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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

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Wasserstandemesser, 
zugewendet war. Erst später versuchte man die Gezeiten durch verschiedene, 
zum Theil recht künstliche Hypothesen zu erklären. So leitete z. B. Galilei 
dieselbe aus der doppelten Bewegung der Erde her. Newton war es vor- 
behalten, den Grund zu einer wissenschaftlichen Theorie der Ebbe und Fluth 
zu legen, auf welcher die späteren Gelehrten weiter bauen konnten. Unter 
diesen hat sich besonders Laplace um die weitere Ausbildung der Theorie ver- 
dient gemacht, indem er sich bei seinen Untersuchungen auf die zu Brest 
gemachten Beobachtungen stützte. Zu jener Zeit begann man einzusehen, dafs 
nur durch fortgesetzte Beobachtungen der Gezeiten der Weg zur Erkenntaißs der 
Ursachen dieser Erscheinung angebahnt werden kann. Schon damals, Anfang 
des 18. Jahrhunderts, existirten an den Küsten Englands und Frankreichs feste 
Pegel, an welchen, wenigstens zu bestimmten Zeiten, regelmälsige Ablesungen 
des Wasserstandes gemacht wurden. Allmählich wurde die Form derselben und 
ihre Aufstellung vervollkommnet und die Beobachtungsmethode verbessert. Man 
begnügte sich nicht mehr damit, nur die zur Ermittelung der Hafenzeit und 
der Höhen des Hoch- und Niedrigwassers erforderlichen Pegelablesungen vor- 
zunehmen, sondern beobachtete die Wasserstäude in kürzeren Intervallen und 
während längerer Zeit, um die Hafenzeit genauer bestimmen, und aus den beob- 
achteten Wasserstandsreihen die Hoch- und Niedrigwasserzeiten im Voraus 
berechnen zu können, Da dies Beobachtungsverfahren sich als sehr umständlich, 
unzureichend und in vielen Fällen als unausführbar erwies, kam man schließlich 
darauf, selbstregistrirende Fluthmesser zu konstruiren. Die von diesen auf- 
gezeichneten Wasserstandskurven haben, weil sie den ganzen Verlauf der 
Gezeitenerscheinung zur Anschauung bringen, die Erkenntnifs dieses Phänomens 
wesentlich gefördert, und daher eine präcisere Vorausberechnung der Hoch- 
and Niedrigwasser möglich gemacht. Aber auch für die Wissenschaften der 
Geodäsie und Geognosie sind diese Wasserstandsaufzeichnungen von grofsem 
Werthe, weil aus ihnen das Mittelwasser eines Küstenpunktes genau abgeleitet 
werden kann, und man aus einer exakten Kenntnifs der mittleren Wasserstände 
der Oceane die Gestalt der Erde noch genauer als bisher bestimmen, und die 
Frage, ob Hebungen oder Senkungen einer Küste stattfinden, endgültig ent- 
scheiden kann. 
Im Folgenden sollen die hauptsächlichsten der gegenwärtig im Gebrauch 
befindlichen Instrumente zur Beobachtung der Gezeiten und Bestimmung des 
mittleren Wasserstandes beschrieben werden. 
Der einfache Fluthmesser oder Pegel. 
Neben den selbstregistrirenden Fluthmessern, welche bis jetzt nur an ver- 
hältnifsmäfßfsig wenigen Küstenpunkten errichtet sind, werden auch noch einfache 
Fluthmesser oder Pegel benutzt. Diese sind entweder fest angebracht oder 
werden nur vorübergehend aufgestellt. Letzteres geschieht bei Küstenver- 
messungen, wenn keine festen Fluthmesser in der zu vermessenden Gegend vor- 
handen sind. Sie dieuen in erster Linie zur Ermittelung der Korrektion, welche 
an den Lothungen anzubringen ist, um diese auf ein bestimmtes Niveau, 
gewöhnlich das des Niedrigwassers zur Springzeit, zu reducirevn. Aufserdem 
werden die an ihnen beobachteten Wasserstände zur angenäherten Berechnun 
der Hafenzeit und der Höhe des Hoch- und Niedrigwassers bei Spring- und 
Nippzeit benutzt. 
Der einfachste Pegel ist ein auf einem schmalen Brette oder einer eisernen 
Platte angebrachter Mafsstab, an welchem der Wasserstand direkt abgelesen 
wird, Das Brett, resp. die Platte, mufs so befestigt werden, dafs der Malsstab 
genau senkrecht steht und die Unveränderlichkeit dieser Stellung gesichert ist. 
Ferner mufs der Mafsstab hinlänglich lang sein und tief genug hinabreichen, 
damit sowohl die höchsten als auch die niedrigsten Wasserstände an demselben 
abgelesen werden können. Gestatten es die lokalen Verhältnisse nicht, an ein 
and demselben Pegel Hoch- und Niedrigwasser zu beobachten, so stellt man 
deren zwei so auf, dafs man an dem einen das Hoch- und an dem anderen das 
Niedrigwasser ablesen kann. Die beiden Pegel müssen durch Nivellement mit 
einander verbunden werden. Da beim Ablesen der Wellenschlag sehr störend 
ist, hat man vielfach die Pegel so eingerichtet, dafs der Wasserstand in einem
	        
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