Sichtweite der Schiffspositionslaternen.
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Wenn der rothe Ball geheifst ist, der einen westlich von Hongkong be-
Gndlichen Taifun bezeichnet, so können Schiffe, welche nach nördlichen, süd-
lichen “und östlichen Häfen gehen, Winde zwischen Ost über Süd bis Südwest
erwarten; die nach West laufenden Schiffe begegnen keiner Gefahr, so lange
ihr Barometer steigt. Wenn es fallen sollte, müssen sie beidrehen und, wenn
nöthig, in einem Taifun-Hafen Zuflucht nehmen; dies wird jedoch selten vor-
kommen.
Schiffe, welche in der Chinesischen See die früher gegebenen Regeln
(Annalen 1885, Seite 682) befolgen, werden im Allgemeinen den Gefahren eines
Taifuns aus dem Wege gehen, In jenen Regeln hiefs es: „Um das Centrum zu
finden, stelle man sich mit dem Rücken gegen den Wind, dann liegt dasselbe
an der linken Seite 2 bis 4 Strich vorlicher als quer ab“, Es giebt jedoch
Ausnahmen von dieser Regel. So weht längs der südlichen Küste Chinas oft
ein stetiger östlicher Sturm, wenn ein Taifun die Chinesische Seo kreuzt; beim
nördlichen Eingange in die Formosa-Strafse weht oft ein Nordost-Sturm, wenn
ein Taifun in südlicherer Breite herrscht. Die Wetterberichte vom August 1884
bestätigen dies. Fernere Untersuchungen haben dargethan, dafß bei den
Philippinen-Inseln und an der Chinesischen Küste bis 24° N-Br das Centrum
eines Taifuns, wenn man den Rücken gegen den Wind dreht, wahrscheinlich
nahezu 4 Strich vorlicher als quer ab an der linken Seite liegt; dagegen in
offener See, entfernt von Land, liegt das Centrum meist 3 Strich linker Hand
nach vorne, wenn das Schiff im vorderen Halbkreise des Taifuns sich befindet,
dagegen mehr als 3 Strich, wenn man sich hinter dem Centrum befindet,
Ueber 25° Breite wird der Winkel wahrscheinlich zu 2 oder 3 Strich gefunden
werden, Er scheint um so kleiner zu sein, je gröfser die Entfernung vom
nächsten Lande und je größer die Breite ist. In einigem Abstande hinter dem
Centrum weht der Wind gewöhnlich direkt auf dasselbe zu,
Sichtweite der Schiffspositionslaternen.
In dem letzten Hefte dieser Annalen wurde eine Abhandlung über Schiffs-
kollisienen veröffentlicht; dafs zur Vermeidung solcher Unglücksfälle die Sicht-
weite der Positionslaternen von wesentlicher Bedeutung ist, bedarf keiner
weiteren Klarlegung. Wir lassen über diesen wichtigen Punkt daher hier einige
Daten folgen, wie sie Herr M. Burstyn, welcher mit der Prüfung der Schiffs-
ositionslaternen bezüglich ihrer, den internationalen Vorschriften entsprechenden
iscnschaften beauftragt war, aus den Versuchen und Beobachtungen einer
Reihe von Jahren abgeleitet und in No. VIII der „Mittheilungen aus dem Ge-
biete des Seewesens“ publieirt hat. Zur Prüfung der Laternen, ob dieselben
die durch internationale Verordnung fostgesetzten Sichtweiten aufwiesen, wandte
er nicht die praktische Methode an, wie diese am einfachsten und sichersten
erscheint, sondern er bediente sich des Foucault’schen Photometers. Der Grund
hierfür war der, dafs die Positionslaternen gewöhnlicher Form selten oder nie
in ihrer ganzen Ausdehnung gleich lichtdurchlässig sind. Man findet immer
Parthien im Strahlenbüschel, die weit weniger intensiv sind, als der übrige
Theil desselben. Diese dunkelen Parthien liegen nun nicht etwa an den
äufsersten Grenzen des Strahlenbüschels, sondern meistens zwischen ca 25°—40°
zeitlich von der Frontstellung, so dafs ein Schiff, welches innerhalb dieses
Winkelabstandes auf das Licht lossteuert, dasselbe nicht sehen wird, während
die Laterne in allen anderen Winkeldistanzen sehr gut sichtbar sein kann.
Diese dunkelen Parthien durch Beobachtung aus Distanz zu finden, ist sehr
schwierig und zeitraubend, Mittelst des Photometers liefsen sich solche dunkelen
Parthien und die Lage derselben finden, Es wurde ferner die Menge des von
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