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Rekognoscirungsfahrt S. M. Kr. „Habicht*.
nur etwa den dritten nördlichen Theil des Bettes bedeckt. Dieser Theil war
noch vafs und mit einer dünnen Schlickablagerung bedeckt, während der übrige
Theil des Flufsbettes mit Buschwerk bestanden war.
Vor der Mündung des Flusses, etwa 50m von der Brandung entfernt,
sind 5m Wasser, die Wassertiefen nehmen nach West regelmäßig zu, und
beträgt die Tiefe auf 1,5 Sm vom Ufer noch 20m. Die Brandung an der Küste
wurde an diesem Tage — der indessen wohl zu den Ausnahmen gezählt werden
muß — nicht so stark gefunden, wie dieselbe an der Togoküste ist, und
können Güter mit Brandungsbooten gelandet werden, falls es rentabel erscheinen
sollte, hier eine Faktorei anzulegen.
Im „Africa Pilot“, Theil II, 1884, S, 207, hat sich bei Angabe der
Breite der Flufsmündung ein Druckfehler eingeschlichen, der beim Vergleich
mit der Karte sofort ins Auge fällt, aber immerhin zu Irrthümern Veranlassung
geben kann. Statt 22° 42” (Sekunden) mufs es heifsen 22° 42‘ (Minuten). Naclı
den an Bord gemachten Beobachtungen liegt die Flufsmündung in 20° 42.5‘ S-Br.
Die Länge nach Chronometer beträgt 14° 30,3‘ Ost.')
Der von S. M. Knbt. „Wolf“ gesetzte Flaggstock sowie die Tafel mit
der Inschrift: „Von 26° S.Br bis 18° S-Br mit Ausschlufs der Walfisch-Bai
unter Protektorat des Deutschen Reiches“ wurde auf dem rechten Ufer des
Swachaub unversehrt vorgefunden.
Am 17. April Morgens 6'%4 Uhr verließ der „Habicht“ den Ankerplatz
vor der Mündung des Swachaub-Flusses und dampfte mit 5 Kn Fahrt in
einem Abstande von ca 1,5 Sm längs der Küste nach Norden. Der Dampf-
kutter dampfte nahe am Land aufserhalb der Brandung und hatte Befehl, nach
Einbuchtungen auszusehen; zu gleichem Zweck war cin Ausguck auf der Vor-
bramraa postirt. An Bord befand sich das Handloth in Gebrauch, und mit
dem Tiefioth wurde nach jeder abgelaufenen Seemeile eine Grundprobe geholt.
Die Küstenlinie ist in der Karte Titel VIII, No. 14 (Br. K. 629) im Allgemeinen
korrekt niedergelegt, es wurden nur folgende Abweichungen bemerkt: in
22° 29’ S-Br liegen grofse Steine am Strande, welche in der Karte nicht
angegeben sind. Beim Passiren von Farilhao-Spitze wurden die im „Africa
Pilot“, Theil II, 1884, S. 207, angegebenen Felsen nicht gesehen. Die Spitze
ist eine Sandzunge, und wurden beim Passiren derselben geringe Tiefen
gefunden.
Nachmittags 1 Uhr ankerte „Habicht“ vor dem Omaruru-Flufsbett im
Abstande von 1,5 Sm von der Küste in 17m Wasser. Die Lage des Anker-
platzes wurde durch astronomische Rechnung 22° 8‘ S-Br und 14° 14,8‘ O-Lg
gefunden, hiernach liegt die Flufsmündung in 22° 7,6‘ S-Br und 14° 16,3 O-Lg.
Der „Habicht“ hatte während der 7stündigen Fahrt eine Versetzung von 3,5 Sm
nach N11°W gehabt. Die abgelaufene Küstenstrecke ist von ca 30m hohen
Sanddünen eingefafst. Die Brandung war so stark, dafs eine Landung nicht
angängig schien und daher eine Besichtigung des Omaruru-Flußsbettes unter-
bleiben mufste,
Am 18, April dampfte der „Habicht“ in derselben Weise wie am Tage
vorher von Morgens 6'/s Uhr ab nordwärts. In 22° 5,5‘ S-Br wurde ein trockenes
Flulsbett gesehen, wahrscheinlich ein Arm des Omaruru. In 22° 3‘ S-Br war
Brandung etwa 2 Kabllg. vom Strande, was auf flaches Wasser schliefsen läfst,
Vor der Sierra-Spitze werden die Sanddünen niedriger und Gestein tritt strich-
weise an die Stelle des Sandes. Die Sierra-Bai ist lang gestreckt und bietet
weder Schutz gegen Wind noch Dünung.
Der SSW-liche Wind hatte im Laufe des Vormittags so aufgefrischt,
dafs in der Sierra-Bucht der Dampfkutter an Bord gerufen und in Lee ins
Schlepptau genommen werden müfste. Der Dampfkutter wurde dann am
19. April noch in derselben Weise wie an den vorhergehenden Tagen veor-
wendet, an diesem Tage jedoch gehißst, und wurde das Wetter nun so rauh,
dafs das Boot nicht wieder zur Verwendung gekommen ist,
Um 12 Uhr Mittags wurde Kap Croß passirt und 12% Uhr in der
Kap Crofs-Bucht in 13m Wasser geankert. Vom Ankerplatz aus peilte das
Kreuz auf Kap Cro/ßs SW, die Flaggenstange 0zS. Die Kap Crofs-Bucht bietet
„Africa Pilot“, Part II. 1884, 8. 207.