetzt, zu empfehlen; die verschiedenen 
Felsenvorsprünge im Norden der Bucht dürften oft nicht schnell und sicher 
genug unterschieden werden. Der Ankergrund besteht aus schwarzbraunem, 
mit wenig Mudd und feinen Korallenstücken untermischtem Sand und soll grofse 
Sicherheit gewähren, 
In der Bai ist die See verhältnifsmäfsig sehr ruhig. Während ca 1 Sn 
aufserhalb eine nicht unerhebliche nördliche Dünung stand, war in der Bai selbst 
fast keine Bewegung bemerkbar. Ebenso soll noch eine Strecke in die offene 
See hinaus fast immer Windstille herrschen, welche Segelfahrzeuge oft Tage 
lang am Einlaufen hindert. Durch diesen Mangel an Luftzug mufs ferner die 
Durchschnittstemperatur erhöht werden. 
Der Strand ist gröfstentheils mit mittelgrofsen Steinen bedeckt; einzelne 
steinfreie Stellen werden zum Landen benutzt. Für Kriegsschiffboote ist das 
Landen schwer, da die in dem tieferen Wasser allerdings nur wenig oder gar 
nicht merkliche Dünung am Strande selbst stets Brandung erzeugt. 
) Findlay's „Nortlı Atlantic“, 1879, 3. 731.
	        
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