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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

Ann. d. Hydr. ete., XIV. Jahrg. (1886), Heft XI. 
46: 
B 
Wasserstandsmesser, 
Schon vor mehr als 3000 Jahren hatten die Aegypter Wasserstands- 
messer Oder Pegel an verschiedenen Orten ihres Landes errichtet. Dieselben 
dienten zur Feststellung der niedrigsten und höchsten Nil-Ueberschwemmungen, 
nach welchen die Landesabgaben geregelt wurden, indem man annahm, dafs 
die Fruchtbarkeit der Felder von der Höhe, welche der Nil in der Ueber- 
achwemmungs-Periode erreicht, abhinge, Diese Pegel waren nicht unmittelbar 
an den Ufern des Niles, sondern oft in beträchtlicher Entfernung von den- 
selben, in besonderen Brunnen aufgestellt, welche durch Kanäle mit dem Flusse 
in Verbindung standen. Kinen Nullpunkt, zur Bezeichnung des niedrigsten 
Wasserstandes, hatten sie nicht, sondern, ihrer Bestimmung entsprechend, nur 
eine Skala für die als Mafsstab der Fruchtbarkeit geltenden Nilhöhen. Nach 
Plinius brachten 16 Ellen Nilhöhe den größten Ueberfluß, 15 Ellen Sorgen- 
freiheit, 14 Ellen Zufriedenheit, 13 Ellen Dürftigkeit und 12 Ellen Hungersnoth. 
Als Orte, wo sich Nilmesser befanden, werden Dendera, Elephantine, Memphis 
und die Insel Ruda bezeichnet. 
Obwohl auch in Indien und Syrien in den ältesten Zeiten Kanäle zur 
Bewässerung des Landes angelegt waren, erwähnt die Geschichte nichts von 
festen Pegeln. Von Aegypten und Syrien aus verbreitete sich die Anlegung 
von Bewässerungs-Kanälen über verschiedene Länder Süd-Europas. Namentlich 
Ihaten sich die Manren in Spanien durch solche Anlagen hervor. Sowohl bei 
diesen als auch bei der Ablassung von Wasser aus den zur Ansammlung des- 
gelben dienenden Teichen verwendeten sie Wassermesser, Ebenso verfuhren 
die Mönche von Chziavalle in Italien, welche ein nicht unbeträchtliches Kanal- 
3ystem zur Bewässerung des Landes erbaut hatten. 
Zu den für die Bewässerung des Landes bestimmten Kanälen traten 
später andere, welche den Verkehr der Völker vermittelten. Schon in uralter 
Zeit hatte China derartige Kanäle; die Länder Europas viel später, zuerst wohl 
Italien. Wahrscheinlich wurden beim Bau dieser Kanäle Wasserstandsmesser 
zur Vergleichung der Wasserstände der miteinander zu verbindenden Gewässer 
benutzt. 
Die Erscheinung der Ebbe und Fluth erregte die Aufmerksamkeit der 
alten Völker nur in geringem Grade, weil dieselbe im Mittelländischen Meere, 
auf welches sich ihre Schiffahrt lange Zeit beschränkte, nur unbedeutend ist; 
indessen erwähnte schon Herodot die Fluth im Rothen Meere, und Aristoteles 
spricht die Vermuthung aus, dafs die Fluth von der Stellung des Mondes 
abhängig sei. Erst als die Römer ihre Eroberungen bis zu den Ufern des 
Atlantischen Oceans und des Englischen Kanals ausdehnten, wurden sie auf die 
Gezeiten, welche namentlich im Kanal sehr stark auftraten, aufmerksam, und 
bemühten sich, deren Verlauf zu erklären. Caesar erwähnt in seinen Kommen- 
taren über den Gallischen Krieg, dafs zur Zeit des Vollmondes die Fluth 
besonders stark sei; verschiedene Römische Gelehrte, wie Pliniua der Aeltere, 
beschreiben die Erscheinung der Ebbe und Flutk und geben als Ursache der- 
selben die Einwirkung des Mondes und der Sonne an. Im Mittelalter verwendete 
man wenig Aufmerksamkeit auf diese Erscheinung, wie überhaupt auf die Natur - 
wissenschaften, weil die geistige Thätigkeit zu jener Zeit anderen Interessen
	        
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