Kleine Notizen,
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Wenn die Barre für kleine Boote unpassirbar ist und der Lotse sich
entschliefst, dieselbe mit einem gröfseren Boote und stärkerer Besatzung zu
passiren, so sind 5 Pes. pro Mann und außerdem 10 Pes, für das Boot zu ent-
richten, falls der Lotse dem Tarife nach nicht mehr zu fordern hat.
Innerhalb des Hafens können die Schiffe beim Vertäuen und Ausbringen
von Kabeln ihre eigenen Boote benutzen, wenn nicht das Wetter die Hülfe
des Lotsenbootes oder eines andern Fahrzeuges nothwendig macht.
9. Ueber die Strafse von Santa Catharina,!) Brasilien, berichtet
der Kommandant des ÖOesterreichisch-Ungarischen Schiffeg „Albatros“, Kory.-
Kapt. Müldner, Folgendes.?)
Ankerplatz. Für Schiffe mit weniger als 3 m Tiefgang empfiehlt sich
der Hafen van Desterro sowie die beiden '/s Sm Nord und Süd davon ge-
legenen Ankerplätze; Schiffe von 3 bis 7m Tiefgang können in beiden Theilen
der Strafse auf etwa 8 Sm von Desterro ankern. Der beste, 7' Sm nördlich
der Stadt gelegene, im Segelhandbuche nicht erwähnte Ankerplatz für Schiffe
letztgenannten Tiefganges ist zwischen Raton Grande und der Spitze Sambaqui
unter den Peilungen:
Fort Raton Grande . . 0.0.0000. WSWILW
Nordende von Raton Pequeno . SSWYsW
Spitze !hota . . 2. 4 5S0?/40.
Dieser Platz empfiehlt sich besonders wegen seines schlammigen Grundes
und bietet bei Nordwinden gegen die in den Kanal brechende See Schutz,
Beste Vertäuung zwei Anker Nord—Süd.
Winde. Im Januar herrscht NE bis N in der Straße vor und erreicht
Nachmittags die Stärke 5.
Strömung. Während des Aufenthaltes des „Albatros“ beobachtete man
eipen südlichen Ebbstrom von einer Geschwindigkeit bis 0,9 Kn und einen nörd-
lichen Fluthstrom mit einer Stärke bis zu 0,4 Kn, der nur bei Windstille oder
leichter Briese auftritt. Die Fluthhöhe betrug 1,8 bis 2,7 m.
Landverkehr. Der Bootsverkehr mit Desterro ist für tiefer gehende
Schiffe der grofsen Entfernung halber sehr schwierig und besonders die Fahrt
von Desterro zurück, wegen des meist entgegengesetzten Stromes, der See und
des Windes sehr langwierig. Fast längs der ganzen Küste von Santa Catharina
ist man gezwungen, beim Anlegen entweder felsige Stellen aufzusuchen oder
mit dem Boote auf sandigen Stellen aufzurennen, Bequeme Landungsstellen
giebt es nur auf 3,5 Kabig. nördlich der Spitze I/ihota, für Boote mit weniger
als 1m Tiefgang, dann an der Ostseite der Insel Raton Grande, woselbst bei
Hochwasser 1,5 m Wasser ist, und endlich an der NW-Seite dieser Insel unter-
halb des Forts; dieser Platz ist aber nur bei Hochwasser benutzbar.
Die Anlegeplätze in Desterro selbst sind auch nur. spärlich. Außer
einem Holzdamm mit 2 m Wasser am Kopfende findet man hier keine bessere
Anlegestelle. Dämme und Quais sind längs des sandigen Ufers nicht vorhanden,
Durch Desterro führen zwei Telegraphenlinien, eine geht von Rio de
Janeiro aus über Santos, Paranagua, Desterro und Porto Alegre und trifft mit
jener von Montevideo und Buenos Ayres zusammen, die andere gehört zur süd-
lichen und längsten Abtheilung des Central-Telegraphennetzes von Brasilien,
Docks sind nicht vorhanden. Ein Kohlenlager existirt für die Brasilianischen
Küstendampfer, eines für die wenigen hier anlaufenden Englischen Dampfer,
beide nur mit wenig Kohle, deren Preis (Cardiff) 80 Frances in Gold beträgt,
ohne Lieferung an Bord. Die im Segelhandbuche erwähnte Kohlenniederlage
auf Raton Grande besteht schon seit Jahren nicht mehr. Gutes Quellwasser
findet sich nördlich der Zihota-Spitze.
Das Klima ist im Allgemeinen sehr gesund; der hier stets herrschende
Seewind kühlt die Luft so ab, dafs man selbst im Hochsommer nicht viel von
der Hitze leidet.
10) Flaschenposten. a) Von S. M. Kr.-Freg. „Bismarck“ wurde auf
der Reise von Sidney nach Auckland am 24. März d. J. um 12% Mittags in
33° 40‘ 30” S-Br und 161° 4‘0” O-Lgy eine mit Sand beschwerte Flasche über
ty South America Pilot, Part I, 1885, S. 156.
?) Hydrographische Nachricht, Pola 1886, No. 38,
Ann. A. Hydr, ete., 1558, Heft XL