Vermeidung von Kollisionen.
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Hiernach würden Mond und Sonne eine entgegengesetzte Wirkung auf
die atmosphärischen Gezeiten ausüben.
Für die verschiedenen Jahre mülste sich nach dieson Resultaten eine
gewisse Uebereinstimmung zwischen den Maximums der Breite des Passatgebietes
und denen der Monddeklination zeigen. Die Jahre 1880 und 1883 entsprechen
dieser Voraussetzung, Während die Grenzwerthe der Monddeklination im
Jahre 1880 ungefähr 5° gröfser waren, als 1883, war auch das Gebiet der
Passato im ersteren Jahre bedeutend gröfser, als im zweiten.
Vermeidung von Kollisionen durch Fixirung der Seitenlichter
in einem Winkel von 45° zum Topplicht.
Von Kapt, C, HM. Seemann in Hamburg,
Nach dem traurigen Verlust der „Cimbria“, welche durch eine Kollision
mit dem Dampfer „Sultan“ bei trüber Luft am 19. Januar 1883 auf der Höhe
von Borkum stattfand, wobei 437 Menschenleben in wenig Minuten in den Wellen
ihren Tod fanden, wuchsen die Vorschläge zur Verhütung solcher oder ähn-
licher Katastrophen so zu sagen wie Pilze aus der Erde. Man wollte die
Dampfer bei Nebel nur noch rückwärts fahren lassen, oder sie sollten ringsum
mit Puffern versehen werden, wie bei den Eisenbahnen. Der Eine wollte das
Schiff so bauen, dafs bei einem Zusammenstofse das ganze Deck sich sofort
löse und als Flofs davon schwimme, während der Andere wieder die Schiffe
sich vorne öffnen und dann langsam in einander fahren ließ. Von all diesen
Vorschlägen ist natürlich keiner realisirt worden.
Sachverständige suchten das Uebel an der Wurzel auf. Man hatte längst
einsehen gelernt, dafs die in einer beliebigen Position angebrachten Seitenlichter
den sich begegnenden Dampfern keinen Anhalt boten, sich über die beider-
seitigen Kurse Gewifsheit zu verschaffen. Um das Ungenügende dieses Systems
zu verbessern, wurden in nautischen Kreisen sämmtliche Vorschläge, die in
dieser Beziehung schon gemacht worden waren, aufs Neue lebhaft besprochen.
Hauptsächlich war es der von Littrow’sche Vorschlag, durch Anbringung
von zwei Seitenlichtern den Kurs des Gegendampfers annähernd erkennen zu
lassen, worüber — und zwar insbesondere in England — am meisten debattirt
und gestritten wurde.
Unter den Deutschen Seeleuten stiefßs dieser Vorschlag meistens auf er-
hebliche Bedenken. Man hatte schon reichlich genug Lichter in befahrenen
Gewässern, so dafs es beinahe eine Kunst war, sich sofort über den jedesmaligen
Gegenstand zu orientiren, und wollte daher ungern noch mehr eingeführt wissen,
Alle aber sahen ein, dafs es absolut nothwendig sei, bei der stetigen Zunahme
von Dampfern und, was am meisten ins Gewicht fel, bei der stetigen Zunahme
ihrer Fahrgeschwindigkeit, ein Beleuchtungssystem zu haben, welches dem einen
Dampfer ermöglichte, auf den Kurs des anderen Dampfers schliefsen zu können.
[ch stellte mir damals die Aufgabe, olıne Einführung von mehr Lichtern dieses
Problem zu lösen, Hier ist das Resultat, welches ich zuerst am 19. März 1883
dem „Hamburger Nautischen Verein“ vortrug und dann der „Hamburgischen
Börsenhalle“ einschickte, welche es in ihrer No. 69 vom 21. März 1883
wiedergab: |
Das Ausweichen der Schiffe gegen einander ist ein gewohnheitsmäßiges
Manöver, wobei die Beurtheilung der Entfernung und die Kalkulation über den
Ort, wo etwa die Kurse der Schiffe sich kreuzen müssen, ferner ob und wie
kusgewichen werden muß, schliefslisch zu einer grofsen Sicherheit wird. Dieses
letztere ist aber nur dann möglich, wenn man aufser den Lichtern auch die
Schiffskörper schen kann, dem bis jetzt sind wir dureh die Stellung der Lichter
bei Dampfern gänzlich in Ungewißheit, welchen Kurs dieselben steuern. Bei
Asn. d. Hyrdr, ete. 1958 Haft ®.