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Reiseberichte S. M. Kr. „Albatrofs“.
Am 14. Oktober, sobald etwas Wind die Oberfläche des Wassers kräuselte
(bei dem absolut glatten Wasser vorher war kein Riff zu unterscheiden), ging
der „Afbatrofs“ in See und dampfte um die Nordostspitze von Ponape herum
in den Hafen von Metalanim.') Der Hafen ist einfach; trotz schlechter Be-
leuchtung konnte das Schiff, sich an St-B. am Strandriff haltend, vorsichtig ein-
laufen, Im Uebrigen ist aber die Seekarte ungenau; das Strandriff verläuft
durchaus nicht in einfacher flacher Kurve, sondern hat verschiedene Vorsprünge.
Recht in der Mitte der Enge am Ende des Hafens fand sich bequemer und
genügend geräumiger Ankergrund mit geringer Tiefe, Die Verkehrsverhältnisse
sind hier dieselben, wie im Hafen von Langar. Schweine, Hühner, Früchte,
seltener Taro und Yams, sind zu haben, Das Wasserholcn ist hier schwieriger,
da der Prllapletao, in wolchem solches geschieht, bis sehr weit hinauf brackiges
Wasser führt.
Beim Verlassen des Hafone am Morgen des 16. Oktober herrschte eine
noch schlechtere Beleuchtung wie beim Einlaufen, Es wurde deshalb der
Steuermann in der Jolle vorausgeschickt, damit sich dieselbe als Tonne auf don
dem Fahrwasser nächsten Rifffleck lege. Als nach entsprechender Zeit das
Schiff folgte, hatte er beim Passiren des Schiffes jene Stelle noch nicht ge-
fanden, obgleich er in richtigen Peilungen und Richtungslinien — der Karte
nach — gesucht hatte. Hiernach scheinen also auch jene Riffflecke in der Karte
ungenau niedergelegt zu scin.
Bei ziemlicher Stille wurde östlich gedampft und am nächsten Morgen
an der Westseite von Pfingelap?) beigedreht. Bine Einfahrt in die Lagune
existirt gar nicht, auch nicht für Boote. HLeiztere mögen vielleicht bei Hoch-
wasser überall über das Riff kommen können, wenn es nicht brandet. Das
Hauptdorf mit König und Mission — letztere besetzt durch einen den König
vollständig beherrschenden farbigen Lehrer — liegt nicht an der Lagune, sondern
südlicher an der Südwestseite der Insel. Hier ist ein Bootsfahrwasser durch
das Strandrifl, welches sich hinter demselben zu einem flachen Becken erweitert,
Dies Fahrwasser besteht nur aus einem 1—2 m breiten Spalt im etwa !/am be-
deckten Riff, der dazu noch gewunden ist und dessen Secende gerade in der
Brandung liegt, welche durch die geringe Breite des Kanals nicht unterbrochen
wird, sondern gerade hier wie in einem Kessel auf und nieder wirbelt. Die
Boote werden aber sofort von den auf dem Riff wartenden Eingeborenen ge-
packt und nach innen gezogen; ein Steuern wäro auch nicht möglich. Auf der
Insel gab es Hühner und Enten im Ueberflufs, Viele Kauoes brachten dieselben
heraus und konnte für die gesammtie Mannschaft eine Mahlzeit zu billigem Preise
beschafft werden. Eier waren trotzdem selten und schlecht wie überall in den
Südsee-Inseln. Von den Eingeborenen verfertigte breitrandige Basthüte wurden
für 6 pence das Stück verkauft, Pingelap war die erste Insel der Carolinen,
woselbst Geld als Bezahlung verlangt wurde; noch auf Ponape wurden lieber
Waaren im Austausch als Geld genommen. Als Haupttauschartikel erwiesen
sich überall nigger head tabac und Kattun, nächstdem Messer, Beilo und grofse
Glasperlen, Mundharmonikas, Angelhaken, T’honpfeifen wurden selten im Aus-
tausch, als Geschenke aber stets gern genommen.
Nach etwa dreistündigem Aufenthalt wurde die Fahrt bei Windstille nach
Kusai fortgesetzt, und am nächsten Mittag, den 18, Oktober, im Hafen von
Lel#&*) geankert. Dieser Hafen ist auch ganz einfach, wenngleich auch hier die
Riffe nicht ganz richtig in der Karte verzeichnet zu sein scheinen; sie scheinen
nämlich in Wirklichkeit nicht so weit vorzuspringen, wie die Karte asgiebt.
Bei der guten Beleuchtung machte es aber keine Schwierigkeiten, im
hinteren Theile des Hafens querab vom Dorfe Lel& in 15m Wasser einen guten
und für nur einen Anker genügend geräumigen Ankerplatz zu Gnden. Eine Unter-
suchung des hintersten sich nördlich umbiegenden Hafentheils, welcher auf der
Karte keine Tiofenangaben zeigt, ergab, dafs derselbe Tiefen über 4m nur in
oiner etwa für kleine Schoner genügenden Ausdehnung habe, Wasser ist nicht
vorhanden. Mangroveholz lay in grofsen Massen geschlagen für das Missions-
) „Pacific Islands“, Vol, X, 1885, Seite 147,
?) „Pacific Islands“, Vol, X, 1885, Seite 146.
$) „Pacific Islands“, Vol. I. 1885, Seite 145.